Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mira und der weiße Drache (German Edition)

Mira und der weiße Drache (German Edition)

Titel: Mira und der weiße Drache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
Vom Netzwerk:
sich nicht dazu bewegen, seinen Platz zu verlassen. Er lag da, träge und fast etwas gelangweilt. Dann geschah etwas Merkwürdiges. Zunächst hörte Mira nur das Rascheln und Rauschen der roten Blätter. Und dann war es so, als könnte sie zwischen diesem Rascheln eine Stimme vernehmen.
    »Was willst du von mir?«, fragte die Stimme. Mira drehte sich um, aber es war niemand zu sehen. Sie blickte weiter hoch in die Äste. Da war keiner außer dem Kater.
    »Wer soll denn sonst noch hier oben sein«, fragte der Kater. Dabei bewegte er seine Lippen nicht. Konnte sie etwa seine Gedanken lesen, fragte sich Mira. »Was denn sonst?«, vernahm sie die Stimme des Katers.
    »Aber wie geht denn so was?« Mira sah stumm zu dem Kater hoch.
    »Vielleicht bist du jetzt eine von uns.«
    »Eine von wem?«, dachte Mira irritiert.
    »Na, eine von uns Zauberern«, sagte der Kater.
    »Das ist Unsinn«, dachte Mira. »Es gibt keine Zauberer.« Der Kater setzte ein fettes Grinsen auf (soweit Kater das tun können). »Ich weiß. Genauso wenig wie Kater, mit denen man Gedanken austauscht, oder zum Beispiel Drachen, mit denen man sich unterhält, hm?«
    Mira zuckte zusammen. Woher wusste der Kater von dem Drachen?
    »Ich weiß vieles. Ich weiß auch, dass kein Mensch derselbe bleibt, wenn er mit einem Drachen zu tun hatte.«
    Der Kater ließ Mira nicht aus den Augen.
    »Was meinst du damit?«, dachte Mira.
    »Normalerweise würdest du jetzt vor diesem Baum stehen und versuchen, mich hier herunterzulocken. Du würdest allerhand unsinniges Zeug reden wie ›Komm, Miez, Miez, Miez‹ oder so ähnlich. Jetzt aber unterhalten wir uns von Mensch zu Kater – es muss also etwas mit dir passiert sein.«
    Mira dachte an das seltsame Ziehen, das sie gespürt hatte, als sie dem Drachen gesagt hatte, dass sie sich wünschte zu fliegen.
    »Ah, fliegen willst du! Welches Tier hast du dir denn gewünscht?«, dachte der Kater.
    »Eine Amsel.« Mira bedauerte es sofort, dem Kater ihren Wunsch verraten zu haben.
    »Eine Amsel! Wie putzig!« Die grünen Augen des Katers funkelten Mira spöttisch an. »Und was bedeutet das jetzt alles?« Mira versuchte sich einen Reim darauf zu machen.
    »Na, wahrscheinlich kannst du dich jetzt in eine Amsel verwandeln.« Mira starrte den Kater verblüfft an. »Und wie soll das gehen?«
    »Ganz einfach, du schließt die Augen und wünschst es dir. Das jetzt zu machen, wäre aber unklug«, fuhr die schnurrende Stimme in Miras Kopf fort. »Amseln sind nämlich meine Lieblingsspeise.« Mira brauchte eine Weile, um diese seltsame Nachricht zu verdauen. Sie würde fliegen können, als Amsel!
    »Selbstverständlich wirst du fliegen.« Der Kater nickte.
    Miras Herz klopfte schnell.
    »Und du?«, dachte sie, »bist du auch verwandelt?«
    Der Kater sprang zu dem Ast herunter, der genau vor Miras Nase lag. Er blickte ihr direkt ins Gesicht und seine weißen Schnurrhaare zuckten. »Natürlich!«
    »Und«, dachte Mira, »wer bist du wirklich?«
    »Das werde ich dir kaum verraten.« Der Kater machte wieder einen Satz zu seinem erhöhten Sitz und schaute auf Mira herunter. Sie legte den Kopf in den Nacken, um ihn weiterhin sehen zu können. Kantapper seinerseits legte den Kopf schief und betrachtete auch Mira eingehend.
    »Und weiter habt ihr über nichts gesprochen?«
    Mira blickte den Kater an. Er wirkte fast teilnahmslos, aber sein langer, schwarzer Schwanz wippte unablässig hin und her. Irgendetwas in der Haltung des Katers gefiel ihr nicht, und so beschloss sie, an eine bestimmte Sache nicht zu denken. (Was übrigens − wie jeder weiß, der es schon einmal ausprobiert hat −, äußerst schwierig ist.)
    »An was willst du nicht denken?«, dachte der Kater prompt, und Mira bemerkte, wie er seine aufflackernde Neugier kaum im Zaum halten konnte. Sie zwang sich, an den Drachen auf der Buchseite zu denken.
    Kantapper sprang erneut auf Augenhöhe zu Mira und blickte ihr wieder ins Gesicht. »Er ist eitel, nicht wahr? Und auch gefährlich, dieser Drache. Und manchmal überredet er einen Menschen zu etwas, von dem er vielleicht gar nichts versteht.« Der Kater trat nun ganz dicht an Mira heran, und sie konnte sehen, wie seine Schnurrhaare zitterten. »Du kannst mir ruhig verraten, was er dir gesagt hat.« Der Kater lächelte Mira freundlich an. »Dann brauchst du dich nicht mehr zu beunruhigen.« Jetzt schnurrte er sanft. »Dein Geheimnis wäre bei mir sicher.«
    »Eigentlich ist er sehr nett«, dachte Mira plötzlich. Ob sie ihm vertrauen

Weitere Kostenlose Bücher