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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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verneigte.
    Múria verdrehte die Augen und Falgon antwortete: »Spuckt’s aus, General. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Koichis Gesicht blieb ausdruckslos. Nur sein Zögern ließ erahnen, wie sehr ihn Falgons schnörkellose Ausdrucksweise schockierte. Merklich um Präzision bemüht, erklärte er: »Es bieten sich drei Routen an. Erstens der Ban. Der Weg ist weit, aber mit einem guten Schiff kann man trotzdem schnell vorankommen.«
    Falgon nickte. »Kaguan müsste den östlichen Ausläufer des Großen Alten, später auch den Grünen Gürtel und anschließend ein gutes Stück von Bakus durchqueren. Zuvor bildet der Ban auf vielen hundert Meilen die Grenze zu Ostrich, wo unser fünfeinhalbgliedriger Freund derzeit wohl das meistgehasste Geschöpf ist. Ich denke nicht, dass er diesen Weg wählen wird.«
    Koichi nickte. »Eine Einschätzung, die ich mit Euch teile, Waffenmeister. Ähnlich schwierig dürfte sich für den Chamäleonen die Reise auf der zweiten Strecke gestalten, der großen Karawanenroute, die nach Bakor führt. Auf susanischer Seite wird sie fast lückenlos von unseren Patrouillen überwacht, hinter der Grenze steht sie unter Kontrolle von Wegelagerern, die sich den ungehinderten Waren- und Personenverkehr fürstlich entlohnen lassen. Hinter der bakusischen Hauptstadt beginnt ein wildes Land, das von unberechenbaren kriegerischen Stämmen bevölkert wird.«
    Múria deutete mit der Hand zur Decke, von der große Wedel hingen, die über Seilzüge in Schwingung versetzt werden konnten, um dem Mazar Kühlung zu verschaffen; jetzt hingen sie ruhig herab. »Im Himmel über uns wimmelte es bis vor kurzem noch von Kaguans Spähern, hauptsächlich Harpyienwesen, die ihm frühzeitig jede Gefahr meldeten. Wir konnten uns des größten Teils dieser Spione entledigen. Allem Anschein nach ist der Zoforoth nun, nachdem Kubuku auch noch den letzten Gapa getötet hat, auf sich allein gestellt. Ich glaube zwar nicht, dass er sich vor Soldaten, Räubern und kriegerischen Nomaden ernsthaft fürchtet, aber sie könnten ihn aufhalten. Verzögerungen wird er sich aber nicht leisten wollen, weil er diesbezüglich ein paar schlechte Erfahrungen mit uns gemacht hat.«
    »Dann bleibt nur noch der Seeweg«, sagte Koichi.
    Dormund kratzte sich so geräuschvoll am Hinterkopf, dass alle, einschließlich des Mazars, ihn fragend ansahen. Der Schmied schaute erschrocken in die Runde und rang sich zu der Bemerkung durch: »Ich habe nur gerade über die Probleme nachgedacht, vor die uns der Fluchtweg Nummer drei stellt. Als mich Kubukus Bruder Ulam unter seine Fittiche nahm, habe ich eines über die Küste von Susan gelernt: Sie ist tausende von Meilen lang und so unübersichtlich wie die Kanalisation von Silmao.«
    »Da habt Ihr leider Recht«, pflichtete ihm der General bei. »Selbst wenn die gesamte susanische Armee am Gestade des Nimmermeers patrouillieren würde, gäbe es immer noch genügend stille Buchten und Strände, wo ein Schiff nachts unbemerkt einen Passagier aufnehmen könnte.«
    Oramas III. war mit dem bisherigen Verlauf der Beratung sichtlich unzufrieden. Seine Stimme hatte einen drohenden Beiklang, als er bemerkte: »Wie wäre es, General Koichi, wenn Ihr zur Abwechslung ein paar Vorschläge machtet, wie wir den Entführer meiner Tochter ergreifen und ihr Leben retten können, anstatt immer nur aufzuzählen, was nicht geht?«
    Ergil bemerkte, wie sich das Gesicht des Obersten der Leibwache entfärbte. Der Mazar von Susan war unübersehbar ein absoluter Herrscher, dessen Autorität niemand infrage zu stellen wagte. Allein ihn zu enttäuschen schien, der Reaktion Koichis nach zu urteilen, an Hochverrat zu grenzen. Was den jungen König allerdings störte, war die allenthalben spürbare Angst, die wie beißender Qualm das freie Atmen der Menschen unterband. Wer keine Luft bekommt, kann nichts Rechtes leisten, dachte er. In der Sache hatte Oramas aber zweifellos Recht. Bedenken brachten sie nicht weiter. Während Ergil noch über die Erfolgsaussichten einer Suche mithilfe Schekiras und der Alten Gabe nachsann, hörte er unvermittelt ein Bimmeln.
    Die Miene des Mazars verriet, wie sehr ihm die neuerliche Störung missbehagte. Trotzdem rief er: »Er möge näher treten!«
    Weil sich Koichis Adjutant Masake zuvor ebenfalls mit einem kleinen Glöckchen angekündigt hatte, rechnete Ergil auch jetzt mit dem Erscheinen des Hauptmannes. Als sich jedoch die Schiebetür in der Papierwand öffnete, erschien, umrahmt von zwei

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