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Minuszeit

Minuszeit

Titel: Minuszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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Band ablaufen ließen. Sie lauschten so aufmerksam, dass sie einander wie Hunde anknurrten, wenn eine Gabel auf dem Teller kratzte oder eine Tasse leise gegen die Untertasse klang.
    Aber in den ersten neun oder zehn Minuten war nichts zu hören als eine zischende, übermäßig verstärkte Stille. Dann wurden Schritte vernehmbar, das wiederholte Öffnen und Schließen einer Tür und das vielstimmige Gemurmel mehrerer gleichzeitiger Gespräche. Schließlich kam eine Stimme durch, die alle anderen übertönte …
    »Setzen wir uns, meine Herren. George, nimm einen Stuhl und nicht meinen Schreibtisch; dies wird eine lange Besprechung. Fangen wir also an. Parsons?«
    »Keine Spur vom Fahrzeug oder Tillotson. Die Suche war gründlich, obwohl sie dachten, es gehe nur um die Meßinstrumente einer Höhensonde. Verdammt, warum kann eine dumme Maschine die Minusreise machen, aber nicht ein Mensch …?«
    »Ein dummer Mensch könnte sie auch machen.«
    »Pebbles ist nicht dumm, nur unschuldig.«
    »Schon gut. Aber er ist ganz glücklich. Es war nicht nötig, ihm zu sagen, dass er eine Minusreise wie Tillotson machen soll, denn er wird kaum in die gleiche Lage kommen …«
    »Wir wissen nichts von der Art der Schwierigkeiten, die entstanden sind, also wie …?«
    »Weil wir alles vom Boden aus steuern und kontrollieren werden. Er ist ein großes Kind, und er lebt den Traum, den heutzutage die meisten Kinder und auch viele Erwachsene haben. Er wird im Raum sein, ein wirklicher Astronaut, aber ohne die Verantwortung, sein Fahrzeug steuern oder auf die Wiedereintrittsphase vorbereiten zu müssen … Warum zum Teufel springen Sie so auf?«
    »Mein Wagen! Gerade fällt mir ein, dass die Zündung defekt ist, Sir. Darf ich schnell einen Mechaniker anrufen, den ich in der Transportabteilung kenne, damit er sich die Sache während unserer Sitzung ansehen kann? Es könnte wichtig sein, dass er morgen einwandfrei läuft …«
    »Ihr verdammter Wagen, und das jetzt! Sie sollten … ah … also meinetwegen, machen Sie Ihren Anruf, aber fassen Sie sich kurz.«
    »Danke, Sir. Tut mir leid … Hallo, Transport? Hier Donaldson. Es ist wieder passiert, fürchte ich. Könnten Sie vorbeikommen und sich der Sache annehmen? Ungefähr fünfzehn Minuten. Danke.«
    Carson füllte seine Kaffeetasse auf und sagte: »Ich wusste nicht, dass Bill Donaldson soviel Einfluß hat. Einen Mechaniker der Transportabteilung zu kriegen, um einen Privatwagen zu reparieren, ist ein Kunststück – und obendrein während der Nachtschicht …«
     
    »Haben Sie sich beruhigt, Donaldson? Machen Sie sich keine Gedanken, wahrscheinlich ist es eine Kleinigkeit. Aber wenn ich Sie ansehe, glaube ich nicht, dass wir heute abend einen konstruktiven Gedanken von Ihnen bekommen werden, bis Sie wissen, was mit Ihrem verdammten Schrotthaufen los ist!«
    »Sir! Sie sprechen von dem Auto, das ich liebe!«
    Ein paar Stimmen lachten. Carson schüttelte seinen Kopf. »Daniels scheint mit zunehmendem Alter sanfter zu werden«, bemerkte er. »Dies ist eine wichtige Sitzung. Ich hätte erwartet, dass er jeden, der private Schwierigkeiten wie kranke Verwandte oder Autos erwähnt, scharf zurechtweisen würde. Es klingt irgendwie nicht richtig. Ich frage mich, was aus …«
    Als das ziellose Geplauder weiterging, wurde Carson ein wenig besorgt. Er dachte an den ersten Teil des Gesprächs, den sie bereits gehört hatten – nutzlose, inkonsequente Konversation, die vielleicht ein wenig gezwungen geklungen hatte – und suchte nach möglichen Nebenbedeutungen.
    »Joe«, sagte Jean scharf, »was ist los mit dir?« Seine Besorgnis hatte sich rapide in Angst verwandelt, die sich der Panik näherte. Sein Mund war zu trocken zum Sprechen. Bevor er antworten konnte, machte das Tonbandgerät klopfende Geräusche, dann hörte er das Öffnen der Tür, und in Daniels’ Büro wurde es plötzlich still.
    »Ich habe die Fehlerquelle aufgespürt, Mr. Donaldson«, sagte eine neue, aber seltsam vertraut klingende Stimme. »Sie brauchen sich keine Sorgen mehr zu machen. Gute Nacht, Sir.«
    »Gute Nacht, und … und vielen Dank! Ich muss sagen, das ging schnell … He, Mr. Daniels! Ihr Mädchen hat den Hörer wieder nicht aufgelegt. Ich muss …« An diesem Punkt endete die Aufnahme abrupt.
    »Was ist mit dir los, Joe?« fragte Jean wieder. »Warum siehst du mich so an?«
    »Nichts«, sagte Carson rauh. »Bloß eine verspätete Erkenntnis. Nimm deinen Mantel und deine Sachen, Jean, und gehe sofort. Vergiß nicht

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