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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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gefiederte Freundin des jungen Königs reden konnte, doch sie hatte bisher weder dem Kapitän noch seinen Männern ihre wahre Natur offenbart.)
    »Du meinst, ein Strudel?«, fragte Ergil.
    »Ich kann sehr gut einen Wasserwirbel von einem Loch unterscheiden. Was sich euch da nähert, ist zweifelsohne ein Loch, ein riesiger schwarzer Schlund.«
    »Loch voraus!«, scholl es in diesem Moment aus dem Krähennest.
    Während die Elvin erneut aufstieg, sah Ergil den Kapitän bange an.
    Smidgard blinzelte, wandte sich zum Ausguck und schrie: »In welche Richtung können wir ausweichen?«
    »In keine. Es ist zu groß. Und zu schnell«, kam prompt die Antwort.
    König und Kapitän fuhren herum und spähten angestrengt über den Bugspriet nach Norden. Von dort näherte sich ihnen rasch ein dunkler Fleck, der mindestens eine Meile breit war.
    »Au Backe!«, sagte Popi.
    Wieder ging ein heftiger Ruck durch das Sirilimschiff. Und einmal mehr hielt es auf die herankommende Gefahr zu, vollzog aber gleichzeitig einen Kurswechsel nach Westen, so als wolle es den Kreis der Leere schneiden.
    Ergil und Smidgard rissen sich von der Reling los und rannten, den Blick unverwandt auf den Riesenschlund gerichtet, nach achtern. Unterwegs schlossen sich ihnen Falgon, Dormund und Múria an. Alle versammelten sich am Heck, krallten sich gemeinschaftlich am Geländer fest und starrten auf das heranjagende Unheil.
    Schekira flog erneut zur Berichterstattung herbei. »Die Silberginkgo versucht auszuweichen, aber das Loch ist schneller.«
    Lass uns sofort tauschen! Du bist der Lage nicht gewachsen, hörte Ergil die Stimme seines Bruders.
    Die Worte trafen ihn mitten ins Herz. Warum hielt sich Twikus ständig für so viel besser als er? Ergil kochte innerlich. Kostbare Augenblicke verstrichen, während er um seine Beherrschung kämpfte.
    Danke für das Vertrauen, war schließlich alles, was er zur Erwiderung hervorbringen konnte. Seine Gedanken zischten vor Wut.
    Brauchst nicht gleich käsig zu werden. Hier geht es um Leben oder Tod von uns allen.
    Dann quassel mich nicht voll, sondern hilf mir dabei, das Schiff von hier fortzuschaffen!
    »Herr der himmlischen Lichter!«, keuchte jetzt auch Falgon und entriss Ergils Aufmerksamkeit dadurch dem inneren Disput.
    Als hätte ihm jemand einen schalldichten Eimer vom Kopf gezogen, stürzte sich plötzlich ein gewaltiges Tosen auf seine Trommelfelle. Er beugte sich über die Reling und erschauerte. Dicht neben der Silberginkgo gähnte ein unergründlicher Schlund. Ob dieser wie angenommen tatsächlich bodenlos war, konnte Ergil nur erahnen, weil die über den Rand stürzenden Wassermassen sintflutartige Mengen von Gischt aufwirbelten – im Nu waren an Deck alle bis auf die Haut durchnässt. Was wie ein gewaltiger Wasserfall aussah, war aber immer noch jenes monströse Maul, das gierig durchs Meer pflügte.
    Die Silberginkgo hing über dem Abgrund und kämpfte gegen den alles vernichtenden Sog an. Jedes andere Schiff wäre längst im Schlund verschwunden, aber dieses krallte sich förmlich ins Wasser. Zugleich raste es wie von einem unsichtbaren Band im Zentrum des Loches gehalten auf dessen Rand entlang. Die Geschwindigkeit wurde immer schneller. Die Masten bogen sich und gaben zusammen mit dem Tauwerk ächzende, beunruhigend lebendig klingende Geräusche von sich. Mehrere Segel zerrissen; die Fetzen knatterten zornig im Fahrtwind.
    Als man zwischen dem Hauptmast des Schiffes und dem Mittelpunkt des Kreises der Leere eine exakte West-Ost-Linie hätte ziehen können, riss sich die Silberginkgo plötzlich los, als hätte sie nur darauf gewartet, vom dahinjagenden Loch genügend Kraft abzuziehen, um dem mörderischen Griff zu entkommen. Rasend schnell strebten Schiff und Schlund auseinander.
    Freudenrufe hallten über das Deck. Männer fielen sich in die Arme. Dormund und Tiko gratulierten einander mit klatschendem Handschlag, als hätten sie das Schiff in Sicherheit gebracht. Popi kämpfte noch mit seiner Angst; er klammerte sich an der Reling fest und starrte nach unten, auf seine schlackernden Knie.
    »Unsere weiße Schönheit ist obendrein auch noch ziemlich gewitzt«, stellte Smidgard mit deutlicher Erleichterung fest.
    Ergil blieb ernst. Sein Blick war nach Südosten, auf das sich entfernende Loch gerichtet. »Seid ihr denn sicher, dass Kaguan schon aufgegeben hat?«
    Múria ließ ihre Rechte auf seine Schulter sinken und hob zu einer beruhigenden Erwiderung an, als er plötzlich ihre Hand packte.
    »Hab

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