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Mira und der weiße Drache (German Edition)

Mira und der weiße Drache (German Edition)

Titel: Mira und der weiße Drache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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Beschwörungsspruch belauscht hatte. (Und vor allem, was sie anschließend mit ihrem Wissen angestellt hatte.)
    »Hast du irgendetwas mit dem Buch gemacht?«, fragte Miranda so leise, dass Mira sie kaum verstehen konnte. »Ich habe mir ein bisschen die Zeichnungen angeschaut«, antwortete Mira unsicher und vermied es, Miranda in die Augen zu blicken. »Die Zeichnungen ...«, Mirandas Augen verengten sich zu Schlitzen, »... welche Zeichnungen hast du gesehen?«
    »Fische«, sagte Mira, »und Kröten, seltsame Dinge.«
    Miranda blickte sie scharf an und lockerte den Griff endlich ein wenig. »Und weiter?«
    Mira schluckte. »Weiter nichts.« Mittlerweile war sie nicht schlecht im Lügen geworden, dachte Mira, denn Miranda ließ nun ihre Arme los. Sie rieb sich die roten Flecken auf den Oberarmen, die deutlich als Mirandas Fingerabdrücke erkennbar waren. Miranda stellte sich dicht vor Mira und stützte die Arme in die Hüften. »Gib mir einfach das Buch. Und dann sehen wir uns nie wieder«, sagte sie.
    »Okay.« Froh, so leicht davongekommen zu sein, ging Mira zu dem Nachttischchen, auf dem der Zahlenwecker umgekippt stand, und tastete nach ihrer Tasche, die sich viel zu leicht anfühlte. Schon als sie hineingriff, wusste sie, dass etwas nicht stimmte. Sie drehte sich zu Miranda um, die sie erwartungsvoll anstarrte. »Das Buch – es ist weg«, stammelte Mira. Miranda sagte nichts. »Ich weiß nicht, wo es ist!«, rief Mira verzweifelt und suchte den Boden unter dem Tisch ab.
    »Warst du mal eine Weile nicht im Zimmer?«, fragte Miranda tonlos. Mira nickte. »Ich war unten beim Teetrinken.«
    Miranda dreht sich weg und schwieg eine Weile und Mira blickte betreten auf ihre Fußspitzen. Als Miranda sich wieder umdrehte, sah Mira etwas, das sie am allerwenigsten erwartet hätte: Tränen. Miranda weinte. Sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, und wischte sich mit ihren schmutzigen Fingern über die Wangen. Ihre Stimme klang seltsam und rau, als sie sagte: »Und jetzt haben sie sich das Buch geholt. Sie haben es wieder. Das ist eine Katastrophe.«
    Mira hatte keine Ahnung, wovon Miranda sprach. Aber sie fühlte sich ziemlich schlecht. »Es tut mir leid!«, murmelte sie.
    Miranda warf Mira einen wütenden Blick zu. »Du bist ein solcher Idiot«, zischte sie. »Wäre ich dir doch nie begegnet. Ich, ich ganz allein bin für das Buch verantwortlich, verstehst du? Und jetzt hast du mir alles vermasselt.« Miranda fing an, im Zimmer hin und her zu laufen, und schien Mira gar nicht mehr zu beachten. Sie murmelte etwas vor sich hin, das Mira nicht richtig verstand. Schließlich richtete sie sich kerzengerade auf. »Ich muss zum Zauberrat«, sagte sie. Und dann fügte sie wesentlich leiser hinzu: »Und du kannst dir gar nicht vorstellen, was für einen Ärger ich da bekomme!«
    Und plötzlich stand da statt Miranda eine kleine Amsel. Mira rieb sich die Augen.
    Obwohl es draußen nicht regnete, sah die Amsel immer noch zerzaust aus. Sie flatterte auf das Fensterbrett und blickte Mira noch ein letztes Mal an. »Ich hoffe, du weißt, was du da getan hast!«
    »Verzeih mir!«, dachte Mira, doch sie wusste nicht mehr, ob die Amsel das noch gehört hatte, denn sie flatterte von dem Fensterbrett nach draußen in die Dämmerung.

8. Kapitel
    bei dem Miranda tatsächlich viel Ärger bekommt
    Mira stand am Fenster und sah zu, wie die kleine Amsel an der Buche vorbeiflog, und hatte ein schlechtes Gewissen. Nun war Mira noch nie sehr mutig gewesen, aber diesmal fasste sie sich ein Herz. Sie schloss die Augen, atmete tief durch und sagte laut: »Ich möchte fliegen!«
    Während sie das dachte, war da wieder ein seltsames Ziehen in der Brustgegend, so wie sie es verspürte, als der Drache mit ihr sprach. Mira wurde leicht schwindelig, und plötzlich schien es ihr, als würde der Raum riesengroß. Das Bett mit dem zerwühlten Bettlaken ragte als weißer Hügel neben ihr auf. Vor ihr lag die steife Puppe, die nun mindestens so groß war wie sie selbst, und Mira starrte in das riesige, tote Glasmurmelauge, das seinerseits auf den staubigen Boden blickte. Der umgekippte Wecker thronte über ihr auf einem riesenhaften Nachtschränkchen und sie konnte den Staub auf den Anzeigenblättern sehen. Neben dem Fuß des Nachtkästchens, der nun die Größe eines Baumstamms hatte, lag ein riesiges weißes Haar, und Mira musste an die langen, weißen Augenbrauenhaare des seltsamen Katers denken.
    Sie hüpfte vorsichtig hin und her, und als sie nach

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