Mir verspricht dein Name Liebe
Baronin von Horsten hatte trotz ihrer Zurückhaltung ein offenes Gesicht, in dem sich so etwas wie Glück spiegelte, während die Baronin von Barlinghausen einen Leidensausdruck in ihren braunen Augen hatte.
Aber da war noch etwas, was er darin lesen konnte. Es erinnerte ihn an seine eigenen Gefühle, wenn er als kleiner Junge etwas Unrechtes getan hatte und es dann bereute. Er konnte es erst nach langem Nachdenken benennen, es war der Ausdruck eines schlechten Gewissens. Er erschrak, als ihm bewusst wurde, was er da entdeckt hatte. Was hatte dies zu bedeuten? Und eine vage Ahnung eines kommenden Unglücks beschlich ihn unwillkürlich.
Um diesen unangenehmen Gefühle zu entkommen, nahm er immer wieder noch ein Glas von dem herrlichen Wein, den der Hausherr ihm regelmäßig anbot. Und nach und nach vergaß er, was er noch eben gedacht hatte und genoss die unbeschwerte Atmosphäre des Hauses von Horsten.
Kapitel 11
Als die Gäste dann spät in der Nacht heim fuhren durch die mondbeschienene Heidelandschaft, waren alle wie verzaubert von dieser Stimmung. Das war ein angemessener Abschluss eines spontanen und fröhlichen Festes mit guten Freunden.
Die jungen Leute hätten Lust gehabt, diese wunderbare Nacht noch ein wenig zu genießen. Aber die Baronin schickte alle energisch in ihre Räume.
Wie von einem magischen Band gezogen, schauten dann Tristan und Isolde in ihrem Zimmer sehnsüchtig aus dem Fenster nach draußen in die wunderbare, silberne Mondscheinnacht. Sie warteten aber, bis alles still wurde in dem großen Haus, und stahlen sich dann leise zum Stelldichein in den Gartenpavillon im hintersten Winkel des Parks, wie sie es heimlich abgesprochen hatten.
Isolde roch schon von Weitem den betörenden Duft, den die weißen und roten Rosen verströmten. Sie hatten sich anmutig zu einem dichten Vorhang verwoben.
Als sie in der Rosenlaube erschien, die weit weg vom Hauptgebäude auf einer kleinen Erhöhung stand, zog Tristan sie sofort in seine Arme und küsste sie wie ein Verdurstender. Sie gab sich völlig hin dem wohligen Gefühl, den dieser Kuss in ihr hervorrief.
„Lass uns noch ein wenig im Mondlicht spazieren gehen“, schlug sie nach einer Weile vor, „ich will dir meine Lieblingsstelle am Weiher zeigen.“
Engumschlungen und in Silber getaucht, wandelte das Paar durch den nächtlichen Park. Von Ferne hörten sie die Nachtigall singen. Hier und da sahen sie aus dem Schwarz der Büsche ein neugieriges Augenpaar glitzern. „Das ist bestimmt nur ein scheues Reh, das uns beobachtet“, beruhigte Isolde ihren Geliebten, der von der unbekannten Erscheinung ein wenig beunruhigt war.
Und dann kamen sie an den kleinen Weiher, der von großen, alten Weiden umsäumt wurde. Das helle Mondlicht spiegelte sich zitternd im Wasser. Sie setzten sich auf das weiche Gras am Ufer des kleinen Teiches. Die Schönheit dieses Fleckens verzauberte ihre Sinne und sie gaben ihren überschäumenden Gefühlen endlich, endlich nach.
Erst im Morgengrauen schlichen sie zurück in das Herrenhaus, wo Tristan seine Isolde nicht losließ. Engumschlungen schliefen sie schließlich für einige Minuten ein. Isolde erwachte beim ersten Gesang der Lerche und schüttelte sanft ihren Geliebten. „Du musst jetzt in dein Zimmer gehen, sonst sieht uns noch jemand!“
Erst nach vielen Küssen und Seufzern, brachte Tristan es fertig, seine Geliebte zu verlassen. Sehnsuchtsvoll küsste er noch im Türrahmen seine Finger und hauchte den Kuss zu ihr hinein. Da schloss Isolde mit letzter Kraft die Tür von innen.
Keiner der beiden hatte die Baronin bemerkt, die die Nacht schlaflos in ihrem Zimmer verbracht hatte. Bei dem kleinsten Geräusch eilte sie zur Tür und spähte hinaus. So hatte sie schließlich auch den Kuss beobachtet. Ihre zitternde Hand an ihr Herz gepresst, wankte sie in ihr Gemach zurück und glitt am Bett entlang ohnmächtig zu Boden.
„Baroness, kommen Sie schnell, ihre Mutter“, rief das Dienstmädchen aufgeregt und klopfte heftig nach nur wenigen Stunden Schlafs an Isoldes Tür. Es stürmte dann ins Zimmer und riss die junge Frau aus ihrem Halbschlaf.
„Was ist, Dorle?“, murmelte die junge Frau verschlafen.
„Kommen Sie bitte, Ihre Mutter ist ohnmächtig!“, wiederholte das aufgeregte Mädchen ohne ein Wort der Entschuldigung.
Die Lage schien ernst zu sein. Isolde streifte ihr seidenes Nachthemd wieder über, nahm ihren pfirsichfarbenen Kimono, der ihr als Schlafrock diente, vom Haken und
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