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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Jazzar-fajim, Ergil und Twikus, versenkte sich wieder in ihre geistige Spürarbeit. Diesmal ignorierte sie den Lärm, der vom Eingang der Schlucht zu ihr nach hinten drang, obwohl dieser immer mehr anschwoll. Nach einer Zeit, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, hatte sie endlich einige geeignete Risse im Fels gefunden, die sich mit etwas Glück zu einer großen Bruchstelle verbinden ließen. Während sie das Geflecht im Geist zusammenfügte, legte sie ihre Hand auf den Schwertgriff, um das verabredete Zeichen zu geben.
    Plötzlich hörte sie ein metallisches Klingen. Abermals brach ihre Konzentration in sich zusammen. Sie riss erschrocken die Augen auf und erlitt einen Schock.
    Vor den lodernden Flammen stand Falgons dunkler Schattenriss, seine linke Flanke mit einem susanischen Rundschild schützend, das Breitschwert Biberschwanz zum Schlag erhoben, und hielt eine Gruppe von fünf oder sechs Waggs in Schach. Einer lag ihm reglos zu Füßen, offensichtlich hatte der Waffenmeister ihn gerade niedergestreckt. Die Ungeraden mussten die Feuersbrunst vor der Schlucht umgangen und sich im Schutz der Felswand links oder rechts oder beiderseits des engen Spalts an den Verteidiger der Klamm herangeschlichen haben.
    Jetzt griffen sie diesen an.
    »Falgon!«, rief Múria entsetzt. Sie hatte geglaubt, nach zweihundertfünfundzwanzig Lebensjahren in schwierigen Situationen jeglicher Art ruhig und abgeklärt urteilen und besonnen handeln zu können, aber in diesem Moment war ihre Sicherheit jäh zerstoben. Ohne lange nachzudenken, zückte sie ihr schlankes Schwert und rannte auf den Eingang der Klamm zu.
    Vor ihr lief Tiko. Ohne stehen zu bleiben, verschoss er einen Pfeil nach dem anderen; fast jeder brachte einen Wagg zu Fall. Dormund, der seinem bedrängten Gefährten am nächsten war, hatte längst in den Kampf eingegriffen. Sein Hammer schlug gnadenlos zu.
    Múria überholte den jungen Schmied, der nicht ganz bis zum Eingang vorrückte, um ungestört auf die Waggs schießen zu können. Als sie endlich den Schauplatz erreichte, hatte Falgon schon ein Dutzend Gegner niedergestreckt und Dormund sieben oder acht erschlagen. Ständig strömten von beiden Seiten weitere nach. Zu ihrem Schrecken bemerkte Múria, dass ihre Gefährten sich im Kampfgetümmel immer weiter auf den Vorplatz hinausdrängen ließen. Damit konnte sie ihren Plan vergessen.
    Inzwischen hatte sie ihre Gefühle wieder weit genug im Griff, um sich nicht kopflos ins Getümmel zu stürzen. Stattdessen machte sie sich unsichtbar.
    Wie schon vor Monaten, als sie ihre Gefährten in einer Höhle vor den Blicken von Waltrans Soldaten verhüllt hatte, verbarg sie sich auch hier in einer benachbarten Falte der Zeit. Ihr fehlte jedoch die Geschicklichkeit der Sirilimzwillinge, die ihre Gegner mit einem Schwert selbst aus diesem Versteck heraus hätten angreifen können. Deshalb musste sie immer wieder für die Dauer eines Wimpernschlages ihre Deckung verlassen, um ihre Streiche auszuteilen. Für die Waggs war sie wie ein Geist, der kurz erschien, einen ihrer Kameraden niederstreckte und wieder verschwand.
    Endlich hatte sie sich bis zum Waffenmeister durchgekämpft, welcher gerade damit beschäftigt war, einem fünffüßigen Wagg die Beine zu kürzen. Über ihr plötzliches Erscheinen war Falgon weniger erfreut, wie er ihr keuchend zu verstehen gab.
    »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst dich aus dem Kampf heraushalten, Inimai?«
    Sie bezog in seinem Rücken Position und erwiderte: »Ich hätte es nur zu gerne getan, mein Lieber. Aber du musstest ja wieder übertreiben.«
    Er parierte den Hieb einer Streitaxt und ehe ihr Besitzer erneut ausholen konnte, weilte er schon im Haus der Toten. »Was sollte ich machen? Sie haben sich von der Seite angeschlichen.«
    »Und jetzt lasst ihr euch aufs freie Gelände drängen. Wir müssen…« Sie verstummte, weil ein erstaunlich großer Wagg mit zwei stämmigen Beinen und ebenso vielen Köpfen auf sie zustürmte. Über diesen schwang er einen Knüppel mit vier von Ketten gehaltenen Morgensternen. Rasch flüchtete sich Múria in die Unsichtbarkeit. Der Gegner kam rutschend zum Stehen. Vor lauter Schreck vergaß er seine Schlagwaffe. Zwei der mit rostigen Spitzkegeln gespickten Eisenkugeln knallten ihm gegen den rechten Helm. In den beiden hässlichen Gesichtern spiegelte sich Ungläubigkeit. Als sich zwischen seine Achsel und den Brustpanzer plötzlich susanischer Stahl bohrte, wurde daraus Überraschung. Mit durchstochenem Herzen brach

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