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Mira und der weiße Drache (German Edition)

Mira und der weiße Drache (German Edition)

Titel: Mira und der weiße Drache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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Kamin.
    Dann blickte er sehr ernst zu den beiden Mädchen.
    »Ich frage mich sowieso, was ihr beide bei Pia Fraus verloren hattet. Es war völlig leichtsinnig von euch, alleine zu ihr zu gehen! Ihr könnt beide von Glück sagen, dass ihr entkommen seid.« Mira starrte auf ihre schmutzigen Fußspitzen. »Eine eigenartige Stimme hat uns geholfen, als wir bei ihr waren«, erzählte sie leise. Hippolyt nickte, vergaß für einen Moment, streng auszusehen, und verbiss sich ein Lächeln. »Ich weiß.« Er stellte sich auf seine Zehenspitzen, versuchte dabei das Gleichgewicht zu halten und räusperte sich.
    »Pia Fraus«, brüllte er und seine Stimme klang mit einem Mal so laut wie Donnergrollen. »Ich sehe bis auf den Grund deiner Seele!« Miranda zuckte zusammen. »Sie waren die Stimme im Spiegel!«, rief sie erstaunt. Hippolyt schmunzelte und strich sich seine wenigen grauen Haare über die leuchtend rote Glatze nach hinten. »Ich wusste gar nicht, wie furchterregend ich sein kann!«, rief er vergnügt. »Sie hatte richtig Angst vor mir. Und wie sie mich überall gesucht hat!« Er grinste und wippte zufrieden auf seinen Fußballen hin und her. »Ich muss schon sagen, sie macht auch zu Hause nicht gerade einen sympathischen Eindruck.«
    »Sie haben die schwarze Hexe also schon lange beobachtet?«, fragte Mira. »Aber ja!«, erklärte Hippolyt. »Ich weiß ziemlich viel über sie.« Er machte eine kleine Pause und starrte durch die Kinder hindurch. »Feine Sache, diese Kugel, nicht wahr?«, fuhr er dann fort.
    »Sie sollten sie eigentlich meiner Oma bringen«, grollte Miranda. »Sie wartet schon so lange darauf!« Hippolyt blickte einen kurzen Moment reuevoll drein, doch dann grinste er schon wieder. »Ich weiß. Aber ... die Kugeln haben mir einfach so gut gefallen. Leider habe ich noch nicht herausgefunden, wie ich die anderen beiden nutzen kann, aber das ist jetzt nicht mehr so wichtig.« »Warum ist das nicht mehr so wichtig?«, dachte Mira erstaunt. Doch Hippolyt sprach nicht weiter. Er sah plötzlich sehr seltsam aus. Sein Blick flackerte kurz und seine türkisfarbenen Augen wurden heller. An irgendwen erinnerten Mira diese Augen, sie wusste nur nicht, an wen.
    Hippolyt lächelte kurz, nahm einen Besen, der neben dem Schrank lehnte, und kehrte die Asche zusammen, die aus dem Kamin herausgeschleudert worden war.
    »Schade nur, dass unsere gemeinsame Freundin herausgefunden hat, dass die Stimme durch den Spiegel kam. Jemand musste ihn vorher schon einmal ausprobiert und sich dabei verraten haben«, sagte er und blickte dabei Mira an. »Mhmm«, erwiderte sie unbestimmt und wurde etwas rot. Hippolyt schob die Asche vorsichtig auf eine blecherne Schaufel.
    »Du hast also meinen Garten entdeckt?«, fragte er beiläufig.
    Mira räusperte sich. »Also ... Er ist wirklich wunderhübsch«, sagte sie zögernd. Hippolyt fegte die letzten Aschereste zusammen und kippte sie in den Kamin. »Der murmelnde Brunnen hat mir natürlich alles erzählt. Er war übrigens sehr traurig, dass du ihm seinen besten Freund weggenommen hast!«
    »Seinen besten Freund?«, fragte Mira und sah ihn groß an.
    »Ich spreche von meinem Gartenzwerg«, sagte Hippolyt streng. »Und wenn ich ehrlich bin, bin ich auch nicht sehr erfreut darüber, dass er verschwunden ist.«
    »Er, er wollte mit ...«, stotterte Mira. »Außerdem konnte er den Brunnen nicht ausstehen.«
    Hippolyt winkte ab. »Ich mache dir gar keinen Vorwurf. Du bist einfach zu gutgläubig und kennst diese Wesen nicht. Sie jammern immer! Ich habe mich über den Zwerg jedenfalls bestens amüsiert.«
    »Amüsiert?«, fragte Mira verwirrt.
    »Er war so hässlich und übel gelaunt, dass ich immer über ihn lachen musste. Deshalb habe ich ihn ja auch neben den murmelnden Brunnen gestellt. Seine Laune wurde dann sogar noch schlechter!« Hippolyt gluckste vor Lachen.
    »Er hat sehr gelitten«, erwiderte Mira aufgebracht. »Und er erzählte mir, dass er schon seit vielen Jahren so traurig war.« Hippolyt zuckte mit den Achseln und lächelte Mira besänftigend an. »Komm schon, Mira, er ist eine Steinfigur, weiter nichts! Was meinst du, was hier für ein Chaos herrschen würde, wenn wir plötzlich auf die Gefühle jedes unglücklichen Gartenzwergs Rücksicht nähmen! Diese Wesen langweilen sich. Deshalb sind sie immer unzufrieden und streiten sich ständig.«
    »Aber auch ein Gartenzwerg hat ein Recht darauf, glücklich zu sein!«, rief Mira empört aus.
    Hippolyt hob beide Hände abwehrend hoch.

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