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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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sie auf eine so dröhnende Weise, als wolle sie mit ihrer spöttisch-boshaften Heiterkeit den Vulkan zum Ausbruch bringen.
    Jetzt erst, mit der Kristallklinge als Maßstab, wurde dem Schützen bewusst, wie erschreckend groß dieser Zoforoth war. Außerdem fehlte der Kreatur keine Hand. Vor Entsetzen war Twikus wie gelähmt.
    Das ist Magos, meldete sich unvermittelt Ergils Gedankenstimme und befreite damit seinen Bruder von der Fessel des Schreckens. Kaguon ist sein Geschöpf. Wahrscheinlich hat der Gott ihn nach seinem Ebenbild gemacht oder zumindest in der Gestalt, die er bevorzugen wird, wenn er sich an Mirad bindet.
    Twikus schoss einen zweiten Pfeil ab, den der riesige Chamäleone aber mit der gleichen Leichtigkeit wie den ersten zur Seite fegte. Offenbar hat Kaguan auch die Reflexe von seinem Schöpfer geerbt.
    »Mehr habt ihr nicht zu bieten, Söhne der zwei Völker?«, spottete Magos mit schallender Stimme.
    Ergil rief: Das Herumschleichen hat ein Ende. Benutze die Gabe!
    Wiewohl Twikus leise Zweifel beschlichen, ob er dieser Herausforderung ohne Nisrahs Unterstützung überhaupt gewachsen war, sandte er seinem Widersacher einen weiteren Pfeil entgegen. Der richtete nicht mehr aus als die beiden vorhergehenden, aber diesmal war der Schuss nur ein Ablenkungsmanöver, mit dem Twikus sich Zeit verschaffen wollte. Sein Geist suchte unterdessen in den Falten der Welt einen passenden Durchschlupf.
    Immer wieder schwappten die Trugbilder von Falgons Todeskampf in sein Bewusstsein. Sie fügten ihm zwar Schmerz zu, weckten aber dadurch nur seinen Widerstandswillen. Wenn er scheiterte, würde es wohl nicht nur ihm und Ergil ähnlich wie dem Oheim ergehen. Er musste alle seine Fähigkeiten in diesen Kampf werfen und wenn es das Letzte war, was er jemals tun würde.
    Mit einem Mal hatte er – aus eigener Kraft! – den schmalen Durchlass im Faltenwurf Mirads gefunden und schickte in kurzer Folge Pfeil Nummer vier und fünf auf die Reise.
    Mit kaltem Grauen verfolgte Twikus, wie leicht Magos den verdeckten Angriff abwehrte. Schmerz bewegte sich so schnell, dass man ihm mit bloßem Auge nicht folgen konnte. Obwohl die zwei Geschosse direkt vor der Brust des Riesenzoforoths auftauchten, prallten sie wirkungslos an der Kristallklinge ab. Und dann überraschte der dunkle Gott seinen Gegner einmal mehr.
    Direkt vor dem glücklosen Schützen erschien eine Chamäleonenkralle, riss ihm den Bogen aus der Hand und zog sich mit ihrer Beute wieder ins Unsichtbare zurück.
    Twikus hatte den Gegenangriff mit seinem Sirilimsinn zwar noch kommen sehen, aber zu spät reagiert. Seine eigene List drohte ihm zum Verhängnis zu werden, wie er mit Schrecken erkannte. Sofort warf er sich flach auf den Boden. Keinen Augenblick zu spät, denn über ihm bohrte sich die Spitze des Kristallschwertes aus dem vermeintlichen Nichts.
    Als er sich der Kälte seiner Unterlage bewusst wurde, erschauerte er abermals. Was wie Pech anmutete, war Eis. Wie in dem Traum von der Lohe, die ganz Soodland mit einer frostigen Schwärze überzogen hatte.
    Plötzlich spürte er ein heftiges Vibrieren auf der Brust. Es kam von Zijjajim. Die gläserne Klinge schien der Begegnung mit dem Erzfeind entgegenzufiebern. Kaum hatte Twikus Himmelsfeuers Schlaufe geöffnet, sprang es unbändig in seine Schwertform. Doch ehe er nach Schmerz schlagen konnte, hatte sich dieses wieder zurückgezogen. Twikus rollte sich auf den Bauch herum und stemmte sich vom schwarzen Eis hoch.
    Sein Gegner hatte sich noch keinen Schritt von der Stelle gerührt. In seiner rechten Haupthand hielt Magos den Bogen. Als wolle er den glücklosen Schützen damit verhöhnen, schleuderte er die Waffe über dessen Kopf hinweg. Twikus erschauerte einmal mehr, als er sich umdrehte und sie hinterm Kraterrand niederfallen sah. Magos war offenbar nicht nur größer als Kaguan, sondern auch um ein Vielfaches stärker.
    Wieder musste Ergil die bangen Gefühle seines Bruders gespürt haben, denn er rief ihm zu: Lass dich nicht einschüchtern, Twikus! Größe und Kraft sind in diesem Kampf von geringer Bedeutung. Wir haben einen freien Willen, der stärker ist als alle Bosheit dieser Welt.
    Unter anderen Umständen hätte Twikus diese Wortmeldung als reichlich schwülstig empfunden, doch in seiner jetzigen Lage gab sie ihm neuen Mut.
    »Wollt Ihr freiwillig von Mirad verschwinden, Magos, oder soll ich Euch nachhelfen?«, rief er dem dunklen Gott trotzig entgegen.
    Der lachte donnernd. Ringsum rieselten Steine aus der

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