Mini Shopaholic: Band 6
haben. Die sind ziemlich hochnäsig, mit lila Blazern, und es kostet eine Million Pfund pro Jahr oder so, und da ist nicht mal das Essen mit drin. Wahrscheinlich sind sie so sehr mit dem Zählen der Schulgebühren beschäftigt, dass sie keine Zeit mehr haben, ein echtes Talent zu erkennen.
»Es geht bestimmt gut«, sage ich unerschütterlich. »Und wenn sie Ernie nicht wollen, dann taugt die Schule offensichtlich nichts.«
Sollte mir diese Schulleiterin je über den Weg laufen, werde ich ihr die Meinung sagen, und zwar sehr deutlich. Schließlich bin ich Ernies Patentante. Vielleicht sollte ich sogar zu dem Termin mitgehen und meiner Meinung Ausdruck verleihen. Gerade will ich das Suze vorschlagen, als sie mit der Hand aufs Bett schlägt.
»Ich weiß, Bex! Ich hab‘s! Du solltest dir ein Kindermädchen besorgen.«
»Ein Kindermädchen?« Ich starre sie an.
»Wer passt auf Minnie auf, wenn du bei der Arbeit bist? Immer noch deine Mum?«
Ich nicke. Seit mein Mutterschaftsurlaub vorbei ist, arbeite ich zweieinhalb Tage die Woche als Personal Shopper bei The Look. Solange ich da bin, hütet Mum Minnie, was super ist, weil die Kleine beim Frühstück kaum mitbekommt, dass ich weggehe.
»Bringt deine Mum sie in den Kinderladen?«
Ich verziehe das Gesicht. »Nicht wirklich.«
Mum steht nicht auf Kinderläden. Einmal war sie bei Tick Tock und bekam mit einer anderen Großmutter Streit darüber, wer die bessere Fernseh-Miss-Marple ist, und danach wollte sie nie wieder dorthin.
»Und was machen die beiden dann?«
»Na ja, unterschiedlich ... «, sage ich vage. »Sie machen viel so Pädagogisches ... «
Was leicht geflunkert ist. Soweit ich es beurteilen kann, bleibt das Programm immer gleich. Sie gehen shoppen und trinken Tee im Cafe bei Debenhams, dann kommen sie nach Hause und gucken Disney-Videos.
Mein Gott, vielleicht hat Suze recht. Vielleicht braucht Minnie mehr Routine. Vielleicht ist das das Problem.
»Ein Kindermädchen wird sie schon auf die richtige Spur setzen«, sagt Suze zuversichtlich. »Außerdem sorgt die fürs Essen und die Wäsche und alles, und Luke wird sehen, wie leicht alles gehen kann. Dann wird er seine Meinung sofort ändern. Vertrau mir.«
Ich wusste, dass Suze eine Antwort auf meine Frage hat. Das ist die Lösung. Ein Kindermädchen!
Ich sehe eine Mischung aus Mary Poppins und Mrs. Doubtfire vor mir, voll gemütlich mit Schürze und einem Löffel Zucker und unzähligen Lebensweisheiten. Im ganzen Haus kehrt Ruhe ein, und alles duftet nach frisch gebackenem Brot. Minnie wird ein reines Engelchen, das still im Trägerschürzehen dasitzt und mit Knetgummi spielt, und Luke wird mich augenblicklich ins Bett zerren und begatten.
Ich meine, allein schon wegen der Begattung wäre es die Sache wert.
» Alle sind im Moment bei Ultimate Nannies. Die sind das Allerneueste.« Schon hat Suze mein Notebook aufgeklappt und die Website aufgerufen. »Guck es dir an! Ich spring kurz runter und sehe nach den Kindern.«
Ich nehme ihr das Notebook ab und sitze vor einer Website, die heißt: Ultimate Nannies - Erziehung ausgeglichener, kultivierter Kinder - die Erfolgreichen von morgen.
Mein Kinn sinkt leicht herab, als ich abwärtsscrolle. Himmelarsch. Diese Kindermädchen sehen kein bisschen aus wie Mrs. Doubtfire. Die sehen aus wie Elle McPherson. Sie haben alle makellose Zähne, eine makellose Bauchmuskulatur und ein intelligentes Lächeln.
Unsere modernen, top ausgebildeten Nannies sind liebevoll, vertrauenswürdig und gebildet. Sie übernehmen die volle Planung und Organisation des Tagesprogramms und bereiten für Ihr Kind ausgewogene Mahlzeiten zu. Darüber hinaus fördern sie die physische, emotionale und intellektuelle Entwicklung Ihres Kindes. ›Ultimate Nannies‹ sind hoch qualifiziert und Experten für kindliche Ernährung, Sicherheit, kulturelle Bereicherung und kreatives Spiel. Viele sprechen fließend Französisch/Mandarin und/oder bieten Unterricht in Musik, Mathematik nach der KUMON-Methode sowie in asiatischen Kampfsportarten oder Ballett an.
Ich fühle mich total unfähig, während ich durch die Bilder lächelnder Mädchen mit langem, schimmerndem Haar scrolle, die Gemüse-Risotto kochen, durch den Garten dribbeln oder im Judoanzug dastehen. Kein Wunder, dass Minnie Trotzanfalle kriegt. Es liegt daran, dass niemand sie in asiatischer Kampfkunst oder der Zubereitung von Sushi unterweist. Die ganze Zeit über habe ich sie sträflich vernachlässigt. Plötzlich kommt mir das
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