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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Bergungsmannschaft höchstens ein paar nichtpflanzliche Überreste finden: Eisen, Glas, Steingut und dergleichen. Aber danach sucht natürlich niemand. Deshalb ist auch noch keiner hinter unseren Trick gekommen.«
    Ergils Kiefer malmten.
    »Worüber denkt Ihr nach, Hoheit?«, fragte der Kapitän.
    »Findet Ihr es richtig, die Arbeit braver Schiffsbauer auf diese Weise zunichte zu machen?«
    »Nein. Es ist ein Jammer. Aber ist es recht und billig, wenn Hjalgord brave Handelsmänner und ihre Familien an den Bettelstab bringt oder ihnen gar das Leben nimmt?«
    »Natürlich nicht.«
    »Genau das tut er aber. Er ist ein Blender, der seine Machenschaften als einzige Möglichkeit verkauft, den Menschen Brot und Arbeit zu geben. Wenn seine Handelsflotte nicht größer werde und die kleineren schlucke, dann könne sie im Kampf ums Dasein nicht bestehen, behauptet er. Notgedrungen müsse er einfach seine Wettbewerber zerstören, zum Wohle aller. Klingt das nicht sehr überzeugend?«
    »Ich weiß nicht. Vi e lleicht…« Ergil schüttelte den Kopf.
    »Spuckt es aus, Hoheit.«
    »Wenn ich die Macht dazu hätte, dann würde ich keine Ordnung dulden, die nur bestehen kann, weil sie so vielen Menschen die Lebensgrundlage entzieht. Ich würde sie ändern.«
     
    »Möglicherweise werdet Ihr einmal die Gelegenheit dazu bekommen, Prinz Ergil. Dann solltet Ihr daran denken, dass jede Erneuerung die Aufgabe von etwas Vertrautem nach sich zieht. Das ist nicht selten schmerzlich und ruft Widerstand auf den Plan. Bis Ihr auf dem Thron in Sooderburg sitzt, werden jedenfalls meine Männer, die Schiffsbohrer und ich unsere eigenen kleinen ›Veränderungen‹ herbeiführen. Auch wenn Ihr mich dafür verachtet.«
    Ergil schüttelte den Kopf. »Das tue ich nicht, Bombo. Schiffe auszurauben und sie nachher zu versenken, finde ich zwar immer noch…« Er verstummte, weil er plötzlich ein ungewöhnliches Rauschen vernahm. Mit der Hand die Augen beschirmend, blickte er nach Norden. Über dem Wasser schien ein graublauer Dunst zu hängen.
    »Wo kommt mit einem Mal diese Gis c ht her? Sie hätte uns doch vorhin auffallen müssen. Oder gibt es im Groterspund Stromschnellen, die nur nachts erwachen?«
    Im selben Moment hallte vom Ausguck ein gellender, lang gezogener Schrei über das Deck. »Fiederfische!«
    »Allmächtiger, mach, dass es nicht die von Ugard sind!«, hauchte Bombo. Seine Augen waren schreckensweit auf den Schwarm gerichtet, der sich von Norden wie eine dunkle Gewitterwolke näherte, aus Richtung des Tores zur Ödnis – als hätten die Tiere gewusst, dass sie hinter dem Schiff von den wachsamen Augen der kleinen Elvenspäherin nicht entdeckt werden konnten.
    Ein Geräusch wie von fernen Stromschnellen wehte über den  Fluss.
    Falgon und Dormund kamen um die Hütte zum Heck gelaufen. Ersterer hielt sein Breitschwert, Letzterer den Schmiedehammer in der Hand.
    »Twikus, du musst sofort unter Deck«, stieß der  Waffenmeister hervor.  
    »Ic h bi n Ergil.«
    »Jetzt keine Spielchen, Junge. Geh!« Das Rauschen schwoll an.
    Der Prinz schickte sich an, dem Befehl zu gehorchen, aber da hielt ihn eine innere Stimme zurück.
    Das sieht dir ähnlich. Haust einfach ab, wenn’s brenzlig wird.
    Es ist das Klügste, was wir tun können, wehrte sich Ergil.
    Wer sagt das?
    Der Oheim. Du hast es doch gehört.
    Ja. Er behandelt uns immer noch wie Kinder. Verkriecht er  sich etwa?
    Das ist etwas anderes.
    Wieso? Frag ihn doch mal, warum nicht einfach alle unter  Deck fliehen.
    Ergil blickte gehetzt nach Norden. Im Zwielicht der heraufziehenden Dämmerung konnte man jetzt schon einzelne Fische ausmachen. Sie sprangen aus den dunklen Fluten, flatterten ein weites Stück über das Wasser und tauchten wieder ab. Ihr knatternder Flügelschlag im Verein mit dem spritzenden Nass erzeugte den jetzt schon nervenzerreißenden Lärm. Und das Geräusch wurde immer lauter.
    Twikus hatte Recht. Vor lauter Schreck war Ergil überhaupt nicht zum Denken gekommen. Das Bild der in Holzspäne aufgelösten Tür des Silbernen Karpfens tauchte wieder vor seinem inneren Auge auf. Das hatten Zähne angerichtet. Bärenfallen.
    Wer bisher unter Deck gewesen war, hastete nach oben. Die meisten Seemänner trugen Säbel, Dolche oder Äxte, einige hatten auf die Schnelle aber nur Belegnägel aus der Reling gezogen, die üblicherweise zum Festmachen der Leinen dienten. Einen normalen Fisch mochte man mit diesen keulenartigen Holzstäben ja betäu b en können, aber Ergil 

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