Mirad 02 - Der König im König
hast Recht. Ich mache mich gleich an die Arbeit.« Er senkte die Stimme. »Könntest du Tusan bitte Bescheid geben, dass wir die geplante Zeremonie um, sagen wir, drei Stunden verschieben?«
Die Elvin blickte kurz zum Schildknappen hinüber, zwinkerte dann dem König zu und nickte.
Zur neunten Stunde nach Sonnenaufgang hatte sich die Gemeinschaft des Lichts, einschließlich Tusan und seiner Hauptleute, auf der Lichtung zusammengefunden, um einen aus ihrer Mitte auf besondere Weise zu ehren. Im Wald drumherum waren hunderte weiterer Krieger versammelt. Auf zahlreichen Gesichtern lag ein wissendes Lächeln. Fast jeder schien im Bilde zu sein, worum es ging. Nur die Hauptperson nicht.
Ergil trat in die Mitte des Kreises der Gefährten und hielt eine kleine Rede. Er lobte einen jungen Recken, der sich in der zurückliegenden Feuerprobe durch Treue, Zähigkeit, Kraft und Mut ausgezeichnet habe. Vor allem durch Mut, betonte der König.
»Auf unserer Reise von Soodland war er fast immer in meiner Nähe. Und als ich mich zuletzt aus Eurer Mitte, meine Gefährten, davongestohlen habe, blieben nur er und Nisrah an meiner Seite. Sogar danach – ich dachte ihn und den Weberknecht zu ihrem eigenen Schutz längst abgehängt zu haben – war mein Begleiter immer noch da und wachte über mich.
Nachdem Magos bezwungen und Twikus von mir gegangen war, flößte mein anhänglicher Freund mir das Wasser von Silmao ein, wodurch er mich vor dem Schicksal meines lieben Bruders bewahrte. Früher nanntest du dich einen Hasenfuß, mein treuer Popi, aber ab heute sollst du Ritter genannt werden. Tritt bitte zu mir, damit dein Ehrenstand hier vor aller Augen bezeugt und durch Zijjajims Glanz besiegelt werde.«
Obwohl der Schildknappe zuletzt wohl hatte ahnen müssen, von wem sein Herr da sprach, war er dennoch völlig perplex. Erst als Dormund ihm auf den Rücken klopfte und ihn damit in den Kreis schubste, fand sich Popi vor dem König ein und kniete nieder, um den Ritterschlag zu erhalten.
Ergil ließ das gläserne Schwert aufflammen. Der Knappe musste den Kopf zurücklehnen und das strahlende Blatt berührte seine Stirn als Sitz der Gedanken, die Augenbrauen als Symbol für die Gerechtigkeit und Weitsicht des Ritters, die Lippen, um ihn zur Wahrheit zu verpflichten, und seine Ohren, damit er immer bereit sei, auf die Stimme der Schwachen und Unterdrückten zu hören. Zuletzt musste Popi seine Handflächen himmelwärts halten und auch diese wurden von der kristallenen Klinge berührt.
»Auf dass du deine Kraft für alle Zeiten dem Licht verpflichtest«, erläuterte Ergil den zeremoniellen Akt. Dann steigerte er noch einmal die Stimme, um bis weit in den Wald hinein gehört zu werden. »Ihr alle wisst, das Himmelsfeuer verzehrt den Bösen und beschützt denjenigen, der für das Recht eintritt. Nur wer reinen Herzens ist, so wie mein treuer Knappe, wird nicht von seinem Glanz zerstört. In Zukunft wird deine Familie auf eigenem Land die Ernte einbringen, auf dem Boden, der hinfort dir und deinen Nachkommen gehören soll. Denn von nun an bist du der Ritter Popi von Goldanger aus Elderland.«
Ringsum brachen die Männer in Jubel aus. Dormund und Tiko beglückwünschten den frisch gebackenen Ritter zuerst.
Danach drängten sich viele weitere um ihn, klopften ihm auf die Schultern, schüttelten seine Hände und kniffen ihn in die Wangen.
Das Gratulieren ging bald in ein munteres Fest über. Zwar gab es keinen Wein, der in Strömen fließen konnte, aber auch mit einem fröhlichen Herzen kann man trefflich feiern. Die Männer sangen und lachten, erzählten sich Geschichten von dem langen Marsch zum Kitora oder entwarfen bereits neue Legenden über ihre Großtaten im Kampf gegen die Waggs.
Als endlich etwas Ruhe um Popi eingekehrt war, stahl dieser sich aus dem Trubel davon, um den König zu finden. Ergil hatte sich einen stillen Platz etwas abseits des Trubels gesucht. Er konnte zwar immer noch nicht unbeschwert lächeln, aber er tat sein Bestes, um die Stimmung des Freundes nicht mit einer gramvollen Miene zu trüben.
»Jetzt bist du ein Held, wie du es dir immer gewünscht hast«, sagte er zu dem einstigen Hasenfuß.
Popi zog den Mund schief. »Mir wäre lieber, Mirad hätte endlich Frieden. Jazzar-fajim sagt, Kaguan sei mit dem schwarzen Schwert abgehauen. Und Tiko ist verzweifelt, weil die Ginkgonadel nicht verrät, wo sich der Zoforoth verbirgt. Das gefällt mir nicht.«
»Du redest schon wie der gute Falgon.« Ergil
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