Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)
Hals angelehnt war.
„Immer langsam mit den jungen Pferden“, beruhigte Bob.
„Diesen Geruch kenne ich“, sagte Frederick wie besessen. Er streckte seine Nase in die Luft und schnupperte wie ein Trüffelschwein nach seiner Fährte.
„Alles in Ordnung, Frederick?“, fragte Löckchen vorsichtshalber.
„Das ist doch...“ Frederick konnte sein Glück kaum fassen. „Es riecht hier nach einer reifen Frau!“
„Frederick, nicht!“, rief Löckchen seinem Kumpel Frederick zu, als dieser blindlings aus dem Laden stürmte.
11
Ihre Haare waren rabenschwarz, ihre Augen blau wie das Meer, ihre Haut so weiß wie Fredericks eingeschäumtes Kinn.
Ihr Name war Emma und sie sah ihrer Tochter, bis auf die Falten an ihren Augen und Mundwinkeln, zum Verwechseln ähnlich. Obwohl nicht gerade Hochsommer herrschte, trug sie einen weißen Sonnenhut und eine Sonnenbrille, die ihr halbes Gesicht bedeckte. Als Lüc ihr entgegen lief, ließ sie ihre Koffer fallen und nahm ihre Tochter in die Arme.
„Kindchen, du bist aber groß geworden“, sagte Emma lächelnd. Sie strich Lücs lockiges Haar von ihrer Stirn und betrachtete das fröhliche Gesicht ihrer Tochter. „Sag Kind, geben sie dir hier nichts zu essen? Du wirst ja immer schmaler.“
„Mama!“, sagte Lüc peinlich berührt. „Wie war die Reise?“
„Halb so wild wie gedacht. Ich hätte es mir hier trotzdem wärmer vorgestellt. Aber kein Wunder, dass hier gerne Pinguine leben.“
Gemeinsam langweilten sie sich mit unwichtigen Details über Emmas Reise oder die unzähligen Morde, die im letzten halben Jahr stattgefunden hatten. Nach dem Smalltalk begegnete ihnen auch schon Willi, der sich ebenfalls auf das Wiedersehen mit Lücs Mutter freute.
„Lang nicht mehr gesehen“, sagte Willi und winkte ihr freudig mit seiner Flosse zu.
Emma trat vor Willi und betastete Willis Gefieder. „Ich werde mich nie daran gewöhnen können, dass du sprechen kannst, Willi. Aber trotzdem schön dich zu sehen.“
„Wenn du dich besser fühlst, kann ich auch nur Krächzlaute von mir geben und für frische Fische durch Feuerreifen springen“, scherzte Willi.
„Nein, nein. So lange du nicht wieder meinen Goldfisch aus seinem Aquarium reißt und vor meinen Augen zerfetzt, habe ich kein Problem mit deinen tierischen Angewohnheiten.“
„Tut mir leid“, sagte Willi. „Beim nächsten Mal werde ich meine Natur zu unterdrücken wissen.“
Emma beugte sich nach vorne und zwinkerte Willi zu. „Gut, sonst müssen wir dich leider einschläfern.“ Sie streichelte gerade Willis weichen Kopf, als sie eine dunkle Gestalt auf sich zukommen sah. Sie blickte zu ihrer Tochter. „Ist er das?“
Lüc nickte, woraufhin Emma nach vorne stürmte. Sie blieb einen Meter vor Zack stehen, als er seine Hand ausstreckte.
„Hallo, Frau...“
Emma packte Zacks kleine Hand und schüttelte sie emsig. „Nenn mich bitte Emma.“ Sie musterte ihren potenziellen Schwiegersohn von oben bis unten. Er machte nicht gerade einen vitalen Eindruck auf sie, wenn nicht sogar einen etwas unbehaglichen, aber er sah wie jemand aus, der auf ihre Tochter aufpassen konnte. „Ich habe schon viel von dir gehört.“
Zack grinste schelmisch. „Das ist nicht gut...“
„Mach dir nicht in die Hosen“, schmunzelte Emma. „Die schmutzigen Details hat Louise ausgelassen.“
Lüc eilte ihrer Mutter hinterher. „Mama, bitte blamier mich nicht.“
„Schon passiert“, erwiderte Emma trocken.
„Was hat sie gesagt?“, fragte Lüc erschrocken.
Noch bevor Zack Emma in Schutz nehmen konnte, antworte sie selbst: „Keine Sorge, Kindchen. Ich werde hier noch genug Zeit haben, um die peinliche Mami zu spielen.“
„In den fünf Tagen willst du echt alles geben?“, fragte Lüc erschrocken.
„Nicht nur fünf Tage, Schätzchen. Willi schrieb mir lustige Briefe, in denen er berichtete wie sein Freund Frederick unter anderem als Vertretungslehrer aushelfen musste, da eure Dorflehrerin letzten Sommer verstarb. Bevor ich weiter in einer Realschule in der Großstadt verschimmel’, habe ich beschlossen, hier als Lehrerin zu arbeiten. Willi gab mir bereits seine Zusage, weswegen ich direkt morgen früh anfangen kann.“
Lüc machte große Augen. „Aber, Mama... das ist ja toll!“
„Deine Begeisterung hält sich aber in Grenzen“, stellte Emma gekränkt fest. „Du dachtest wohl, wenn du ausziehst, hast du Ruhe vor deiner alten, durchgeknallten Mutter, aber dann muss ich wieder deine Pläne durchkreuzen. Doch
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