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Minuszeit

Minuszeit

Titel: Minuszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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den Schal, den du letzte Woche hier vergessen hattest oder deine Handschuhe oder irgendwelche anderen Dinge, die dir gehören. Wenn jemand fragt, und das wird bestimmt geschehen, hast du nur während der Arbeitszeit mit mir gesprochen. Bleibe bei dieser Version, egal, was kommt. Nun mach schnell! Geh zu Fuß nach Hause oder nimm dir ein Taxi – ach nein, du bist ja mit deinem Wagen hier. Ich werde dir morgen beim Mittagessen alles erklären, wenn ich kann. Du mußt schnell von hier verschwinden, bevor …«
    Er brach ab, als er merkte, dass sie nicht ihn anstarrte, sondern jemanden hinter ihm. Carson fuhr herum.
    Er war nicht wirklich überrascht, Donovan zu sehen.
    »Ich würde es vorziehen, wenn Sie beide sitzenbleiben würden«, sagte Donovan leise. »Bewegen Sie sich nicht. Und schweigen Sie.«
    Donovan war ohne seine Dienstmütze, hatte seinen Mantelkragen hochgeschlagen und beide Hände in den Taschen. Eine der Taschen war ausgeheult und verzogen, als ob er ein Stück Rohr waagerecht in der Tasche trüge. Carson dachte an die einschlägigen Filmszenen, wo Kriminalkommissare und Gangsterbosse in ähnlicher Manier aufzutreten pflegten, und verspürte ein plötzliches Verlangen laut aufzulachen. Dann fiel ihm ein, dass man nichts sehen würde, wenn Donovan die Waffe senkrecht trüge, dass sie nur auffällig war, wenn sie in Anschlag gebracht wurde und dass nur eine großkalibrige Dienstpistole mit einem Schalldämpfer die ganze Seite des Mantels derart verziehen konnte.
    »Ich weiß, es sieht schlecht aus, Donovan«, sagte er, bemüht, seiner Stimme den Ton ruhiger Gelassenheit zu geben, »aber es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Wir haben diese Sitzung abgehört. Ich habe es schon einmal getan, über die Hausleitung, die anders als diese nicht zum anderen Ende verfolgt werden kann. Das war das einzige Risiko, das ich auf mich nahm, und Sie waren sofort zur Stelle … Aber was ich sagen wollte, ist, dass wir auch um die Sicherheit des Projekts besorgt sind. Wir sind auf einer Seite, Donovan …«
    Es war nicht so sehr, dass Donovan ihm nicht glaubte; der andere Mann sah aus, als sei es ihm einfach gleichgültig. Er schien kaum auf das zu hören, was Carson sagte.
    »Nehmen Sie doch das Ding aus der Tasche, Mann!« platzte Jean Marshall heraus. »Sie sehen lächerlich aus.«
    Zu schnell, als dass sie etwas hätten unternehmen können, hatte er das Ding aus der Tasche und auf sie gerichtet.
    »Ich möchte nicht, dass jemand denkt«, sagte Donovan. »ich hätte nur einen steifen Zeigefinger in der Tasche.«
    Das war viel besser, dachte Carson. Er lachte, ohne es zu übertreiben, und sagte: »Doktor Marshall ist in diese Sache eingeweiht, weil ich professionellen Rat brauchte – über einen Verdächtigen, nicht für mich. Mein eigenes Interesse am Projekt rührt von der Tatsache her, dass ich es als Chef des Werkschutzes für meine Pflicht halte, dieses Projekt zu schützen, obwohl es offiziell nicht klassifiziert ist und nur wenige Leute im Betrieb von seiner Existenz wissen – und obwohl der Sicherheitschef nicht zu den Eingeweihten gehört.«
    »Vielleicht war ich übergewissenhaft«, fuhr Carson rasch fort, »aber als Sicherheitsmann konnte ich nicht anders. Als mein Verdacht geweckt wurde – von kleinen, anscheinend unwichtigen und sinnlosen Unregelmäßigkeiten in Produktion und Buchführung –, begann ich nachzuforschen. Allmählich sammelte ich Informationen über dieses Projekt, zog meine Folgerungen daraus und erkannte, wo die Fäden zusammenliefen. Aber als ich zu verstehen begann, wie groß es war, dass es sich um nichts anderes handelte als …«
    »Wenn Sie nicht den Mund halten«, sagte Donovan, »töte ich Sie jetzt.«
    Lange Zeit sagte keiner etwas. Donovans Blicke schossen immer wieder zu einer Seite und zurück zu ihnen, als beobachte er ein imaginäres Tennismatch. Carson hatte keinen Zweifel, dass Donovan meinte, was er sagte.
    Carson räusperte sich. »Sie brauchen keine Angst zu haben, dass in der Küche oder im Schlafzimmer ein Komplize lauert«, sagte er. »Wir sind allein hier. Aber wahrscheinlich werden Sie auch das nicht glauben. Und was das Projekt angeht, so haben wir ein Recht, Erklärungen abzugeben und angehört zu werden, und man sollte meinen, Sie würden neugierig genug sein …«
    »Er ist nicht neugierig, Joe«, fiel Jean ein, und ein Anflug von Verzweiflung färbte ihre Stimme. »Er hört dir gar nicht wirklich zu. Ihm ist gleichgültig, was du sagst …«
    »So ist

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