Mirad 02 - Der König im König
er zusammen.
Múria umrundete Dormund, der ihr mit einigen verheerenden Hammerschlägen weitere Angreifer vom Leib gehalten hatte, und kehrte mit vier, fünf schnellen Schritten an Falgons Seite zurück. »Wir müssen dringend wieder in die Klamm.«
Er schnaubte. »Wir müssen auch dringend heiraten, meine Liebe…«
»Was…?«
»… doch für beides fehlt uns die Zeit. Die Ungeraden folgen uns auf Schritt und Tritt.«
»Aber im freien Gelände können wir nicht gewinnen. Hör dir doch nur deinen keuchenden Atem an.«
Wie zum Trotz nahm Falgon einem doppelköpfigen Wagg eines der Häupter ab. Der Angreifer taumelte nach hinten. »Ha!«, lachte er. »So kämpfe ich schon immer.«
Múria zog sich in die Deckung zwischen Dormund und dem Waffenmeister zurück und winkte Schekira heran. Das Käuzchen landete auf ihrer Hand.
»Was kann ich tun, große Schwester?«
»Sag Tiko Bescheid, dass wir gleich zu ihm gelaufen kommen. Er soll ein paar Feuerbälle vorbereiten, um die nachrückenden Waggs zurückzudrängen.«
»Bin schon unterwegs.«
Das Käuzchen flatterte in die Klamm und nachdem Múria ihren Plan Falgon und Dormund mitgeteilt hatte, nahm sie wieder ihre Verstecken-und-Zuschlagen-Taktik auf.
Inzwischen hatten die Ungeraden hunderte von Kameraden verloren. Sie lagen entweder brennend oder erschlagen auf dem Vorplatz zur Klamm. Das Geschrei der Verletzten war Grauen erregend, der Kampflärm ohrenbetäubend, die Luft erfüllt vom Geruch verbrannten Fleisches, der Boden schlüpfrig von Blut. Aber die Waggs schienen keinen Lebenserhaltungstrieb, keinen freien Willen zu besitzen, sonst hätten sie sich nicht in immer neuen Wellen gegen den Waffenmeister von Soodland geworfen, einen der tapfersten und gefährlichsten Ritter, die Mirad je gesehen hatte. Und dessen Gefährten kämpften kaum weniger entschlossen. Doch ihre Kräfte waren nicht unerschöpflich. Und so geschah auf dem Höhepunkt der erbitterten Schlacht um die Kitoraklamm, was Múria schon seit dem ersten Schwerterklirren befürchtet hatte.
Ein Wagg schleuderte seine doppelschneidige Streitaxt auf Dormund. Erst im letzten Moment sah der Schmied das durch die Dunkelheit wirbelnde Eisen. Er riss seinen Schild hoch und den Kopf zur Seite. Waffe und Panzerung schepperten aufeinander. Múria, die den Angriff mit angehaltenem Atem verfolgte, sah den abgelenkten Axtkopf mit der Breitseite in Dormunds Gesicht krachen. Der Schmied verdrehte die Augen.
Unter seinem eingebeulten Nasenschutz quoll Blut hervor. Ohnmächtig sank er zu Boden.
»Dormund ist verletzt!«, rief Múria.
Falgon schlug einen Wagg nieder und drehte sich zu ihr und dem am Boden liegenden Schmied um. »Bring ihn in die Klamm zurück, Inimai. Ich halte euch den Rücken frei.«
»Es sind zu viele. Das schaffst du nicht alleine«, widersprach sie.
»Keinen Widerspruch! Geh!«
Nachdem sie einen vierbeinigen Wagg abgewehrt hatte, versuchte sie den Schmied in die Klamm zu schleifen. Dormund war schwer und sie kam nur langsam voran. Zudem konnte ihnen Falgon, wie sie befürchtet hatte, unmöglich alle Angreifer vom Leibe halten. Immer wieder kamen einzelne an ihm vorbei und sie musste Dormund loslassen, um selbst zum Schwert zu greifen. Natürlich hatte auch Tiko ihre Schwierigkeiten bemerkt und deckte die Ungeraden mit gezielten Schüssen ein.
Um die Gegner von dem Verletzten abzulenken, trat Falgon sogar noch einige Schritte weiter auf den Vorplatz hinaus. Als Múria sah, wie er, einem Fels in der Brandung gleich, inmitten der vielgliedrigen Höhlenbewohner stand und mit Biberschwanz Tod und Verderben unter sie säte, schrie sie vor Verzweiflung auf.
Mit einem Mal war Tiko bei ihr und rief: »Ich helfe Euch, Herrin.«
Gemeinsam zerrten sie den immer noch bewusstlosen Dormund in die Klamm.
»Von hier ab musst du es allein schaffen, Tiko. Zieh dich mit ihm so weit wie möglich zurück«, erklärte sie.
»Was habt Ihr vor, Herrin?«
»Ich muss Falgon da rausholen.«
»Ich komme mit Euch.«
»Du kümmerst dich um unseren Freund hier.«
Ohne auf seine Erwiderung zu warten, wandte sie sich von ihm ab, um wieder auf den Vorplatz hinauszulaufen. In diesem Moment hoben die Waggs ein johlendes Jubelgeschrei an.
Múria erstarrte. Ungläubig blickte sie zu dem Getümmel, in dessen Mittelpunkt sich Falgon befand. Für einen Augenblick öffnete sich eine Lücke in den Waggkämpfern, die Stimmen verebbten und sie sah ihren Liebsten. Sein Oberkörper war leicht zur Seite gedreht, weil ein Speer
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