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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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zittern begann.
    »Sind sie das etwa schon?«, fragte Kaguan.
    Magos antwortete nicht mit Worten, sondern mit einer Veränderung der Schuppen auf seinem Körper. Bis dahin waren sie so schwarzglänzend wie Boden, Wände und Decke im Saal gewesen. Doch nun konnte Kaguan darauf Sterne erkennen, dann die Felsenkrone, die den Kratersee umgab, und schließlich die schneebedeckten Hänge jenseits davon.
    »Siehst du die Söhne der zwei Völker?«, fragte der dunkle Gott.
    »Nein, mein Gebieter.«
    »Weiter reicht Unser Auge leider nicht. Aber vielleicht sind die Zwillinge wieder so töricht und benutzen die Alte Gabe, so wie neulich, als Wir für dich das Sirilimschiff ausfindig gemacht haben. Wir wollen doch nicht leichtsinnig werden, mein treuer Kaguan, jetzt, da Wir so dicht vor dem Ritual der Fügung stehen.«
    »Ich stimme Euch zu. Doch habt Ihr mir große Macht verliehen. Lasst mich bitte…«
    »Nein!«, fiel Magos seinem Diener streng ins Wort. »Wir könnten dich womöglich nicht schützen, wenn der Feind Uns herausfordert. Bedenke, du bist ohne Unsere Kraft nicht der Elemente Herr, sondern nur ein Zoforoth, machtvoll zwar, aber gegen einen Sirilo vielleicht nicht mächtig genug. Wir dürfen dich keinesfalls länger der Gefahr aussetzen, die von den Brüdern ausgeht. Zu viel steht auf dem Spiel! Für uns beide ist es das Beste, wenn du dich jetzt versteckst und wartest, bis Wir mit den Söhnen der zwei Völker fertig sind. Und nimm dich auch vor dem jungen Schmied in Acht, der dir in Silmao entwischt ist. Er trachtet dir nach dem Leben. Dieser Spross der Bartarin ist zwar nur ein schwacher Mensch, aber wir beide haben leidvoll erfahren müssen, was deren Mut und Entschlossenheit aus ihnen machen kann.«
    »Jedes Eurer Worte werde ich ausführen, mein Gebieter«, erwiderte Kaguan und senkte sein glattes Antlitz wieder zum Boden. So verharrte er, bis Magos ihn ansprach.
    »Gibt es noch etwas?«
    »Die Sirilim sind mächtig. Wenn ich meine verlorene Hand zurückbekäme, dann könnte ich Euch…«
    »Habe Geduld«, unterbrach Magos den Zoforoth. »Jede Schöpfung kostet Uns nicht nur Zeit, sondern auch Kraft. Kraft, die Wir benötigen mögen, um unseren gemeinsamen Feind zu bezwingen. Danach werden Wir deine Bitte gerne erfüllen.«
    »Wie wollt Ihr die Söhne der zwei Völker besiegen, mein Gebieter?«, fragte Kaguan enttäuscht.
    Magos lachte. »So wie Wir auch ihre Vorväter von Mirads Antlitz verbannt haben: mit Dunkelheit. Oder siehst du das Licht der Sirilim noch irgendwo glimmen? Ja, magst du antworten, in den Zwillingen. Aber das ist nur ein letztes Aufflackern der Macht des Alten Volkes und Wir werden zu verhindern wissen, dass sie ihre Flamme neu entfachen.«
    »Aber«, wandte Kaguan ein, »sind da nicht immer noch…?«
    »Schweig!«, herrschte ihn Magos unvermittelt an. »Du siehst ja, wie die Welt erkaltet. Es ist nur eine Frage der Geduld, bis ihre reinste Flamme erloschen ist und nichts mehr Unseren Fluch aufhalten kann. Und was die beiden in einem Körper eingesperrten Könige anbelangt, sei unbesorgt. Wir werden sie bezwingen wie all die anderen, vom allerersten Narren, der sich zu Uns heraufverirrte, bis zu Jazzar-fajim, dem Tapfersten von allen. Sogar er ist, obwohl er das Geheimnis der Zoforoth ergründet und dein Volk beinahe ausgerottet hat, am Ende ebenfalls Unserem Bann erlegen.«

 
    30
     
    IN DEN EISIGEN HÖHEN
     
     
     
    Der Wald aus verkrüppelten Kiefern glich einem braungrünen Band, das der Kitora auf seinen schwarzen Schultern um den schneeweißen Hals trug. Im Schutz der Bäume konnten sich Ergil und Popi trotz ihrer kleinen Laterne vor Spähern aus den eisigen Höhen einigermaßen sicher fühlen. Dieser Nutzen war aber gleichzeitig auch der größte Nachteil: Sie würden Kaguan selbst dann nicht sehen, wenn er in schwarzer Schuppentracht geradewegs über ein Schneefeld spazierte.
    Kurz bevor die beiden Wanderer die Baumgrenze erreichten, ging über dem Kitora die Sonne auf. Einige Zeit davor hatte sich Twikus gemeldet. Mit der Entscheidung seines Bruders, sich heimlich aus dem Lager der Gefährten davonzustehlen, konnte er sich überraschend schnell anfreunden. Als Ergil sogar noch einen Schritt weiterging, war er jedoch überrascht.
    Ich verstehe ja, dass du Popi da nicht mit hineinziehen willst, aber Nisrah…?
    Für das, was vor uns liegt, brauchen wir unseren Gespinstling nicht, beharrte Ergil.
    Das ist ja das Allerneueste! Wir sind wie Vögel ohne Federn, wenn Nisrah uns

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