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Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)

Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)

Titel: Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Theis
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an dem er mit seinem Ärmel ein Guckloch freiwischte. „Das ist nur Frederick auf seinem alten Rad.“
    Durch das Guckloch konnte Emma eine schemenhafte Gestalt erkennen, die sich zeitgleich mit jedem weiteren Quietschen auf Blutwäldchens Schule zubewegte. Schwerfällig strampelte Frederick in die Pedale, um sein rostiges Fahrrad nach vorne zu bewegen. Die dünnen Räder kämpften sich durch den festen Schnee wie ein Maulwurf, der sich durch die Erde grub. Wenige Meter vor der Schule trat Frederick rückwärts in die Pedale, um sein Fahrrad rechtzeitig zu bremsen, ehe er in das Gebäude hineinkrachte. Er stellte sein altes Rad auf dem brüchigen Ständer ab und nahm, aus dem Gepäckkorb an seinem Lenker, eine Pickneckdecke, die er auf dem Schnee ausbreitete. Der Wahn stand ihm im Gesicht geschrieben.
    Emma beschloss ihre Weste überzuziehen und nach draußen zu gehen, um nachzufragen, ob mit Frederick alles in Ordnung sei. Als sie hinaustrat, lag Frederick erwartend auf der Decke.
    „Ich habe dich erwartet“, sagte Frederick.
    „Und du musst Frederick sein“, bemerkte Emma. „Von dir habe ich schon ganz viel gehört.“
    Aus dem Nichts zauberte Frederick eine Schale mit Sahne und eine mit Erdbeeren, die er vor sich auf der Decke servierte. Emma fiel sogleich seine wertvolle Motorradjacke auf, die Frederick wie auf den Leib geschneidert war.
    „Das ist aber eine sehr schöne Jacke“, schwärmte Emma und kam näher.
    „Vielen Dank“, sagte Frederick lächelnd. „So wunderbar geschneidert meine Motorradjacke auch sein mag, ihre Schönheit verblasst gegen deine vollkommen.“
    „Oh, du kleiner Charmeur.“ Emma kicherte und setzte sich zu Frederick auf die Decke. „Woher hast du zu dieser Zeit die Erdbeeren herbekommen?“
    Frederick grinste selbstsicher. „Für die Erdbeeren bin ich um die halbe Welt geradelt. Aber für dich würde ich sogar um die ganze Welt radeln.“
    „Warum hat mir Louise nie erzählt, was für ein charmanter, junger Mann du doch eigentlich bist?“
    Frederick schnappte sich eine Erdbeere, tunkte sie in die Sahneschale und führte sie zu Emmas Mund. „Mit unseren Ohren vernehmen wir Gerüchte, Dinge die über einen Menschen stimmen könnten oder nicht.“
    Emma lächelte, bevor sie ihre roten Lippen über die Erdbeere stülpte und genüsslich ein Stück abbiss. Während Emma lustvoll ihre Erdbeere hinunterschluckte, führte Frederick das Überbleibsel zuerst in die Sahneschüssel, ehe er es selbst verschlang. Er leckte sich den süßen Erdbeersaft von seinen Lippen und sprach: „Doch nur mit unserem Herz erkennen wir den Mensch hinter den Gerüchten. Mit unseren Ohren können wir nicht lieben, nein, das können wir nur mit unserem Herzen.“
    Emma nickte zustimmend. „Du hast ja so recht, Frederick...“ Dann fiel ihr ein Klecks Sahne auf, der an Fredericks Oberlippenbart hängen blieb. „Frederick, du hast da noch etwas Sahne.“
    Frederick lächelte schelmisch. „Mach’s weg.“
    Im ersten Moment wollte sie sich nach vorne beugen und ihm langsam die Sahne wegküssen, doch dann blickte sie schuldbewusst zur Schule, wo die Kinder neugierig die zwei Turteltäubchen aus dem Fenster beobachteten.
    „Ich kann nicht, Frederick“, entschuldigte Emma. „Zu gerne würde ich mich meiner Lust hingeben. Zu gerne würde ich mich mit einem gut gebauten Mann wie dir lieben. Zu gerne würde ich mich weiter mit dir unterhalten, doch ich kann einfach nicht. Meine Kinder warten in der Klasse und wollen etwas lernen. Ich kann nicht vor ihren Augen mit dir schlafen.“
    „Ich verstehe, Emma“, sagte Frederick verständnisvoll und berührte sanft ihren Oberarm. „Die Bildung ist heutzutage sehr wichtig, da hast du recht. Ich habe es geliebt, diesen Kindern etwas beizubringen, doch es gab immer etwas, das können sie in keiner Schule dieser Welt lernen, obwohl es doch das wichtigste ist, was es für einen jungen Mensch zu Lernen gilt.“
    Emma machte große Augen. „Wovon sprichst du?“
    „Liebe“, antwortete Frederick. „Es ist das schönste und das natürlichste der Welt, so wunderschön und vollkommen, das sie keine Bildung der Welt ersetzen kann. Was ist daran falsch, den Kindern zu zeigen, was Liebe ist? Was gibt es schöneres, als zwei Menschen, die einander verstehen und zu Lieben wissen? Wenn es etwas im Leben zu lernen gibt, dann ist es die Liebe. Denn ohne sie haben wir nichts.“
    „Oh, Frederick“, säuselte Emma. Kaum hatte Frederick ausgesprochen, war es Emma unmöglich

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