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Minztee bis Maori Tatoo! Mit dem Rucksack um die Welt

Minztee bis Maori Tatoo! Mit dem Rucksack um die Welt

Titel: Minztee bis Maori Tatoo! Mit dem Rucksack um die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolina Veranen-Phillips
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gelaufen und nicht gefangen worden waren. Also sollten sie mittlerweile bereits hier sein. Wo waren sie? Ich erklärte auch, dass Claudine zurück geblieben war und dass wir etwas unternehmen mussten.
    Einige Minuten später tauchten Trisha und Ella aus dem Busch auf. Sie hatten am Strand Stimmen gehört, also hatten sie beschlossen, durch den Busch zu rennen, statt über den Strand. Als sie mich sahen, rannten sie auf mich zu und wir hielten einander und weinten. Es war ein schrecklicher Schock gewesen. Schließlich tauchte Claudine einige Minuten - die wie eine Ewigkeit schienen  -später auf, barfuss, ohne Uhr und lächelte. Sie winkte und sagte: “Jambo!”, als wäre nichts passiert. Wie konnte sie sich so verhalten? Ich brach in Tränen aus, während sie Ruhe bewahrte. Ich wusste, es war nur Show. Ich bin sicher, dass sie innerlich genauso geschockt war wie wir.
    An dem Abend sollte ich mit Laura im gleichen Zelt am Strand campen. Aber Peter, Addela, Tom und Jane hatten andere Pläne mit uns. Sie besorgten Laura und mir ein Zimmer weg vom Strand in einer Hütte. Ich hatte nicht darum gebeten. Sie taten es einfach aus Herzensgüte. Wie lieb von ihnen! Diese Geste berührte mich und ich werde es nie vergessen. Ich verbrachte eine weitere halbe Stunde oder so mit der Gruppe und entschied dann, dass es schön wäre, zu versuchen, nach solch einem ereignisreichen Abend zu schlafen. Ich stand auf, sagte allen “Gute Nacht” und ging alleine zum Zimmer. Um die Hütte zu erreichen, musste ich im Dunkeln einen Pfad durch ein kleines Feld entlang gehen. Sobald ich mich in der Dunkelheit der Nacht, fern von den Lichtern der Bar befand, erstarrte ich. Ich konnte nicht weiter gehen. Ich musste zurück zum Licht gehen. Aus Mitgefühl begleitete Laura mich zur Hütte und blieb bei mir, bis wir beide einschliefen. Ich fand es sehr schwer, zu schlafen. Mein Kopf war voller Bilder davon, was mir zuvor widerfahren war. Um mich abzulenken und mich davon abzuhalten, über das nachzudenken, was passiert war, begann Laura, französische Comedians zu imitieren. Sie brachte mich so sehr zum Lachen, dass ich für einen Moment aufhörte, nachzudenken und ihr einfach zuhörte. Es war, als hätte sie mich für eine Weile hypnotisiert. Sie war ein großartiger Comedian. Sie wusste immer, wie sie mich zum Lachen bringen konnte! Am Ende schaffte ich es, einzuschlafen, aber ich war ruhelos. Ich hatte fast die ganze Nacht Albträume. Es ging immer um das Messer. Ich konnte nur das große Messer sehen, das auf mich gerichtet war. Es war schrecklich.
    Ich sprach kaum wieder über diese Erfahrung. Ich hätte gekonnt und gemusst, aber ich dachte, dass keiner die Geschichte hören wollte. Das Leben ging weiter. Jeder machte weiter und hatte den Vorfall sogar vergessen. Nur Trisha, Ella, Claudine und ich vergaßen es nicht. Wie konnten wir vergessen? Wir sprachen manchmal zusammen darüber, wenn niemand sonst dabei war und uns hörte und wir fühlten uns besser dabei, in der Lage zu sein, unsere Emotionen und Gefühle darüber zu teilen und am allerwichtigsten, verstanden zu werden. Lange Zeit nach dem Erlebnis sah ich dieses Messer in meinen Träumen. Selbst jetzt habe ich noch immer Schwierigkeiten, alleine oder selbst mit Leuten nachts spazieren zu gehen. Ich fühle mich nicht sicher. Ich stelle mir immer vor, dass mir wieder etwas zustoßen könnte.
    Letztendlich hatten mir diese Kerle nichts getan. Sie machten mir nur mit einem Messer Angst und nahmen mein Geld, aber sie missbrauchten mich nicht auf irgendeine Weise körperlich. Man könnte sagen, es war nur ein belangloses Ereignis und manche Leute sagen: “Alles ist gut, solange es ein gutes Ende nimmt.” Aber dieses Erlebnis hinterließ Wunden, die mich noch immer begleiten: Nachts zu spazieren, löst noch immer die Angst aus, die ich in der Nacht in Tansania verspürte. Ich fühle mich noch immer emotional vernarbt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie der emotionale und psychologische Druck auf einer Person lastet, die ein echtes, gewaltsames Erlebnis gehabt hat, wie eine Vergewaltigung oder ein Bombenattentat! Eine sehr, sehr tiefe psychologische Narbe fürs Leben!
    2. August 2002
    Wir verließen den Campingplatz am Morgen und fuhren südwestlich auf die Grenze nach Malawi zu. Auf dem Weg durchquerten wir den kleinen Wildpark von Mikumi, über 100 km von Dar es Salaam, wo wir einige Waldelefanten, Giraffen und Zebras sahen. Ich war überrascht, so viele Affenbrotbäume hier und da

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