Mir verspricht dein Name Liebe
Rechten saß. „Meine Tochter hat mir erzählt, dass Sie Geschichte und Wirtschaft studieren, junger Mann. Wie sind Sie auf diese Kombination gekommen?“, fragte sie interessiert.
„Geschichte hat mich schon immer fasziniert“, erwiderte der junge Mann, erfreut über ihr Interesse, „schon als kleiner Junge war ich begeistert, wenn mein Vater mir Bücher über das Mittelalter vorgelesen hat. Aber ich will nicht nur in der Vergangenheit leben. Deshalb dachte ich, Wirtschaft sei das richtige Pendant, weil dieses Fach einen starken Bezug zur Gegenwart hat.“
Die Baronin nickte anerkennend. „Dann können Sie mir vielleicht bei einem Problem behilflich sein?“
Tristan nickte eifrig. Er fand diese vornehme Dame äußerst sympathisch. Man hätte sie für Isoldes Zwillingsschwester halten können, wären da nicht die feinen Linien um ihren traurigen Mund und die rundlicheren Konturen ihrer weiblichen Figur.
Nach dem Abendessen begleitete Tristan sie in ihr Arbeitszimmer, aus dem sie nach einer Stunde lächelnd herauskamen.
„Dieser junge Mann ist ein Genie. Das Problem, über das ich tagelang gebrütet habe, hat er in nur einer Stunde gelöst“, verkündigte die Baronin glücklich ihrer Tochter, die unruhig im Salon auf sie gewartet hatte. „Wer weiß, vielleicht kann er mir in anderen Bereichen auch eine Stütze sein. Er hat eine natürliche Begabung, die Sachen unter wirtschaftlichen Aspekten zu betrachten. Vielen Dank, Herr Bernhoff!“, sagte sie noch zum Schluss, „Ich muss mich jetzt zur Ruhe begeben. Sie sollten sich nach der kleinen Reise auch früh schlafen legen, damit Sie morgen den Tag genießen können!“
Das war eine indirekte Aufforderung, sich ins Zimmer zurückzuziehen. Und unter den wachsamen Augen der Mutter gingen die beiden Liebenden sehr früh in ihr jeweiliges Schlafzimmer, um dort unruhig die ganze Nacht von dem geliebten Menschen zu träumen.
Kapitel 10
Nach dem morgendlichen Ritt setzten sich die jungen Leute zu einem üppigen Frühstück zusammen, als Isolde einen Anruf von Melina bekam. Ihre Freundin bat sie, am Nachmittag mit ihren Gästen das Gut von Horsten besuchen zu kommen, wo sie gerade auch ihr Wochenende verbrachte. Sie könnten abends dann zum Essen bleiben. Die Baronin sei natürlich auch herzlich eingeladen. „Vater ist doch schon so darauf erpicht, seinen neu erworbenen französischen Wein zu kredenzen! Er ist so stolz auf seine neuste Entdeckung aus dem hintersten Winkel der Provence!“, schloss Melina ihr Telefonat.
Wie staunte da Tristan, als er auf dem imposanten Gut von Horsten seinen Freund Gerro wiedersah.
„Was machst du denn hier?“, fragte er neugierig, „wirst du schon als Schwiegersohn gehandelt?“
„Lach nicht, mein Freund, das zwar noch nicht, aber ich habe mich ernsthaft in Melina verliebt. Leider weiß ich noch nicht, wie sie zu mir steht!“, erwiderte Gerro von Winterfeld mit leuchtenden Augen. „Und nun versuche ich auch bei ihren Eltern Eindruck zu schinden, als Experte für die Geschichte der Anfänge der Naturwissenschaft. Die Baronin hat hier eine unverschämt große Sammlung von unbekannten Schriften. Ich bin hier, um ihr und Melina bei der Katalogisierung der Bücher zu helfen.“
Tristan schlug Gerro freundschaftlich auf die Schulter. „Das ist eine gute Gelegenheit, um sich näher zu kommen. Viel Glück dabei!“, wünschte er seinem Freund.
Die jungen Leute verbrachten den Nachmittag mit der Besichtigung des Gutes. Zuerst bestaunten sie die riesigen Obstgärten, wo alte Apfelsorten angebaut wurden. Begleitet wurden sie dabei von Melinas Vater, der eher klein und untersetzt war und einen schon fast kahlen Kopf hatte. Aber er hatte so viel Schalk im Nacken, dass die jungen Leute dauernd kichern mussten. Er machte in seinen alten, verwaschenen Jeans und seinem an den Ellenbogen zerschlissenen Holzfällerhemd eher den Eindruck eines Bauern als den eines Edelmannes. Aber man durfte sich von seiner äußeren Erscheinung nicht täuschen lassen. In seinem Wesen war er trotz seiner jovialen Art und seines eher derben Humors ein Edelmann durch und durch.
Und außerdem schien er unermesslich reich zu sein. Sie bewunderten das private Arboretum, auf das der Hausherr besonders stolz war. Er hatte dort seltene und ungewöhnliche Baumarten aus aller Welt gesammelt und zu einem prachtvollen Park wachsen lassen. Nur für die Pflege dieser Anlage brauchte es schon mehr als ein Dutzend Leute.
Und als Höhepunkt
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