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Mira und der weiße Drache (German Edition)

Mira und der weiße Drache (German Edition)

Titel: Mira und der weiße Drache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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legte sich hin, wurde flach und flacher, bis er schließlich starr und gezeichnet neben dem anderen Drachen auf der Buchseite gebannt war. Mira fuhr vorsichtig mit dem Finger über das Blatt und fühlte keine einzige Unebenheit. Nichts!
    Keine Sekunde zu früh!
    Die Tür wurde von Tante Lisbeth aufgerissen.
    »Was machst du hier eigentlich so lange?«, fragte sie und blickte sich neugierig um.
    »Ich komme schon, ich ... ich habe gelesen.«
    »Hier riecht es aber komisch!«
    Tante Lisbeth wedelte mit der Hand das letzte bisschen Rauch weg, das noch von dem Drachen übrig geblieben war. Sie sah Mira misstrauisch an und öffnete mit einem energischen Ruck das Fenster.
    Mira drehte sich um und steckte schnell das Buch in die Tasche, legte diese unter den Nachttisch und folgte ihrer Tante nach unten.

6. Kapitel
    in dem Mira sich mit einem Kater namens Kantapper unterhält
    Mira versuchte ihre Aufregung zu verbergen, als sie sich an den gedeckten Tisch setzte. Während sie den staubigen Kakao umrührte, den Tante Lisbeth ihr mit einem verärgerten Blick hingestellt hatte, dachte sie fortwährend an ihre Begegnung mit dem Drachen.
    Ihr gegenüber saß eine kleine, dicke Frau in einem seltsam geblümten Kleid, die sich als Tante Lisbeths Nachbarin Frau Fingerhut vorstellte. Frau Fingerhut hatte einen dicken, schwarzen Kater mit weißen Pfoten namens Kantapper dabei, der schnurrend um Miras Beine strich. Mira versuchte ihn zu streicheln, doch er entwischte ihr mit einem Knurren und verschwand aus ihrem Blick.
    »Lass das gefälligst!«, hörte sie plötzlich eine dunkle Stimme in ihrem Kopf. Mira zuckte zusammen. Wer hatte das gesagt?
    »Möchtest du ein Stück Pflaumenkuchen?«, fragte die Nachbarin.
    »Äh, ja danke«, sagte Mira und hielt der Nachbarin ihren Teller hin. Die befüllte ihn mit einem großen Stück und Mira nahm sich einen Löffel Schlagsahne auf den Kuchen.
    »Wie gefällt dir Schwarzburg, Mira?«, fragte Frau Fingerhut.
    »Sehr gut«, antwortete Mira höflich und starrte weiter gequält in ihren Kakao. »Mira hat heute die Burg besichtigt!«, fügte ihre Tante rasch hinzu.
    »Wie schön«, sagte die Nachbarin ohne großes Interesse.
    »Unsere Mira ist ein richtiger Bücherwurm«, sagte Tante Lisbeth schließlich in die Stille hinein. »Was liest du denn gerade?«, fragte die Nachbarin. »Ach«, sagte Mira und konnte nicht verhindern, dass sie rot wurde, » Gullivers Reisen .«
    Die Nachbarin hatte das schon mal gehört. »Das mit den Liliputanern?« Mira nickte. »Wie niedlich!«, sagte Frau Fingerhut.
    »Mhmm«, brummte Mira und hoffte, dass das Gespräch sich nicht weiter um irgendwelche Bücher drehen würde.
    Tatsächlich sprachen Tante Lisbeth und ihre Nachbarin anschließend über viele langweilige Dinge. Als sie bei der Pflaumenernte waren, drehte Mira die Zuckerdose von links nach rechts, bei der Wespenplage hatte sie bereits ihr drittes Stück Kuchen, und bei dem Garagenhäuschen der Nachbarn von gegenüber, das − wie Tante Lisbeth fand− endlich mal wieder frisch gestrichen gehörte − ein Schandfleck! −, schleckte Mira die Sahneschüssel aus, was ihr einen missbilligenden Blick von Tante Lisbeth einbrachte.
    Nach einer Weile rutschte sie auf dem Stuhl hin und her und konnte ein Gähnen nicht unterdrücken. Wo war eigentlich der dicke Kater geblieben? Vor einiger Zeit hatte er sich noch neben Mira eingerollt. »Wo ist eigentlich Kantapper?«, fragte Mira laut. Frau Fingerhut sah sich um.
    »Ach, der Schlingel ist sicher durch den Garten entwischt. Wahrscheinlich war es ihm hier zu langweilig. Möchtest du ihn suchen gehen?« Mira war dankbar für alles, was ihr erlaubte, sich von ihrem Sitz zu erheben und den Tisch zu verlassen. So hüpfte sie schnell von ihrem Stuhl, um durch die Terrassentür in den Garten zu gehen.
    Einen ordentlicheren Garten als diesen hat man selten gesehen. Tante Lisbeth war eine erklärte Feindin jeglichen Wildwuchses, und so waren alle Hecken und Büsche zusammengestutzt und die wenigen Blumen in genau abgezirkelte Beete verbannt.
    Es gab einen einzigen Baum, der noch im Garten stand, eine Buche mit flammend roten Blättern, die bald zu Tante Lisbeths Leidwesen auf den sauber geschnittenen Rasen fallen sollten. In dem Baum hörte Mira plötzlich ein deutliches Miauen, und als sie hochsah, lag auf einem breiten Ast etwas über ihrem Kopf der Kater und betrachtete sie listig aus seinen türkisgrünen Augen.
    Mira versuchte, ihn herunterzulocken, aber der Kater ließ

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