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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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die Dunkelheit. Sie hatten alles zurückgelassen: ihre Gluttöpfchen, ihre Waffen, ihre Gefährten. Nur Schekira war noch bei ihnen geblieben. Die Elvenprinzessin schwebte in ihrer wahren Gestalt – doch so gut wie unsichtbar – vor den Köpfen der Männer in der Luft und lotste sie mit dem Brummen ihrer vier Flügel und gelegentlichen Kommentaren durch die Finsternis. Nach einer Weile sprach sie aus, was ihr gerade durch den Kopf ging.
    »Vielleicht sollte ich den Zwillingen hinterherfliegen.« Ihr war anzuhören, dass sie am liebsten sofort losgeschwirrt wäre, aber Múrias Auftrag hielt sie zurück.
    »Wozu?«, brummte Dormund. Er klang zutiefst niedergedrückt. »Willst du ihnen erzählen, was mit ihrem Ziehvater passiert ist? Vielleicht würden sie entmutigt umkehren. Dann hätte Magos sein Ziel erreicht. Wenn Ergil und Twikus scheitern, werden wir alle sterben.«
    Plötzlich hörten die drei hinter sich ein gewaltiges Donnern. Erschrocken sahen sie sich um.
    »Aber wir dürfen ebenfalls nicht stehen bleiben!«, erinnerte Tiko die beiden anderen an Múrias unmissverständliche Anweisung. Er musste laut rufen, weil das Gepolter vom Ende der Klamm sogar noch anschwoll.
    »Und wenn Múria verschüttet ist?«, gab Schekira zu bedenken.
    »Sie wollte, dass wir weitergehen«, beharrte Tiko.
    »Ich könnte ja zurückfliegen und…«
    »Prinzessin«, unterbrach Dormund sie müde. »Du würdest nichts als Staub sehen. Denselben Staub übrigens, den wir gleich schlucken werden, wenn wir nicht auf Múria hören. Tiko hat Recht. Los, bringen wir uns in Sicherheit.«
    Während der Schmied noch sprach, traf seine Vorhersage ein: Die Gefährten wurden von einer dichten Wolke eingehüllt und alles Sternenlicht verschwand.

 
    29
     
    DIE HALLE DER FÜGUNG
     
     
     
    Die »Halle der Fügung« war weder von noch für Menschen gemacht. Sie lag verborgen unter einem erstarrten, schwarzen See in den eisigen Höhen des Kitoras. Ihre Ausmaße waren gigantisch. Man hätte in ihr leicht zwei oder drei gewöhnliche Königspaläste unterbringen können. Sie besaß die Form eines Sechsecks. Decke, Wände und Boden waren von demselben Schwarz wie der erstarrte Kratersee.
    Über Fenster verfügte der riesige Raum nicht. Trotzdem war es in ihm weder dunkel noch kalt. Im Gegenteil herrschten darin ein immer währendes Zwielicht und eine stickige Hitze, was an dem glühenden Magma lag, das unter dem Fußboden und sogar in den Wänden gefangen war. An dünneren Stellen schimmerte es orangerot hindurch. Hier und da pulsierte es. Daher musste Kaguan, wann immer er sich in der Halle der Fügung aufhielt, an ein Lebewesen denken, durch dessen Haut man gleich mehrere schlagende Herzen und blutdurchströmte Adern erblicken konnte.
    Zurzeit sah der Zoforoth die Lava unter seinen Füßen dahinfließen, weil er vor seinem Gebieter kniete und das Haupt geneigt hielt. Schmerz lag auf seinen ausgebreiteten Haupthänden. Das Licht der Umgebung wurde von der schwarzen Kristallklinge fast völlig verschluckt.
    Magos blickte mit Wohlwollen auf den treuesten seiner Diener, was man untrüglich am Äußeren des dunklen Gottes erkennen konnte. Solange er nicht fest in Mirads Faltenwurf verankert war, nahm er je nach Laune die unterschiedlichsten Gestalten an. In dieser Nacht sah er aus wie ein Zoforoth, war aber etwa doppelt so groß. Kaguan fühlte sich geehrt. Vor lauter Glück spürte er nicht einmal seinen immer noch wunden Armstumpf.
    Das Schwert rief bei dem dunklen Gott noch mehr Verzückung hervor als der fünfeinhalbgliedrige Held, der es wiederbeschafft hatte. Magos streckte nun seinerseits die Haupthände aus und nahm die Waffe mit einem triumphierenden Gefühl entgegen. Als er ihren Griff umfasste, schüttelte ihn kurzzeitig Zorn, weil das Heft nicht mehr so groß wie früher war, nachdem Tarin es für die kleinen Menschenhände passend gemacht hatte – ein leider kaum wieder gutzumachender Frevel. Magos wischte den Unwillen beiseite, um sich seinem ergebenen Diener zuzuwenden.
    »Mein treuer Kaguan, du hast Ausdauer, Tapferkeit, Klugheit und Zuverlässigkeit bewiesen. Dafür sollst du reich belohnt werden. Du wirst Uns auf ewig Auge und Ohr, Hand und Fuß sein. Sobald Wir das Ritual der Fügung vollzogen haben, können Wir Uns durch dich und Schmerz an diese Welt binden und werden endlich das Werk zu Ende bringen, das Wir vor Äonen mit Unserem Bruder begonnen haben…«
    Der Riesenzoforoth hielt inne, als unvermittelt der Boden in der Halle zu

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