Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)
ist.“
„Das Spiel macht richtig Spaß, wenn man mal drin ist“, schwärmte Kelvin.
Der Kartenspieler winkte lächelnd ab und nippte weiter an seinem Kaffee. „Vielleicht spiele ich beim nächsten Mal mit.“
Gerade wollte Rudi sich wieder seinem vermurksten Kartenspiel widmen, als ihm etwas an dem Kartenspieler auffiel. „Ay, Bursche“, rief er. „Du erinnerst mich an irgendwen.“
„Und an wen?“, fragte der Kartenspieler.
„Du hast recht, Rudi“, stimmte Kelvin zu. „Weißt du was, der Milchbubi sieht aus wie der geisteskranke Kartenspieler, der hier mal sein Unwesen trieb. Nur der Kartenspieler hatte kein vernarbtes Gesicht.“
„Tatsache“, staunte Rudi. „Wenn ich nicht wüsste, dass der gottverdammte Kartenspieler in der Hölle brennt, würde ich felsenfest behaupten, der Bursche wäre es.“
Der Kartenspieler lächelte. „Ja, mit diesem Kartenspieler werde ich öfter verwechselt als mir lieb ist.“
„Hast ein scheiß Pech“, sagte Kelvin. „Vor diesem Wichser hatten hier alle eine scheiß Angst. Erst hat er den Leuten so eine Karte gezeigt, keine normale Karte, irgendein Scheiß war drauf’ und während man sich noch wunderte, was der Wichser da einem vorlegt, hat er einen abgestochen.“
„Gut, dass der eine Etage unterm Keller eingezogen ist“, sagte Rudi lachend. „Hoffe, die waren bei seiner Hinrichtung nicht sonderlich zimperlich. Bei lebendigen Leib hätten sie ihn verbrennen sollen.“
„Klingt nach einem richtigen Arschloch“, sagte der Kartenspieler. „Doch was wäre, wenn er überlebt hätte?“
„Der hat auf keinen Fall überlebt“, sagte Kelvin. „Hoffe ich zumindest. Und wenn sollte der nächstbeste die Chance nutzen und den gottlosen Hurensohn verbrennen.“
„Ay“, keuchte Rudi. „Ich reich dem guten Mann auch den Kanister Benzin und ein Streichholz.“
„Vielleicht hat er sich ja geändert“, überlegte der Kartenspieler. „Wenn er dem Tod von der Schippe gesprungen ist, könnte er über sein Leben nachgedacht haben. Vielleicht will er rechtschaffend werden...“
Er wurde sogleich von Rudi unterbrochen. „Schwachsinn, so Arschlöcher würden sich lieber selbst den Schwanz abhacken, als einzusehen, was für riesige Arschlöcher sie waren. Weißt du warum, Bursche? Einzusehen ein schlechter Mensch zu sein, bedeutet sich auch den Konsequenzen zu stellen. In der Zeitung habe ich von Karma gelesen, oder was auch immer. Auf deutsch, man muss seinen Mann stehen und die Scheiße ausbaden, die man hinterlassen hat.“
„Ay“, stimmte Kelvin ein. „Der Kerl kann ja nicht mehr in den Spiegel schauen. Wenn er wirklich für all seine schlechte Taten eine Quittung erhält, will ich nicht in seiner gottlosen Haut stecken.“
Der Kartenspieler akzeptierte den Zorn seiner Mitmenschen. Er würde sich eher wundern, wäre es, wie bei seiner Selin, das Gegenteil der Fall. „Was wäre wenn sich dieses Karma entscheidet, einen solchen Mensch nicht zu verstümmeln, sondern ihm eine Chance zu geben, seine Taten zu bereinigen?“
Kelvin kam ins Grübeln. „Es wäre vorstellbar, doch das Karma wird ihm einen Arm abschneiden, wenn nicht sogar zwei. Oder zwei Beine. Er kann ja auch im Rollstuhl gute Taten vollbringen. Ginge es nach mir, würde ich mit so einem Arschloch kurzen Prozess machen.“
Von der Theke mischte sich nun auch Natalya ein, die damit fertig geworden war den Tresen mit ihrer Spucke einzureiben. „Schätzchen, unterhaltet euch nicht über dieses Monster. Karma hin, Karma her; ein Monster wie der Kartenspieler wäre mir selbst hinter Gittern noch zu gefährlich. Lieber setze ich mich neben den blutrünstigsten Löwen als neben dieses Biest.“
„Recht hast du, Natalya!“, jubelte Rudi. „Wieso hat unser einer keine Skrupel ein süßes Schaf zu köpfen, aber wird mit Haft bestraft, sollte er ein Monster wie den Kartenspieler umbringen. Vielleicht wäre der Tod auch nicht die beste Strafe für den Kartenmann. Leiden wie seine Opfer sollte er, aber nur jahrelang hinter Gitterstäben versauern, wäre viel zu harmlos.“
Auch Kelvin meldete sich wieder zu Wort. „Ay, alles andere wäre ungerecht. So lange es sich um Menschen handelt, sind die Menschenrechte schön und gut, doch ein Kartenspieler hat längst seine Menschlichkeit verloren. Auf offener Straße hätte man ihn steinigen dürfen, ohne Konsequenzen!“
Während der Diskussion knöpfte sich Lissy weiter ihre Bluse auf, in der Hoffnung die Aufmerksamkeit wieder auf sich lenken zu
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