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Mira und der weiße Drache (German Edition)

Mira und der weiße Drache (German Edition)

Titel: Mira und der weiße Drache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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konnte?
    Der Kater lächelte gewinnend »Natürlich!«, hörte Mira seine Stimme in ihrem Kopf. Doch da war etwas, das sie zurückschrecken ließ.
    War es das unaufhörliche Klopfen des Schwanzes am Ast? Oder der flackernde Blick in den Augen des Katers, der so gar nicht zu dem sanften Schnurren passte? Mira begann sich jedenfalls plötzlich sehr unwohl zu fühlen und drehte sich abrupt zur Seite.
    »Es war gar nichts, überhaupt nichts mehr«, dachte sie grimmig und spürte plötzlich, wie auch der Kater sich abwandte.
    »Gut.« Das Schnurren des Katers erstarb auf der Stelle. »Wir werden uns wiedersehen.« Er erhob sich etwas träge und sprang mit einem Satz vom Baum herunter. Dann lief er über das frisch geschnittene Gras und sprang auf die Mauer, die Tante Lisbeths Garten von dem ihrer Nachbarin trennte. Dort drehte er sich noch einmal um und hob wie zum Gruß die Pfote, bevor er hinter den Brombeerhecken verschwand.

7. Kapitel
    in dem Mira Miranda zum dritten Mal begegnet,
was diesmal aber wesentlich weniger vergnüglich ist
    Das Erste, was Mira tat, als der Kater verschwunden war, war, sich in den Arm zu zwicken. Wenn das nun alles ein Traum war, müsste sie gleich aufwachen. Sie wartete zwei, drei Sekunden, aber nichts geschah. Sie stand immer noch unter der Buche im Garten ihrer Tante. Der Wind raschelte in den Zweigen und ein paar der feuerroten Blätter trudelten zu Boden.
    Mira blinzelte in die untergehende Sonne und ging zurück zum Esszimmer, wo Tante Lisbeth gerade eine Flasche Weißwein entkorkte und sich angeregt mit Frau Fingerhut unterhielt.
    Es gelang ihr, sich von beiden ohne großes Aufsehen zu verabschieden. Sie sei müde und wolle gleich ins Bett gehen, sagte sie und brachte ein sehr glaubhaftes Gähnen zustande. Zu Miras Glück hatte auch Tante Lisbeth heute kein weiteres Interesse an erzieherischen Vorträgen, zumal sie gerade mit der Nachbarin die Schandtaten der Familie von gegenüber durchhechelte. Der Lärm! Die vielen unhöflichen Kinder!
    Zurück in ihrem Zimmer, beschloss Mira, das Buch noch einmal aufzuklappen und sich die anderen Zeichnungen genauer anzusehen. Vielleicht konnte sie ja auch den Drachen ein weiteres Mal beschwören, denn – so fand sie – er war ihr die Antwort auf viele Fragen schuldig geblieben.
    Gerade als sie darüber nachdachte und die Zimmertür von innen schloss, spürte sie, wie ein dünner, aber kräftiger Arm sie von hinten umfasste. Mira bekam keine Luft mehr, und als sich der Griff kurz lockerte, wagte sie nicht zu schreien. Sie wurde herumgewirbelt und starrte in zwei von Zorn verdunkelte, braune Augen, die von flammend roten Haaren umrahmt wurden.
    »Sag mir sofort, wo du das Buch versteckt hast!«, flüsterte Miranda heiser. »Wie kommst du denn hierher?«, fragte Mira und rang nach Luft. »Ich bin durchs Fenster geflogen«, sagte Miranda und lockerte den Griff kein bisschen. »Wo hast du das Buch versteckt? Ich habe hier schon alles durchsucht!«
    Jetzt erst bemerkte Mira das Chaos im Zimmer. Ihre sämtliche Kleidung war auf dem Boden verstreut. Eine der leblosen Puppen lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Teppich und jemand musste das Bett komplett zerwühlt haben. »Bist du verrückt?«, murmelte sie. Miranda keuchte wütend. »Du bist vielleicht verrückt, dass du es wagst, dich mit mir anzulegen!«
    Mira wünschte sich, Miranda würde endlich ihren Eisengriff etwas lockern. Ihre Oberarme schmerzten bereits. »Ich wollte mich nicht mit dir anlegen, ehrlich!«, sagte sie schwach. »Du spionierst mich aus und klaust das Buch, das für mich bestimmt war. Wie würdest du das wohl sonst nennen?« Miranda packte noch heftiger zu.
    »Glaub mir!«, schrie Mira, »es ist alles ein Versehen!«
    »Tolles Versehen!«, sagte Miranda knapp. »Dann hast du also aus Versehen das Buch geklaut?«
    »Ich wusste nicht, dass es so wichtig sein könnte«, jammerte Mira.
    Miranda starrte Mira wütend an. »Du willst mir erzählen, du weißt nicht, was es mit dem Buch auf sich hat?«
    »Ehrlich, ich hatte keine Ahnung. Ich habe nur gesehen, dass du mit dem Drachen gesprochen hast, und dann ...«
    Mira brach jäh ab, als sie sah, wie wütend Miranda wurde. »Der Drache?«, flüsterte diese schließlich fassungslos. »Was weißt du über den Drachen?« »Eigentlich gar nichts«, sagte Mira fast wahrheitsgemäß. »Ich habe nur gesehen, dass er sich mit dir unterhielt.« Mira hatte das unbestimmte Gefühl, dass es besser wäre, Miranda nicht zu verraten, dass sie den

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