Mirad 02 - Der König im König
hingelegt, aber die anderen nörgelten nur an ihren Leistungen herum. Zur Beruhigung der Miesmacher sagte er: »Den Schnee zu beseitigen wäre für uns nicht schwierig. Aber wozu die Mühe? Wir sollten Kaguan ohnehin ein Stück entgegenreiten. Die beste Stelle für den Hinterhalt liegt talaufwärts. Nicht weit von hier. Allerdings…« Er zögerte.
»Allerdings was?«, hakte Falgon nach.
»Ach, nichts.«
»Twikus!« Múria zog den Namen ihres Schülers bedenklich in die Länge. Zwischen ihren Augenbrauen stand eine steile Falte. »Wir lassen uns hier auf ein gefährliches Spiel ein. Hast du oder hat dein Bruder auf dem Weg durch die Falten irgendetwas gesehen, das wir wissen sollten?«
Sag es ihr, verlangte Ergils Gedankenstimme.
»Nichts Wichtiges«, murmelte Twikus.
Bist du jetzt völlig übergeschnappt?, wetterte Ergil. Sie müssen es wissen.
Was denn? Etwa, dass du glaubst, Kaguan könnte uns womöglich, vielleicht, eventuell, unter Umständen gesehen haben? Mach dich nicht selbst zum Narren.
Wenn du es ihnen nicht sagst, dann werde ich dich niederzwingen, so wie du mich damals auf der Meerschaumkönigin überrumpelt hast.
Da bin ich aber gespannt.
Selbst wenn ich verliere, wirst du wie ein Betrunkener hin und her schwanken und nachher zum Umfallen erschöpft sein. Willst du’s wirklich darauf anlegen?
Twikus schnaubte empört.
»Was meint dein Bruder dazu?«, erkundigte sich Múria.
Der junge König sah sie mit finsterer Miene an. Dann kapitulierte er seufzend und berichtete von dem Flug über den Zoforoth. Anschließend herrschte betretenes Schweigen.
»Kaguan weiß also, dass wir ihm dicht auf den Fersen sind«, sagte Múria endlich mit einer Gewissheit, die Twikus erschütterte. Obwohl sie ihn mit keinem Wort gescholten hatte, kam er sich wie ein Versager vor.
»Am besten, wir blasen den Überfall ab«, schlug Popi vor.
Dormund kratzte sich am Hinterkopf. »Also ich bin dafür, den Hinterhalt trotzdem zu legen. Versetzen wir uns doch mal in diesen Kaguan. Irgendwie kann er die Könige sehen, wenn sie mit ihren Sirilimsinnen nach ihm forschen. Na schön. Das wird ihm ein Gefühl der Sicherheit, vielleicht sogar der Überlegenheit geben. Die von ihm gedungene Räuberbande im Zungenwald beweist, dass er sowieso in Bälde mit uns rechnet. Aber kann er ahnen, wo wir uns gerade befinden? Er wird sein Tempo erhöhen und uns damit genau in die Arme laufen.«
Múria lächelte freudlos. »Wir sollten nicht den Fehler begehen und die Gedankenwelt eines Zoforoth mit der unsrigen vergleichen, mein Lieber.«
»Hast du einen besseren Vorschlag, Inimai? Sollen wir uns hier wie Ratten verkriechen und ihn einfach vorüberziehen lassen?«, fragte Falgon.
»Nein. Vielleicht werden wir keine zweite Gelegenheit wie diese erhalten. Ich möchte euch nur zur Vorsicht mahnen. Twikus geht mir die Sache ein wenig zu forsch an.«
»Ich bin kein Hasenfuß«, verteidigte sich der.
»Das ist niemand hier.«
»Doch, ich«, widersprach Popi.
Múria sah ihn streng an. »Du hörst unverzüglich damit auf, dich kleinzureden. Haben wir uns verstanden?«
Der Knappe nickte rasch.
»Also gut, dann lasst uns zu der Stelle reiten, die Twikus und Ergil ausgemacht haben«, beschied Falgon.
Die Krodibos stiegen von dem Schneehügel herab und trugen ihre Reiter talaufwärts, dem Zoforoth entgegen. Schekira flog in Gestalt eines Falken voraus.
Auf dem Weg zum Hinterhalt konnte Twikus endlich die kopfstehenden Kegel und Pyramiden aus der Nähe betrachten. Manche ragten, halb verschüttet, aus den Flanken der Schlucht hervor, andere thronten wie bizarre Wachttürme über dem schmalen Tal. Ein paar wenige standen sogar mitten auf dem Weg. Ihre nach oben auseinander strebende Form folgte bisweilen so genau dem Verlauf des steilen Hangs, dass dazwischen nur ein schmaler Abstand verblieb, gerade genug Luft, um sich mit den Krodibos vorbeizuzwängen.
Nach etwa zwei Meilen erreichten die Gefährten eine Engstelle, an der eine Gerölllawine abgegangen war. Selbst ein Drachenross konnte nicht einfach über die in großer Zahl verstreuten Steinbrocken hinwegspringen. Kaguan würde sich behutsam seinen Weg durch die Felsen suchen müssen. Damit wäre er ein leichtes Ziel für seine Gegenspieler, die in ihren Verstecken nur den richtigen Moment abwarten mussten, um die Falle zuschnappen zu lassen.
Falgon verteilte seine Recken so über das Terrain, dass der Chamäleone mitten durch sie hindurchreiten musste. Sofern möglich, wollte man ihn
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