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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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nicht hilft.
    Das glaube ich nicht. Früher konnten wir auch ohne ihn das Richtige tun, wenn es darauf ankam. Außerdem haben wir inzwischen viel dazugelernt. Sogar Inimai ist sich nicht zu schade von uns zu lernen.
    Wie kommt es, dass du mit einem Mal so wild entschlossen bist, diese Sache allein durchzustehen? Mir war immer so, als wenn ich der Kämpe von uns beiden wäre.
    Das, worum es mir geht, ist keine Frage des Draufgängertums, Twikus. Ich glaube lediglich an die Worte Olams, die er im Palast der Schmetterlinge zu uns gesprochen hat, als er sagte: »Der-der-tut-was-ihm-gefällt sorgt für ein Gleichgewicht, in dem der freie Wille jedes Einzelnen darüber entscheiden kann, auf welcher Seite er stehen möchte.« Wenn das stimmt, Twikus, kann selbst ein Dämon uns nicht besiegen, solange wir dem Herrn der himmlischen Lichter treu ergeben bleiben.
    Vielleicht hast du Recht. Als ich den Wächtern unter der Sooderburg gegenüberstand, hat mir diese Gewissheit auch Kraft gegeben. Und dann haben wir ihnen buchstäblich heimgeleuchtet.
    Siehst du! Finsternis wird durch Licht erhellt, aber es vermag selbst von der größten Dunkelheit nicht ausgelöscht zu werden.
    Wenn wir Nisrah bei Popi zurücklassen, dann sollten wir aber wenigstens ein paar Sicherheitsmaßnahmen ergreifen.
    Nämlich?
    Ich übernehme ab hier die Führung.
    Wusste ich doch, dass so etwas kommt.
    Du brauchst dich ja nicht allzu weit zurückzuziehen. Ich bin einfach der bessere…
    Spar dir die Selbstbeweihräucherung. Ich bin ja einverstanden. Sonst hätte ich nicht deinen Bogen und die Pfeile eingepackt.
    Ach ja, wo du’s gerade erwähnst. Da ist noch etwas anderes. Hast du das versiegelte Töpfchen mit Múrias Stärkungstrunk in der Manteltasche gelassen?
    Ja, aber ich bin dagegen, das Zeug zu benutzen. Du weißt, was sie uns darüber erzählt hat: Wenn du über deine Grenzen hinausgehst, spürst du nichts, sondern fällst einfach tot um.
    Hier geht es um Wichtigeres.
    Wichtigeres als unser Leben?
    Etwa nicht?
    Ergil schwieg. Sein Bruder hatte zwar Recht, aber ihm behagte trotzdem nicht, wie Twikus das Sterben von vornherein in seine Rechnung mit einbezog. Als er zwischen den Bäumen vor sich etwas Helles bemerkte, verdrängte er den Gedanken und wandte sich zu seinem Knappen um.
    »Bevor wir uns aus der Deckung wagen, sollten wir eine kurze Verschnaufpause einlegen, Popi.«
    »Nicht wegen mir. Ich schleppe den Kompass ohne auszuruhen bis ganz hinauf.«
    Ergil lächelte traurig. »Das glaube ich dir, mein Freund. Aber ich brauche die Rast. Übrigens habe ich vorhin dort drüben einen Bach gurgeln gehört.« Er deutete nach Norden. »Es wäre gut, wenn du noch einmal unsere Schläuche auffüllst. Wer weiß, wie lange wir mit dem Vorrat auskommen müssen.«
    »Das halte ich für unnötig.«
    »Hast du Angst, dich könnten auf dem Weg zum Wasser irgendwelche Ungeheuer fressen?«
    »Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, mich hier wohl zu fühlen.«
    »Keine Sorge. Ich halte Augen und Ohren offen. Wenn die Bestie kommt, wird Twikus ihr einen Pfeil in die Rippen jagen.«
    »Aber wir haben doch genug Wasser.«
    Ergil ballte die Fäuste und erwiderte scharf: »Entscheidet der Knappe neuerdings, was der König zu tun oder zu lassen hat?«
    Popi schnappte nach Luft, antwortete aber nichts.
    Zur Liste der vier Anklagepunkte kamen damit noch zwei weitere hinzu. Ergil fühlte sich elend für das, was er gerade gesagt hatte, und kam sich wie ein Verräter vor wegen dem, was er als Nächstes zu tun beabsichtigte. In tiefen Zügen trank er so viel Wasser, bis er fast zu platzen glaubte. Sodann reichte er Popi den Schlauch und sagte deutlich sanfter als zuvor: »Danke, mein Freund. Für alles.«
    Der Hasenfuß bedachte ihn mit einem argwöhnischen Blick, drehte sich um und stapfte davon.
    Rasch hängte Ergil den Pfeilköcher und Bogen seines Bruders an den Stumpf eines abgebrochenen Astes, zog seinen Mantel aus und rief nach seinem Gespinstling.
    Nisrah?
    Hier bin ich, mein lieber Gefährte.
    Hast du mitbekommen, worüber Twikus und ich uns gerade unterhalten haben?
    Nein. Ihr habt mich ja nicht gelassen. Ging es etwa um mich? Habe ich etwas falsch gemacht?
    Ganz und gar nicht. Du bist in allem treu gewesen, mein Freund. Dafür will ich dir danken.
    Warum schlägt mit einem Mal dein Herz so heftig, Ergil?
    Weil wir uns jetzt leider Lebewohl sagen müssen, Nisrah…
    Diesmal war der Schmerz im Nacken besonders schlimm, als Ergil sich, noch ehe der

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