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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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bekamen Twikus am Handgelenk zu packen. Als die spitzen Klauen sich durch dessen Haut bohrten, ließ er vor Schreck Zijjajims Heft los. Das gläserne und das Kristallschwert, aber auch der Dolch verschwanden im Nichts.
    Im Zentrum des Kratersees tauchte alles wieder auf. Magos brüllte vor Schmerz. Für einen Moment war der Herr in den Eisigen Höhen nicht einmal mehr Herr über seine eigene Verkörperung. Die mit der Kraft des Reflexes zurückgerissenen Schwerter entglitten seinem Griff und flogen noch weiter davon als zuvor der Bogen des Königs. Twikus fühlte sich in einen sich wiederholenden Alptraum versetzt. Schon beim Kampf gegen Wikander auf dem Knochenturm der Sooderburg hatte er für die Entwaffnung des Gegners diesen teuren Preis bezahlt. Ähnlich bei dem Zusammentreffen mit Kaguan. Und jetzt das!
    Als die Schwerter die Felsenkrone überquerten, brach Schmerz mitten entzwei und wurde im selben Augenblick von Zijjajim freigegeben. Wie vom Himmel fallende Meteore verschwanden die drei Kristalle jenseits der Kraterkrone.
    Twikus packte die Panik. Er hatte im Kampf sämtliche Waffen verloren und hing im Klammergriff zweier Klauen, die ihn durch ein Loch in die Zwischenwelt zerren wollten. Schon sah er seine Hand bei Magos auftauchen. Der dunkle Gott hielt seine Beute mit einer Krallenhand fest, um sich mit der anderen den Dolch aus dem Arm zu ziehen. Dann schickte er sich an, seinem Gegner mit dessen Klinge dieselbe Verstümmelung zuzufügen, die dieser ihm gerade eben angetan hatte. Dabei ließ er sich Zeit, wohl damit Twikus sich die ihm bevorstehenden Qualen gebührend ausmalen konnte.
    Der König kniete über der Stelle im Eis, in die sein Arm scheinbar hineingezogen wurde, und stemmte sich mit aller Kraft gegen sein offenbar unabwendbares Schicksal an. Langsam versank sein Ellbogen in dem unsichtbaren Faltenloch. Ergil rief ihm aufgeregt etwas zu, das ihn für kurze Zeit verwirrte. Aber dann berührte der Stahl des eigenen Dolches sein Handgelenk. Er spürte den Schmerz.
    Im nächsten Augenblick war Twikus verschwunden.
    Magos grunzte enttäuscht. Er hätte seinem Gegner wohl sehr gerne die Hand abgetrennt. Jetzt war nicht nur sie weg, sondern gleich der ganze König.
    Weil der Körper eines Zoforoths den unschätzbaren Vorteil besitzt, aus hunderten von Schuppenaugen zu bestehen, hatte der dunkle Gott die abhanden gekommenen Söhne der zwei Völker schnell wieder ausfindig gemacht. Sie kletterten gerade über den Hang zum Kraterausgang hinauf.
    »Halt!«, rief Magos. Seine Stimme hallte wie Donnergrollen in dem Felsenrund.
    Der König verharrte mitten im Schritt.
    »Ihr könnt Uns nicht entkommen«, erklärte der Gott.
    Twikus drehte sich zum schwarzen Eissee um, rieb sich das vom Dolch verwundete Handgelenk und rief: »Was zu beweisen wäre.«
    »Ihr meint, weil ihr Uns verletzt zu haben glaubt?« Magos lachte. »Seht genau her!«
    Er reckte seine Hauptarme in die Höhe und man konnte ob seiner enormen Körpergröße sehr schön erkennen, wie die abgeschlagene Hand mit erstaunlicher Geschwindigkeit nachwuchs. Danach spendierte er seinem glatten Kopf sogar ein hämisch grinsendes Gesicht und erklärte: »Wir vermögen jede beliebige Gestalt anzunehmen und können sie immer wieder erneuern. Sind eure Kräfte genauso unerschöpflich?«
    Twikus ersparte sich die Antwort. Obwohl er keine Müdigkeit im eigentlichen Sinn spürte, kam es ihm doch so vor, als tropfe Baumharz in seinen Geist. Als Folge davon sprudelten und schwappten die Gedanken nicht mehr dünnflüssig im Kopf herum, sondern wurden merklich zäher. Eben Gesehenes oder Gehörtes blieb am klebrigen Grund seines Bewusstseins hängen und entzog sich damit seiner Erinnerung. Was hatte Ergil eben gesagt…?
    »Komm näher!«, befahl Magos. Seine mächtige Stimme dröhnte über die spiegelglatte Oberfläche des Sees. Den Worten ließ er Taten folgen. Er holte mit beiden Armen aus, als wolle er den Kampf mit einem unsichtbaren Schwert fortsetzen. Als er die Hände jedoch nach vorne warf, wurden seine Gliedmaßen länger. Und länger. Und länger…! Sie schossen geradezu über das dunkle Eis hinweg, den Hang hinauf und packten die Fußgelenke des entsprungenen Königs. Als dieser umgerissen wurde, lachte Magos abermals.
    Twikus wurde den Hang hinab und auf das Eis gezerrt. Er zappelte und trat nach den Händen, die ihn wie Schraubstöcke festhielten, aber er kam einfach nicht frei. Seine zähen Gedanken wälzten ihm einen schwer verdaulichen Brocken

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