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Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)

Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)

Titel: Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Theis
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alt wie sie, doch ließ sich nicht den Spaß nehmen, als Köder für männliche Kundschaft zu dienen. Lissy war nicht sonderlich hübsch oder intelligent oder nett oder reich oder hatte eine besondere Ausstrahlung oder war wohlriechend oder besaß eine andere Eigenschaft, die einen Mann alles stehen und liegen lassen würde, nur um in den Genuss der Gesellschaft einer hinreißenden Frau wie ihr zu kommen. Ihr einziger Vorteil war ihr überraschend großer Vorbau, für ihre einigermaßen akzeptable Figur. Jedenfalls reichte dieses Attribut aus, um immerhin täglich die Stammgäste Rudi und Kelvin in Natalyas Kneipe zu locken und ihnen ein paar Taler aus der Tasche zu treiben. Lissy erfüllte ihre Aufgabe indem sie am Tresen saß und in Richtung der Gäste ihren Ausschnitt präsentierte. Rudi und Kelvin vertieften sich derweil in ein Kartenspiel, zischten dabei zwei, drei Bier, ab und an einen leckeren „Theison“-Schnaps und unterhielten sich über Gott und die Welt.
    Doch der außergewöhnlichste Gast an diesem Tag war der Kartenspieler, der in einer dunklen Ecke saß und gelassen seinen Kaffee trank. Natalya wunderte sich zwar über die merkwürdige Bestellung eines Kaffees, die sie nur widerwillig ausführte, da sie erst die Kaffeemaschine entstauben musste, doch im Gegensatz zu Rudi und Kelvin wirkte der Kartenspieler wie ein gut zahlender Kunde, der auch mit Trinkgeld nicht knauserig umgehen würde.
    Auf dem runden Holztisch lag ein Strauß roter Rosen, den er demonstrierend zur Schau stellte. Während es den meisten Männern peinlich wäre, sich in einer Kneipe, die von Männlichkeit triefte wie dieser, mit einem Rosenstrauß im Gepäck einen Kaffee zu bestellen, machte dieser Kartenspieler keine Anstalten, sondern schien es sogar zu genießen, wie provokant doch seine Erscheinung an einem gottverlassenen Ort wie diesem war.
    Die zwei anderen Männer, Rudi und Kelvin, lenkten ihren Blick ab und an von ihrem Kartenspiel hinüber zu dem geheimnisvollen Kartenspieler, den sie noch nicht als diesen identifizieren konnten.
    „Seltsamer Kerl“, murmelte Rudi.
    „Ay“, hickste Kelvin. „Wem er die Rosen schenken will?“
    „Jedenfalls nicht Lissy, auch wenn sie ihm dafür auch an ihre Törtchen langen ließ. Ob die Schlampe je Rosen zu Gesicht bekam?“
    „Irgendein Idiot wird sich schon in sie verliebt haben“, überlegte Kelvin und kippte sein Bier hinunter. „Er wird sie wohl dieser Selin schenken.“
    Rudi zog die Nase hoch und schluckte ein Gemisch aus Nasenschleim und Bierschaum hinunter. „Diese Selin ist das heißeste Geschoss aus unserem Viertel. Was die mit so einem zu schaffen hat?“
    „Weiß gar nicht mit was die ihre Taler verdient. Irgendetwas mit Psychoscheiß.“
    „Zeitverschwendung“, knurrte Rudi. „Mir wollten die auch mal eine andrehen, die mir die Tassen im Schrank wieder ordnet. Aber ich sag’s dir, hab in der Zeitung gelesen, dass man zu 1000% immer eine Krankheit von denen attestiert bekommt, egal wie fix man da oben noch ist. Alles nur Geldmacherei.“
    „Ay“, stimmte Kelvin zu und trank mit seinem Kumpel ein Glas „Theison“-Schnaps.
    Der Kartenspieler vernahm aus seiner Position natürlich jedes einzelne Wort der lallenden Saufkumpanen. Er setzte sein bestes Lächeln auf, als er auf sich aufmerksam machte und die Herrschaften fragte, ob er denn mit ihnen eine Runde Karten spielen könnte. „Was spielt ihr eigentlich für ein Spiel?“
    „Es hat noch keinen Namen“, erklärte Kelvin. „Rudi hat es mal erfunden.“
    „Und wie funktioniert es?“, fragte der Kartenspieler. „Ich bin ziemlich gut in jeder Art Kartenspiel.“
    „Na, das System hatte ich mal gut verstanden“, sagte Rudi, der Urheber des Spiels. „Aber irgendwie habe ich meine Regeln wieder vergessen.“
    „Deswegen gewinne ich die ganze Zeit?“, fragte Kelvin entsetzt. „Maaaan, ich dachte es wäre nur Zufall, dass ich dich in deinem eigenen Spiel besiege.“
    „Ziel des Spiels ist es alle Karten auf der Hand loszuwerden“, erklärte Rudi. „Solange du keine Sieben auf der Hand hast, musst du zwei Karten ziehen.“
    „Und wann kann ich eine Karte ablegen?“, fragte der Kartenspieler neugierig.
    „Wenn du eine Acht auf der Hand hast.“
    „Doch wie kann ich so viele Karten auf der Hand loswerden, wenn es nur vier Achter in einem Deck gibt?“
    „Tja, so lange du ein Ass auf deiner Hand hast, kannst du eine Karte aus der Hand deines Gegners ziehen und hoffen, dass eine Acht dabei

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