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Mira und der weiße Drache (German Edition)

Mira und der weiße Drache (German Edition)

Titel: Mira und der weiße Drache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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sagte die alte Hexe bekümmert.
    »Und im Gegensatz zu uns auch besser organisiert«, ergänzte ein alter Zauberer und hüllte sich in seinen zerschlissenen schwarzen Mantel.
    »Leider!«, rief Xenia. »Mirandas dummes Versehen könnte uns alle Kopf und Kragen kosten.« Sie blickte, nach Zustimmung heischend, in die Runde. »Nicht nur, dass sie allein den Drachen beschworen hat − eine Verantwortungslosigkeit, die schon schwer bestraft gehört −, nein, sie ist schuld daran, dass die schwarzen Zauberer nun im Besitz des mächtigen Buches sind. Deshalb ...«, die Hexe holte tief Luft, »... bin ich dafür, dass Miranda sämtliche magische Eigenschaften verliert, einschließlich der, sich zu verwandeln.« Die Zauberer und Hexen unterbrachen sie mit erregten Zwischenrufen. »Aber sie ist die Spruchbewahrerin!«, wandte eine kleine Hexe mit hervorstehenden Schneidezähnen ein.
    »Dann muss eben ein anderer zum Spruchbewahrer ernannt werden.«
    »Und wie soll das gehen?« Der junge Zauberer mit den schwarzen Haaren sah die Hexe scharf an.
    »Ganz einfach. Miranda verrät den Spruch und wir werfen den Vergessenszauber über sie.«
    »Und du wärst zum Beispiel diejenige, der sie den Spruch anvertrauen soll?«
    »Nicht unbedingt«, sagte Xenia. »Ich denke, der Spruch soll der großen Ratshexe vorbehalten sein.« Sie drehte sich um und machte eine kleine Verbeugung in Richtung der alten Hexe.
    Der Junge sah sie für einen kurzen Moment spöttisch an, wurde dann aber gleich wieder sehr ernst. »Miranda auf diese Weise auszuschließen, ist gegen unsere Regeln, das weißt du ganz genau. Es wäre gegen alles, wofür wir stehen.«
    »Willst du dich jetzt etwa auf ihre Seite stellen, Rabeus?«, giftete Xenia und blickte in die Runde auf die anderen Hexen und Zauberer. »Jeder, der das tut, zerstört die Gemeinschaft, und das ist schließlich das Einzige, das wir noch haben – unsere Gemeinschaft. Wer gegen die Regeln verstößt, muss hart bestraft werden. Sonst macht am Ende jeder, was er will.«
    Die dicke Hexe mit den vielen Ringen nickte.
    »Miranda hat leider schon öfter gegen die Regeln verstoßen.«
    Ein Teil der Versammlung murmelte zustimmend, ein paar andere schwiegen. Rabeus rollte entnervt die Augen. »Gut, dass wir Hexen wie dich haben, Xenia, immer so pflichtbewusst.«
    Xenia funkelte ihn wütend an.
    »Und die«, fuhr sie fort, »die ihr jetzt unbedingt helfen wollen, sollten sich vielleicht selbst an die Nase fassen, ob auch sie die Regeln einhalten, sonst ...«
    »Sonst was?« Rabeus blickte Xenia drohend an. »Sonst muss ich auch bestraft werden? Und wer bestimmt das? Du etwa?«
    »Schluss jetzt!« Die alte Hexe erhob sich und schaute finster in die Runde.
    »Ich mache das nicht gerne, aber Xenia hat recht. Wir müssen unsere Gemeinschaft schützen. Miranda!« Miranda schluckte und trat in die Mitte. »Du wirst hier in diesem Bannkreis stehen bleiben. In vier Tagen werden wir uns alle wieder hier treffen, und dann werde ich verkünden, was mit dir zu geschehen hat. Möchtest du noch etwas sagen?«
    Miranda schüttelte den Kopf und blickte stumm zu Boden.
    Die alte Hexe stand auf, nahm den Ast und zog einen großen Kreis um das Mädchen. Miranda rührte sich nicht.
    »Und jeder, der ihr hilft ...«, die alte Hexe sah Rabeus scharf an, »... wird auf die gleiche Weise bestraft werden.« Der junge Zauberer blickte mit versteinerter Miene zu Xenia, die ihn höhnisch anlächelte.
    »Außerdem müssen wir herausfinden, wo das Buch jetzt ist und was es mit den Sperbern auf sich hat.« Die Zauberer und Hexen nickten zustimmend.
    »Und einer sollte dieses Menschenmädchen finden und sehen, ob sie nicht mit den schwarzen Zauberern unter einem Hut steckt«, sagte der alte Zauberer in dem zerschlissenen Mantel.
    Mira, die immer noch völlig reglos am Rand der Eiche stand, beschloss, sich bei diesen Worten wieder lautlos in den Laubhaufen zu verkriechen. Sie bekam noch mit, wie die alte Hexe die Aufgaben verteilte und wie sich dann alle Hexen und Zauberer erhoben. Die meisten von ihnen wirkten froh, wieder verschwinden zu können. Die Hexe steckte den Stock in das Feuer. Es erstarb augenblicklich, nicht einmal Rauch war zu sehen. Nur ein paar goldene Funken flogen hoch und warfen ihr Licht auf den riesigen Raben, in den sich die alte Hexe verwandelt hatte. Er flog mit großen, schwarzen Schwingen in den Nachthimmel, an dem ein leuchtender orangefarbener Vollmond stand. Jetzt verwandelten sich auch die anderen Hexen und

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