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Minuszeit

Minuszeit

Titel: Minuszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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es, Doktor«, sagte Donovan. »Und Sie, Mr. Carson, haben kein Recht auf eine Erklärung oder sonst etwas. Aber damit Sie sich Ihre Worte ersparen und weil ich es eilig habe, dieses Geschäft zu regeln, will ich Ihnen in aller Kürze etwas sagen. Ich bin allein für die Sicherheit eines sehr wichtigen Projekts verantwortlich, des wichtigsten Projekts vielleicht, das die Welt je gekannt hat. Das ist alles, was mir gesagt wurde, und das ist alles, was ich zu wissen brauche. Die Projektgruppe besteht aus den Leuten – nicht sehr vielen –, die aktiv damit beschäftigt sind, und einem Wachhund, mir, der für die Sicherheit zuständig ist und zu handeln hat, wann und wo es ihm angezeigt erscheint. Mr. Daniels wandte sich direkt an die höchste Stelle, und sein Projekt war so wichtig, dass der Mann an der Spitze bereit war, alle üblichen Gesetze, Bestimmungen und Regeln in diesem Fall unbeachtet zu lassen.«
    »Es war mir klar, dass so etwas geschehen sein mußte …«, begann Carson.
    »Was Sie sagen, interessiert mich nicht«, unterbrach Donovan ruhig, »denn wenn etwas wie dies geschieht, ist meine Aufgabe keine sehr erfreuliche, und aus Gründen, die Sie bald verstehen werden, kann ich es mir nicht leisten, mich emotionell zu verstricken.«
    Carson sah Jean an und fand, dass sie sich zu entspannen begann. Auch er fühlte sich jetzt besser. Donovan war offensichtlich ein Fanatiker, ein Mann des blinden Gehorsams.
    »Ich werde das Projekt Ihnen gegenüber nicht wieder erwähnen«, sagte Carson, »aber ich werde jemandem sagen müssen, was ich weiß. Es ist wichtig. Ich vermute, dass Sie uns festnehmen und zum Verhör irgendwohin bringen werden, um irgendwelche Zweifel an unserer Loyalität auszuräumen, die Sie noch haben mögen. Das wird mir eine Gelegenheit geben …«
    Donovans Miene verfinsterte sich. »Sie haben mir nicht zugehört, Mr. Carson. Ich bin ganz allein, ich kann Sie nicht festnehmen, und ich habe keine Einrichtungen für Sicherungsverwahrung oder Verhör. Tut mir leid.«
    Carson schluckte und sagte: »Herbie Patterson?«
    Donovan nickte.
    Carson war einige Male in seinem Leben wirklich ängstlich gewesen, aber verglichen mit diesen Augenblicken war alles das nichts gewesen. Sein Mund füllte sich plötzlich mit Speichel. Er glaubte erbrechen zu müssen. Er fragte sich, ob es sehr schmerzhaft sein würde. Er stellte sich vor, wie das großkalibrige Geschoß in sein Gesicht klatschen und sein Gehirn durchpflügen würde. Er dachte daran, was eine zweite Kugel aus Jean Marshalls Gesicht machen würde.
    Schweiß sickerte über seine Stirn und Wangen. Er konnte nicht sprechen. Er versuchte, etwas zu sagen, irgend etwas, das für ein paar Minuten hinausschieben könnte, was gleich geschehen würde. Aber sein Verstand raste im Gefängnis seines Schädels herum und herum und schrie immer nur »Nein …!«.
    »Aber wir sind keine Spione, Mr. Donovan«, sagte Jean verzweifelt. »Wir – das heißt, er, stolperte beinahe durch Zufall über diese Sache, und er hielt es für seine Pflicht, sie zu schützen …«
    »Wenn ich Sie beide für unschuldig hielte, was ich nicht tue«, sagte Donovan eisern, »würde es nichts ändern. Dieses Projekt, so sagte man mir, ist zu groß, als dass unschuldige Zuschauer geduldet werden könnten. Tut mir leid.«
    Er seufzte – immerhin ein Zeichen, dass er menschlicher Regungen fähig war, dachte Carson –, dann fuhr er fort: »Dies wird natürlich nach einem gewöhnlichen, erklärlichen Verbrechen aussehen müssen – der Ermordung eines Mädchens, gefolgt vom Selbstmord ihres Liebhabers, etwas in der Art. Ich kann die Szene hinterher zurechtmachen. Wenn sich wirklich ein weiterer Mitwisser in der Wohnung versteckt halten sollte, dann würde es die Sache komplizieren – aber was die lokale Polizei denkt oder tut, bekümmert mich nicht. Ich werde dafür sorgen, dass Sie nicht unnötig leiden müssen. Darum sehe ich keinen Sinn darin, die Agonie zu verlängern …«
    Die Pistolenmündung bewegte sich ein wenig, und Carson begriff, dass er nur noch Sekunden zu leben hatte und dass Jean noch vor ihm sterben würde. Eine kalte Wut sprengte plötzlich den Teufelskreis von Panik.
    »Geben Sie sich nicht so verdammt rücksichtsvoll! Denken Sie statt dessen eine Minute nach, selbst wenn es Ihnen ungewohnt ist! Angenommen, wir wären Spione. Als einziger Wächter dieses wichtigsten aller Projekte sollten Sie sich Gedanken machen, wem wir unsere Informationen geben, und versuchen, ihre

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