Mini Shopaholic: Band 6
Ganze wird langsam zur Farce. Sie hat ungefähr zwanzig Riesen ausgegeben und will mir immer noch nicht in die Augen sehen, will mir noch immer nicht sagen, weshalb sie gekommen ist.
»Möchtest du vielleicht eine... Erfrischung?«, sage ich schließlich und gebe mir Mühe, normal und freundlich zu klingen. »Kann ich dir einen Cappuccino anbieten? Eine Tasse Tee? Ein Glas Champagner?«
Uns gehen die Kleidungskategorien aus. Sie kann nichts mehr kaufen. Sie kann es nicht länger hinauszögern. Was es auch sein mag.
Elinor steht nur da, den Kopf leicht geneigt, die Hände um den Griff ihrer Tasche gekrallt. Ich habe sie noch nie so kleinlaut erlebt. Fast macht es mir Angst. Und sie hat mich noch kein einziges Mal beleidigt. Sie hat weder gesagt, dass meine Schuhe schäbig sind, noch dass mein Nagellack vulgär ist. Was ist mit ihr los? Ist sie krank?
Endlich, wie unter größter Mühe, hebt sie den Kopf.
»Rebecca.«
»Ja?«, sage ich nervös. »Was ist?«
Als sie weiterspricht, tut sie es so leise, dass ich sie kaum hören kann. »Ich möchte mein Enkelkind sehen.«
Oh Gott, oh Gott, oh Gott. Was soll ich tun? Auf dem Weg nach Hause dreht sich mir alles. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass das einmal passiert. Ich hätte nicht gedacht, dass Elinor überhaupt Interesse an Minnie hat.
Nachdem Minnie auf die Welt gekommen war, hat sie sich drei Monate nicht mal die Mühe gemacht, uns zu besuchen. Dann tauchte sie eines Tages plötzlich auf, mit wartendem Fahrer draußen vor der Tür, warf einen Blick in die Wiege, sagte: »Ist sie normal?«, und als wir ja sagten, ist sie wieder gegangen. Und während die meisten Leute einem hübsche Dinge wie Teddys oder niedliche Babysöckchen schenken, schickte uns Elinor eine grässliche, antike Puppe mit Ringellöckchen und gruseligen Augen wie aus einem Horrorfilm. Sie war dermaßen unheimlich, dass Mum sie nicht im Haus haben wollte, und am Ende habe ich sie bei eBay verkauft. (Also sollte sich Elinor lieber nicht nach ihrem Verbleib erkundigen.)
Aber das war alles noch vor dem großen Streit zwischen Luke und ihr, denn seitdem ist ihr Name bei uns so gut wie tabu. Ungefähr zwei Monate vor Weihnachten habe ich versucht zu fragen, ob wir ihr etwas schenken wollen, und Luke hat mir fast den Kopf abgerissen. Seitdem habe ich nicht mehr gewagt, ihren Namen auch nur zu erwähnen.
Natürlich bleibt mir eine einfache Möglichkeit. Ich könnte ihre Karte einfach in den Müll werfen und so tun, als hätte ich sie nicht getroffen. Die ganze Sache schlicht ausblenden. Ich meine, was könnte sie dagegen tun?
Aber irgendwie ... bringe ich es nicht fertig. Ich habe Elinor noch nie so verletzlich gesehen. Während dieser angespannten Augenblicke, als sie auf meine Antwort wartete, war von Elinor, der eisigen Königin, nichts zu sehen. Ich sah nur Elinor, die einsame, alte Frau mit den faltigen Händen.
Dann, sobald ich »Okay, ich frage Luke« gesagt hatte, wurde sie sofort wieder frostig und fing an, mir zu erzählen, wie lausig The Look im Vergleich zu den Läden in NewYork sei und dass die Engländer keine Dienstleistungskultur hätten und auf dem Teppich in der Garderobe seien kleine Flecken.
Aber irgendwie ist sie mir doch unter die Haut gegangen. Ich kann sie nicht ignorieren. Ich kann ihre Karte nicht wegwerfen. Sie mag ein Eisklotz sein, aber sie ist Minnies Großmutter. Und Blut ist bekanntlich dicker als Wasser. Sofern durch Elinors Adern überhaupt welches fließt.
Und schließlich wäre es auch möglich, dass Luke inzwischen versöhnlicher geworden ist. Allerdings muss ich das Thema ganz vorsichtig angehen. Ganz, ganz vorsichtig, als würde ich einen Olivenzweig schwenken. Mal sehen, was passiert.
Am selben Abend also bleibe ich wach, bis Luke kommt, Minnie einen Gutenachtkuss gegeben, seinen Whisky getrunken und sich den Pyjama angezogen hat, bevor ich irgendetwas anschneide.
»Luke ... wegen deiner Mutter«, setze ich zögerlich an.
»Ich musste heute auch an Annabel denken.« Luke dreht sich um, mit sanfter Miene. »Dad hat mir heute ein paar alte Fotos von ihr gemailt. Ich zeig sie dir.«
Toller Einstieg, Becky. Ich hätte deutlicher sagen sollen, welche Mutter. Nachdem er jetzt denkt, ich hätte das Thema Annabel angeschnitten, kann ich unmöglich elegant zu Elinor übergehen.
»Ich dachte gerade an ... mh ... Familienbande.« Ich ändere meine Taktik. »Und vererbte Eigenschaften«, füge ich nach einer plötzlichen Eingebung hinzu. »Was meinst du, wem
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