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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Pfeil von der Sehne. Dieser tötete ein Harpyienwesen, das über der Stelle niederging, wo Popi war. Die erbitterte Gegenwehr hatte Twikus etwas Freiraum verschafft. Endlich konnte er sich ein Bild von der Lage machen.
    Hoch über seinem Kopf störte Schekira die Angriffe der Gapas. In der Gestalt des Adlers war sie zwar immer noch kleiner als die geflügelten Schergen Kaguans, aber auch deutlich wendiger – und klüger. Ihr Schnabel und ihre scharfen Krallen fügten den Gegnern tiefe Wunden zu. Die Situation am Boden war schwerer zu beurteilen. Vom unteren Ende der Schlucht näherte sich Dormund mit seinem gewaltigen Hammer. Hinter ihm lagen zwei Gapas mit zerschmetterten Schädeln. Auf der anderen Seite kämpfte Falgon mit Breitschwert und Speer gegen die gefiederten Angreifer. Er stand Rücken an Rücken mit Múria, in deren Hand ein dünner Dolch blitzte, den sie erstaunlich geschickt zu gebrauchen verstand. Dennoch war unübersehbar, dass die beiden der Übermacht aus der Luft nicht mehr lange standhalten konnten.
    Nimm das gläserne Schwert und stelle Kaguon! Dann werden die anderen von den Gefährten ablassen, drängte Ergils Gedanken stimme.
    Eins nach dem anderen, entgegnete Twikus. Mit sanftem Druck der Fersen lenkte er Schneewolke in Richtung des Drachenrosses. »Endlich lernen wir uns einmal kennen, Kaguan!«, rief er dem schwarz verhüllten Reiter zu.
    Einmal mehr reagierte der Chamäleone anders als erwartet. Er rollte sich rücklings über das Hinterteil seines Pferdes. Als sein glatter Schädel nach unten und die Beine nach oben deuteten, schoss Twikus.
    Der Pfeil traf zwischen die Schulterblätter, doch zur Enttäuschung des Schützen prallte er ab.
    Zu spät erkannte Twikus den Grund seines Scheiterns. Kaguan hatte sich die beiden Hälften des schwarzen Schwertes mit Riemen auf den Rücken gebunden. Der Pfeil war vom Kristall abgelenkt worden.
    Nach einer vollständigen Umdrehung kam der Zoforoth hinter seinem Pferd zum Stehen. Die Kutte hatte er – absichtlich? – auf dem Sattel zurückgelassen.
    Mit unglaublicher Schnelligkeit legte Twikus einen neuen Pfeil auf die Sehne. Im Näherkommen suchte er ein geeignetes Ziel, doch nun versperrte ihm das Drachenross die Schussbahn. Schade um das Tier, dachte er und zielte auf das Herz des Pferdes. Doch bevor er den Pfeil loslassen konnte, hörte er ein Klatschen, wie wenn jemand seinem Gaul mit der flachen Hand aufs Hinterteil schlägt. Twikus zögerte, weil ihn ein verschwommener Schemen ablenkte, der sich von dem Tier weg auf den linken Steilhang zubewegte. Derweil fletschte das riesige Pferd wiehernd die Zähne und stürmte mit urplötzlicher Gewalt auf den Bogenschützen los.
    Twikus ließ den Pfeil von der Sehne schnellen, aber er hatte nicht mit den Instinkten seines Krodibos gerechnet. Mit einem jener enormen Sätze, die den Antholops in freier Wildbahn zur Überquerung von Bächen und Felsspalten nützlich sind, sprang Schneewolke aus dem Weg. Daher mangelte es dem verrissenen Schuss an der gewohnten Präzision. Zwar bohrte sich die Pfeilspitze in die Brust des Drachenrosses, aber offenbar hatte sie das Herz verfehlt: Das Furcht einflößende Geschöpf galoppierte einfach weiter. Es stürmte an Krodibo und Reiter vorbei, schlug ein paar Haken, um herumliegenden Felsen auszuweichen, setzte über zwei, drei kleinere Brocken hinweg und hielt im Übrigen genau auf Falgon und Múria zu.
    »Passt auf!«, brüllte Twikus und machte zugleich den Bogen zum nächsten Schuss bereit.
    Der Waffenmeister stieß seine Gefährtin zur Seite und holte mit dem Eisenholzspeer aus. In diesem Moment sah Twikus einen Schatten auf seinen Ziehvater niederfallen. »Von oben!«, schrie er und schoss zur selben Zeit.
    Falgon warf den Kopf zurück und nahm wahr, wie der Gapa in der Brust getroffen wurde. Aber das Harpyienwesen stürzte weiter auf ihn zu. Mit einem Hechtsprung brachte er sich samt Speer in Sicherheit. Während er sich noch, überraschend behände, zu Múrias Füßen am Boden abrollte, schlug der Gapa hinter ihm mit dumpfem Krachen auf.
    Erstaunlicherweise war immer noch Leben in der Kreatur. Sie hob den Oberkörper und zeigte dem Paar ihre gefletschten Giftzähne, aber kaum einen Wimpernschlag später stampften die mächtigen Hufe des Drachenrosses über sie hinweg. Danach rührte sich der Gapa nicht mehr.
    Wieder holte Falgon aus und diesmal schleuderte er seinen Speer dem davoneilenden Pferd hinterher. Dieses schlug, als sähe es den Angriff von hinten

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