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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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aus farbenfrohen Teppichen. Eben hatte, fast lautlos und unter zahlreichen Verbeugungen, Hauptmann Masake das Zimmer betreten. Er ließ sich, als habe ihn ein unsichtbarer Pfeil getroffen, vor dem Monarchen zu Boden fallen. Nach dieser Huldigung stemmte er sich wieder auf die Knie hoch und überbrachte eine Nachricht, die Ergil nicht im Geringsten überraschte.
    Prinzessin Nishigo war unauffindbar.
    Der Mazar thronte mit trübsinniger Miene auf einem Berg aus Kissen, welcher es ihm ermöglichte, auf seine tiefer sitzenden Ratgeber herabzusehen. Er seufzte.
    »Die Abwasserkanäle der Stadt sind ein Wildwuchs, der viele hundert Jahre alt ist. In diesem Labyrinth kennen sich nur Ratten aus. Wenn er Prinzessin Nishigo irgendwo dort unten ausgesetzt hat oder sie womöglich…« Er schüttelte den Kopf, unfähig das allzu Naheliegende auszusprechen.
    »Darf ich mich äußern, Majestät?«, fragte Múria respektvoll. Sie kannte sich mit den hiesigen Sitten offenbar aus.
    Oramas III. machte eine müde Geste, die wohl Zustimmung bedeutete.
    Die Herrin der Seeigelwarte dankte mit einem Kopfnicken und erklärte: »Kaguan besitzt jetzt, wonach er die ganze Zeit trachtete: das neu geschmiedete Schwert Schmerz. Er wird nun alles daransetzen, Euer Reich in Richtung Harim-zedojim-Gebirge zu verlassen. Das Wohl Eurer Tochter – verzeiht, wenn ich das so offen ausspreche – ist ihm herzlich egal. Sie ist für ihn nur Mittel zum Zweck. In Susan kann er sich mit ihr die Verfolger vom Leibe halten, aber danach…« Sie rang sichtlich nach Worten, um das wahre Ausmaß der Gefahr nicht allzu hoffnungslos klingen zu lassen.
    »… ist sie ihm nur noch ein Klotz am Bein und er wird sie töten, damit sie seinen Fluchtweg nicht preisgeben kann?«, erriet der Mazar ihre düsteren Vorahnungen.
    »Ich fürchte ja, Majestät. Deshalb müssen wir Kaguan so schnell wie möglich nachjagen.«
    »Um was zu tun?«
    »Ihn zu töten«, antwortete Falgon anstelle Múrias.
    »Und wie wollt Ihr das anstellen, ohne das Leben meiner Tochter zu gefährden?«
    Der Waffenmeister breitete seine schwieligen Hände aus. »Das habe ich Euch bereits erklärt, Majestät. Twikus und Ergil haben in Ostgard…«
    »Ja, ich bin noch nicht senil, dass ich Eure Worte schon vergessen hätte«, unterbrach ihn Oramas verärgert. Er machte eine wegwerfende Geste. »Seit die Sirilim unsere Küsten verlassen haben, um nach Westen aufzubrechen, ist viel Wasser den Ban hinuntergeflossen. Obwohl wir ihr Andenken in Ehren halten, haben wir uns auf ein Leben ohne ihre Wunderkräfte eingestellt. Bitte seid mir dafür nicht gram, aber ich will das Geschick meines einzigen Kindes nicht in die Hände eines jungen Mannes legen, der Pfeile ›durch die Falten der Welt‹ schießt und dabei mehr schlecht als recht trifft.«
    Ergil schluckte. Das war eben einer der anderen Gründe gewesen, weshalb er das Morgengrauen nicht willkommen heißen mochte. So beherrscht wie möglich sagte er: »Majestät, es geht hier, wie Ihr ganz richtig bemerkt habt, nicht um die Schießkunst meines Bruders, sondern um das Leben Eurer Tochter und das Geschick aller Menschen. Jede Stunde, die wir hier mit fruchtlosem Gerede vergeuden, lässt den Vorsprung unseres Feindes wachsen. Ihr selbst habt eben etwas Wichtiges gesagt: Kaguan will seinen Fluchtweg vor uns verbergen. Ihr kennt Euer Land besser als wir. Auf welchem Weg könnte der Zoforoth am schnellsten in die Berge von Harim-zedojim gelangen?«
    General Koichi verneigte sich, bis er fast mit der Stirn die Tischplatte berührte. »Erhabener Mazar, lasst bitte mich darauf antworten.«
    Oramas nickte.
    Der Oberste der Leibwache hatte sich auf Geheiß seines Oberbefehlshabers mittlerweile bei Ergil für das respektlose Benehmen gegenüber Twikus entschuldigt. Der Vorfall in der Schatzkammer und die dramatische Situation bei der Brücke – das alles habe sein Gefühl für den rechten Ton ein wenig durcheinander gebracht. Ergil hatte rasch Verständnis bekundet. Die unterwürfige Demutsbezeugung des alten Generals war ihm schnell peinlich geworden. Seitdem vermied Koichi, wenn es sich irgendwie einrichten ließ, den direkten Blickkontakt mit dem König. Am liebsten sprach er mit dem soodländischen Waffenmeister, dessen Rang dem seinen noch am ähnlichsten war.
    »Wenn Ihr die Freundlichkeit haben könntet, meinen bescheidenen Überlegungen Gehör zu schenken, ehrenwerter Falgon«, begann Koichi umständlich, während er sich erneut, wenn auch etwas weniger tief,

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