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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Hand.
    Ein wehmütiger Ausdruck huschte über Olams Gesicht.
    »Deine Zuneigung zu ihr braucht dir nicht unangenehm zu sein, tapferer Waffenmeister. Bei Tarika – so hieß meine große Liebe – empfand ich genauso.« Er gönnte sich einen  wehmütigen Augenblick, bevor er an Schekira gewandt fortfuhr: »Wie steht es mit dir, kleine Elvin?«
    Sie ließ erschrocken das gekochte Maiskorn fallen, an dem sie bis eben genüsslich geknabbert hatte. »Ich fürchte mich schon, wenn ich den Schatten eines Tarpuns über mir sehe.«
    Er nickte verstehend und ließ seinen Blick weiterwandern. Dormund, Bombo und Jonnin mussten ebenfalls eingestehen,
    den lähmenden Schrecken zu kennen, der sie für die Wächter der Sooderburg zu einer leichten Beute machen würde.
    Zuletzt fragte Olam die Prinzen.
    »So schnell lasse ich mir keine Angst einjagen«, posaunte  Twikus.
    Angeber!, versetzte Ergil. Natürlich haben wir Angst. Du vielleicht etwas weniger als ich, aber ich kenne dich. Muss ich dich etwa wieder an den Kampf gegen Trigas Horde im Großen Alten erinnern? Oder an den Schwarm der Fiederfische? Oder…?
    »Was sagt dein Bruder dazu?«, erkundigte sich der Weise. Wie üblich war der innere Disput der Zwillinge nicht zu übersehen gewesen.
    »Er ist eher der Denker von uns beiden. Die handfesten  Sachen überlässt er lieber mir.«
    Olams Blick wanderte zu dem gläsernen Gürtel des Prinzen.
    »Du meinst solche Dinge wie das Wecken von Zijjajims  Macht?«
    »Du kennst das Schwert?«, fragte Twikus erstaunt.
    »Ja, so gut man einen Gegenstand ken n en kann, den man lediglich als Bote überbringt.«
    »Jazzar - siril hat Himmelsfeuer von dir erhalten?«
    »Sagen wir, durch mich. Der Ewige hatte es mir in einem früheren Traum anvertraut, um es an den König weiterzugeben.«
    Twikus schüttelte ungläubig den Kopf. » Da s ist…«   
    »… hier nicht weiter von Belang. Es sei denn, du willst behaupten, Himmelsfeuer mache dich unverwundbar.«
    Múria kam dem plötzlich sehr schweigsamen Prinzen zu Hilfe. »Zijjajim ist eine machtvolle Waffe gegen das Böse, aber wir haben leidvoll erfahren müssen, wie verletzlich wir alle sind – sein Träger eingeschlossen.«
    »Was ist mit dir, Olam?« Ehe Twikus sich’s versah, war die Frage aus ihm herausgeplatzt. Trotz Múrias gewogener Worte fühlte er sich bloßgestellt. Er war kein Hasenfuß.
    Der Weise vom Sternenspiegel lächelte. »Die Furcht wohnt jedem inne, der etwas zu verlieren hat. Auch mir. Außerdem darf ich mich nicht persönlich in die Geschicke eurer Welt einmischen. Ich bin nur ein Ratgeber oder – auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen – ein Verm ittler.«
    »Ich hatte gehofft, bezüglich der Wächter mehr von dir zu erfahren, weiser Olam«, sagte Múria mit vorwurfsvollem Unterton. Ihre Hände waren auf dem Tisch zu Fäusten geballt. Sichtlich kämpfte sie um ihre Beherrschung.
    Er ging darüber hinweg und antwortete mitfühlend: »Wer um Hilfe bittet, muss auch bereit sein, sie anzunehmen, meine Schwester.«
    »Das bin ich«, erwiderte sie.
    Olam schüttelte den Kopf. »Du verlangst die Unterstützung z u deinen Bedingungen, aber so wirst du sie nicht erhalten. Öffne in Demut die Augen und du wirst die Hilfe zur rechten Zei t erkennen.«
    »Mehr hast du uns nicht mitzuteilen?«
    »Nein, das ist alles, was ich euch sagen kann. Und, glaube mir, es ist genug.«
    Sie schob müde den Teller von sich und ließ den Kopf hängen. »Dann sind wir verloren.«
    Er breitete die Hände aus, wodurch sich alle am Tisch angesprochen fühlten. »Urteilt nicht zu schnell, meine  Freunde. Lasst euch nicht blenden vom falschen Schein äußerlicher Pracht oder schreckensvoller Drohgebärden. Es ist nicht immer le i cht, den Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge zu erkennen, weil wir gern dazu neigen, der Stimme unseres Herzens zu vertrauen. Aber diese ist trügerisch, wenn sie mit der Zunge des Eigennutzes spricht – ich für meinen Teil hatte genug Gelegenheit, diese Lektion zu lernen. Sucht also die Antwort nicht allein in euch selbst, wo es nichts Neues gibt.«
    Unvermittelt stand Olam von seinem Kissen auf und fügte mit lauter Stimme hinzu: »Gebt Acht! Ist das, was ich hier tue, richtig oder falsch? Denkt gut über eu r e Antwort nach.« Er hob die Augen zur Kuppel und klatschte in die Hände.
    Alle am Tisch folgten seinem Blick und erschauerten, als sich im nächsten Moment der Palast der Schmetterlinge auflöste. Die Millionen schillernder Falter stoben auseinander

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