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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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in ihm mischten. Unter fortwährendem Ächzen und Stöhnen schleppte er Ergil den Hang zur Kraterkrone hinauf. Er war sich nicht sicher, ob sein Herr noch lebte, denn die Messerprobe wurde von den zunehmend stärker werdenden Dämpfen aus dem See verfälscht, weil sie sich, stinkend und schmierig, überall niederschlugen.
    Auch wenn Popi nie viel auf seine Fähigkeiten gegeben hatte, konnte er sich doch auf seine Zähigkeit verlassen. Manch einen hatte er darüber hinaus schon mit seiner Kraft überrascht, die kaum zur eher schmächtigen Statur des Knappen passen wollte. Jetzt kamen ihm diese Eigenschaften zugute. Seinen Herrn bis ins Tal zu schleppen, das würde aber selbst ein noch so sehniger Bauernjunge aus Elderland nicht schaffen.
    Als er mit dem reglosen König über der Schulter das Tor von Magos’ Feste durchschritt und sein Blick auf den einsamen verdorrten Baum fiel, kam ihm eine Idee. Er würde Ergil in der kleinen Höhle verstecken, die ihm zuvor als Zuflucht gedient hatte. Dann konnte er allein ins Tal hinablaufen und Múria holen. Sie war wohl die beste Heilerin Mirads, bewandert in vielen Sirilimkünsten. Ihr würde schon einfallen, wie sie ihren Schüler wieder gesund machen konnte.
    Alsbald erreichte Popi die Höhle. Sie hatte die Form einer Linse, war also am Eingang nur ein niedriger, schmaler Schlitz, weitete sich zur Mitte hin, um sich bald wieder zu verjüngen. An ihrer breitesten Stelle maß sie etwa anderthalb Schritte und knapp fünf in der Länge. Vorsichtig ließ der Knappe seine Last vor dem Spalt zu Boden gleiten und zerrte den schlaffen Körper rückwärts in das Versteck.
    »So, hier kannst du dich ausruhen«, sagte er sanft, nachdem er seinen Freund so bequem wie möglich auf dem unebenen Grund gebettet hatte.
    Der König wirkte wie tot.
    Ein blutrotes Zittern schüttelte den Knappen. »Bitte stirb mir jetzt nicht, Ergil!«, jammerte er. »Ich habe dir Nisrah umgelegt und dich hierher geschleppt. Sag, was ich für dich tun kann, und ich mach’s.«
    Sein Herr zuckte mit keiner Wimper. Atmete er überhaupt noch?
    Hektisch holte Popi unter dem Mantel seinen Dolch hervor, polierte die Klinge am Ärmel und hielt sie dem König unter die Nase.
    Nichts. Oder vielleicht doch ein winziger Beschlag? Popi packte die feuerrote Angst.
    »Komm, ich mache es dir gemütlich«, redete er mit weinerlicher Stimme auf den Reglosen ein. Er zog sich die Pelzmütze vom Kopf und bettete das Haupt des Königs darauf. Dann öffnete er den obersten Knopf des Hemdes, das Ergil unter seinem Wams trug. Dabei bemerkte er ein silbriges Glitzern.
    »Beim Herrn der himmlischen Lichter!«, wisperte Popi. »Er hat doch…«
    Hastig zerrte er an der haarfeinen Satimkette und förderte ein kleines Fläschchen zutage. Seine Augen wuchsen auf etwa doppelte Größe.
    »Die Phiole!«
    Von nun an gab es für den Knappen kein Halten mehr. Oramas hatte behauptet, der Ginkgosaft in dem bauchigen Kristallbehälter sei ein Lebenselixier, das schon Tote auferweckt habe. Seine Vorgänger seien immer zu selbstlos gewesen, um den kostbaren Trunk für sich zu benutzen. Aber, dachte Popi bei sich, wenn irgendein Leben verdiente gerettet zu werden, dann das seines mutigen Herrn.
    Hastig brach der Knappe mit seinem Dolch das rote Wachssiegel und zog den winzigen Kristallstopfen heraus. Danach hob er vorsichtig Ergils Kopf an und setzte ihm die Phiole an die Lippen.
    Ölig rann die bernsteinfarbene Flüssigkeit durch den schlanken Hals des Fläschchens. Tropfen für Tropfen bahnte sie sich ihren Weg und sickerte durch die Zähne, um die Zunge zu benetzen, sich im Mund zu verteilen und von dort aus weiter den Rachen hinabzufließen.
    »Jetzt komm schon!«, flehte der Knappe, weil sein Herr keine Anstalten machte, ins Leben zurückzukehren. In seinem Innern gelobte Popi, dem Thron von Soodland bis in die dritte Generation zu dienen. Er sandte ein Stoßgebet zum Himmel und als selbst das nicht zu helfen schien, schüttelte er den König, wie man es mit einem Betrunkenen tut, den es aus dem Rausch zu erwecken gilt.
    Plötzlich hustete Ergil.
    Im ersten Moment war Popi zu perplex, um irgendetwas anderes zu tun, als seinen Herrn sprachlos anzustarren.
    Ergil schlug die Augen auf.
    »Du lebst wieder!«, schrie Popi jetzt.
    »War ich denn tot?«, fragte der König. Seine Stimme klang zwar noch benommen, aber deutlich kräftiger als vorher im Vulkankrater.
    »Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht genau, aber jedenfalls hätte nicht mehr viel

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