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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Herrscher von Susan sein Gleichgewicht zurück und rief: »Na schön, Kaguan. Ich ziehe meine Männer von der anderen Seite der Brücke ab. Damit ist der Weg in die Stadt für Euch frei. Wenn Ihr außer Schussweite seid, lasst meine Tochter laufen. Ich warte den vierten Teil einer Stunde. Wenn Prinzessin Nishigo danach nicht wieder wohlbehalten zu mir zurückgekehrt ist, werde ich Euch bis ans Ende der Welt verfolgen.«
    »Das klingt nach einem vernünftigen Handel«, erwiderte Kaguan.
    Twikus ballte die Fäuste. Am liebsten hätte er den Bogen hochgerissen und trotzdem den Pfeil abgeschossen. Aber würde er seinen Feind auch tödlich treffen? Bei jedem anderen Ergebnis wäre Nishigos Leben verwirkt. Und wohl auch sein eigenes – die Schützen der Leibgarde zielten bestimmt immer noch auf ihn. Sollte er wirklich sein Schicksal angesichts des fragwürdigen Ausgangs herausfordern?
    Über seinem Zögern verstrich die letzte Möglichkeit zum Schuss.
    Wieder erhob der Mazar die Stimme. »Dann geschehe es eben so, Kaguan. Geht jetzt. Aber lasst Euch warnen: Das Volk von Silmao liebt meine Tochter beinahe so wie ich. Wenn dem Mädchen etwas zustößt, sollt Ihr es bereuen, wie Ihr noch nie etwas bereut habt. Für Euch soll es weder Ruhe noch Unterschlupf geben und selbst die Bettler in meinem Reich werden Euch jagen.« Der Herrscher wandte sich Koichi zu und sagte leise: »Wenn Prinzessin Nishigo in Sicherheit ist und Ihr freie Schussbahn habt, dann tötet den Bastard. Aber jetzt gebt die Brücke frei.«
    Der Oberste der Leibwache verneigte sich tief und winkte einen Soldaten herbei, den er als Hauptmann Masake ansprach und mit den Anweisungen des Mazars betraute.
    Masake zog sich zurück und schickte die Kommandos auf die Reise durch eine Befehlskette, zu deren unterschiedlichen Gliedern auch ein Hornist gehörte, der aus Leibeskräften in sein Instrument blies, woraufhin die Anordnungen des Mazars als militärisch reglementierte Tonfolge den Wassergraben überquerten, drüben in Worte zurückübersetzt und von einem anderen Truppführer an seine Männer verteilt wurden. Nach erstaunlich kurzer Zeit begannen die Leibgardisten abzurücken.
    »Ihr begeht einen großen Fehler, Majestät«, knirschte Twikus.
    Der Mazar blickte vom Schildhügel auf ihn herab und erwiderte müde: »Ich weiß. Aber was hätte ich denn tun sollen? Sie ist mein einziges Kind.«
    Mit einem Mal hatte Twikus nicht mehr das Gefühl, lediglich einem ziemlich wichtigen Mann gegenüberzustehen, sondern einem leibhaftigen Menschen. Er nickte traurig. »Denkt bitte nicht, Nishis Leben sei mir gleichgültig.«
    Die Stirn des Mazars fürchte sich. »Woher kennt Ihr den Kosenamen der Prinzessin?«
    Twikus seufzte. »Von ihr selbst.«
    »Wie ist das möglich? Man hat Euch doch erst vor ein paar Stunden in den Palast gebracht und wie es hieß, seid Ihr ohne Besinnung gewesen.«
    »Nachdem ich erwacht war, bin ich im Palastgarten spazieren gegangen. Dort habe ich Eure Tochter getroffen und mich ziemlich lange mit ihr unterhalten.«
    Die Augen des Mazars wandten sich wieder den Geschehnissen jenseits der Brücke zu, wo gerade die letzten Soldaten das Feld räumten. »Ich habe ihr diese nächtlichen Streifzüge doch schon tausendmal verboten.«
    Auch Twikus’ Blick kehrte zum Zoforoth und der Prinzessin zurück. »Es ist alles meine Schuld.« Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie der Mazar ihn von der Seite ansah.
    »Wie kommt Ihr darauf?«
    »Ich hätte sie nicht allein lassen dürfen.«
    Nishigos Vater schüttelte den Kopf. »Da irrt Ihr Euch. Ihr hättet meiner Tochter gar nicht erst begegnen dürfen.«
    Während Twikus noch die verschiedenen Deutungen dieser Äußerung gegeneinander abwog, verließ der letzte Leibgardist das andere Ufer des Wassergrabens. Der Zoforoth verlor keine Zeit. Rückwärts gehend, die Prinzessin als Schutzschild an sich pressend, strebte er dem Ende der Brücke entgegen. Bald erreichte er die Stelle, wo eben noch die susanischen Bogenschützen und Lanzenträger gestanden hatten. Hier begann eine gepflasterte schnurgerade Allee, die einen parkähnlichen, etwa eine Viertelmeile breiten Grünstreifen durchquerte. Dahinter lag das Silmao der einfachen Leute. Auf der von Laternen gesäumten Straße entfernten sich Kaguan und Nishigo Schritt für Schritt.
    »Er ist fast außer Schussweite. Allmählich könnte er sie freilassen«, murmelte der Mazar nach einer Weile.
    »Ich kann ihn auch noch treffen, wenn Eure Bogenschützen ihn längst

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