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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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bei Twikus zu einem Anfall von Müdigkeit geführt, die ihn im Verlauf der Ansprache mehrmals kurz hatte einnicken lassen. Jetzt war er mit einem Schlag hellwach.
    Benommen leistete er der Bitte des Mazars Folge, sich dem Schildhügel zu nähern. Während Oramas die schwere Goldkette mit dem bauchigen Fläschchen über seinen Kopf streifte, flüsterte Twikus: »Das kann ich nicht annehmen, Majestät.«
    »Und ob Ihr könnt, lieber Twikus!«
    »Aber das Wasser von Silmao ist viel zu kostbar…«
    »Wollt Ihr mich vor meinen Untertanen beleidigen?«, unterbrach ihn Oramas streng.
    »Nein, natürlich nicht. Aber…«
    »Dann nehmt mein Geschenk an. Ihr und Euer Bruder habt es Euch redlich verdient. Das Elixier ist so wertvoll wie ein Leben. Da Ihr Euer eigenes nicht geschont und dasjenige meiner Tochter gerettet habt, ist die Phiole wohl nur angemessen, um Euch zu danken.«
    Als Twikus endlich dem Drängen des Mazars nachgab, brach im Hafen Jubel aus. Der Belohnte legte sich die Kette um und zwang sich zu einem Lächeln. Er hatte am Morgen im Palastgarten ein anderes Abschiedsgeschenk bekommen, das ihm in diesem Moment tausendmal kostbarer erschien. Im Stillen wünschte er, wenigstens noch einmal Nishigos Hände halten zu dürfen. Schon ihr kleiner Finger hätte ihm genügt.
     
     
    Alsbald legte die Silberginkgo vom Pier ab. Smidgard rief mit stolzgeschwellter Brust seine Befehle, die Männer trimmten mühelos die Segel und der Steuermann brachte den Viermaster mithilfe des »Freudenknüppels« auf Kurs.
    Twikus stand am Bug und blickte nach Westen, in Richtung Palast. Er konnte vor lauter Häusern weder den Garten sehen noch den Ginkgobaum, unter dessen Krone aus gespaltenen Herzen er Nishigos weiche, warme Lippen auf seinem Mund gespürt hatte. Es war wie ein wunderbarer Traum. Hätte er darin doch nur etwas länger verweilen dürfen! Er seufzte tief. Ein unbestimmtes Gefühl sagte ihm, dass irgendwo auf den Hügeln oder Dächern der Stadt ein Mädchen stand, dessen karneolfarbene Augen zu ihm herüberblickten, doch sosehr er es sich auch wünschte, er konnte es nicht sehen.
    Die Menschen am Kai ahnten nichts von seiner Traurigkeit. Sie jubelten und winkten dem weißen Schiff hinterher, als handele es sich um eine glückliche Heimkehr und nicht um den Aufbruch zur gefährlichsten Reise, die je ein König des Herzlandes antreten musste.

 
    23
     
    IN DER DUNKLEN TIEFE
     
     
     
    In der Schwimmblase einer Kometenschlange sieht jeder Tag gleich aus. Insofern unterschied sich Kaguans neue Unterkunft kaum von den Abwasserkanälen Silmaos. Es war genauso dunkel und der Gestank ähnlich bestialisch. All das ertrug der Zoforoth jedoch mit Gleichmut.
    Kinghas gigantischer Schlangenkörper glitt mit fast schwereloser Leichtigkeit gen Süden. Es gab schnellere Meeresbewohner als sie, aber kaum ausdauerndere. Sie blieb nie stehen. Wenn ein Teil ihres kindlichen Bewusstseins schlief, schwamm der andere zügig weiter. Zum Fressen musste sie nur ab und zu ihr Maul aufsperren. Sogar für ihren Reisegefährten fiel dabei regelmäßig etwas ab.
    Hin und wieder stimmte Kaguan das Lied der Macht an, das Kingha an ihren Auftrag erinnerte: Bringe mich ins Meer der Unendlichkeit und setze mich an den Bergen von Harim-zedojim ab, in jener kleinen Bucht unter den bizarr geformten Klippen, die wie eine rote Feuerkoralle aussehen. Auch wenn er nicht kontrollieren konnte, wohin die Kometenschlange schwamm, vertraute er doch auf ihre Treue. Seit er aus Kinghas wundem Gebiss die Bruchstücke von Schmerz gezogen hatte, war sie ihm in Dankbarkeit ergeben.
    Es wäre Kaguan nicht in den Sinn gekommen, sich vom Gebieter Erleichterung zu erbitten. Im Gegenteil sah er seine unbequeme Unterkunft in der dunklen, wabbeligen Blase als willkommene Gelegenheit, für seine Verfehlungen Sühne zu leisten. Das einzige Geschöpf, das Magos wohl noch gefährlich werden konnte, war immer noch am Leben. Diesen schweren Fehlschlag musste er, die rechte Hand des dunklen Gottes, sich anrechnen lassen. Daher empfand er die Ungewissheit auch als besonders qualvoll. Wo waren seine Verfolger? Immer wieder stellte er sich diese Frage. Der Herr in den Eisigen Höhen hatte ihm nur sagen können, was Kaguan ohnehin schon ahnte: Die Söhne der zwei Völker haben erneut ihre Macht gebraucht. Überraschend war lediglich das Transportmittel, das sich der Feind beschafft hatte: ein Sirilimschiff.
    Nicht gut, grübelte Kaguan, nachdem er mit dem Herrn in den Eisigen Höhen

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