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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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wie schnell der Schnee unter der Hitze zusammenschmilzt?«
    Falgon schnaubte. »Wenn man dich hört, könnte man glauben, dir gefiele dieses Spektakel auch noch.«
    Dormund hob die Schultern. »Feuer ist nun mal mein Beruf.«
    Múria hatte ihr Krodibo inzwischen neben Schneewolke zum Stehen gebracht und reichte ihrem Schüler die Hand. »Wir müssen schleunigst hier verschwinden, Twikus. Wirst du das schaffen, oder willst du mit deinem Bruder…?«
    »Ich bin ja nicht allein«, entgegnete er trotzig.
    Sie nickte. »Schon gut. Dann ab nach Westen.«
    »Wohin genau?«
    »Ist ganz egal. Nur fort von hier.«
    Twikus schloss die Augen und rief nach seinen beiden Helfern.
    Ich bin bereit, meldete sich Ergil.
    Stets zu Diensten bin ich euch, erbot sich Nisrah.
    »Falgon, Dormund, behaltet den Schneehaufen im Auge. Ich will nicht gerade da stehen, wo er als Nächstes auseinander bricht«, rief Múria. Dann konzentrierte auch sie sich ganz auf den bevorstehenden Sprung durch die Verwerfungen von Zeit und Raum.
    In Windeseile durchdrangen die Zwillinge mit ihren Sinnen das Terrain. Sie jagten nach Westen, um einen sicheren Platz für ihre Ankunft zu finden. Bei aller gebotenen Eile durften sie nicht überhastet durch die Falten der Welt stoßen. Ein Fehler konnte bedeuten in einem Berg zu landen oder am Grunde eines Sees.
    »Schneller, Freunde! Der Hügel löst sich zusehends auf«, drängte Falgon.
    Twikus sah sich gerade über einen Wald hinwegsausen. Zu viele Bäume, die im Wege stehen, dachte er. Aber dann entdeckte er eine ausgedehnte Lichtung.
    Auf geht’s!, rief er seinen Helfern zu.
    Die Kräfte der vier sammelten sich. Plötzlich ertönte wie aus weiter Ferne Popis Stimme. »Au Backe! Den habe ich gar nicht kommen sehen.«
    Twikus konnte nicht anders, er musste die Augen aufreißen.
    Es wäre besser gewesen, er hätte sich weiter auf seinen Sprung konzentriert, denn fast zum Greifen nahe gewahrte er schräg über sich ein Harpyienwesen. Es raste mit gefletschten Zähnen und vorgereckten Krallen direkt auf ihn zu. Instinktiv duckte er sich. Doch es war zu spät. Der Gapa erwischte ihn mit einer Kralle an der linken Schulter und riss ihn aus dem Sattel.
    Rücklings, mit dem Kopf voran, rutschte Twikus den Hang hinab. Das gläserne Schwert wurde ihm aus der Hand gerissen. In einem Reflex hieb er die Hacken in den Schnee und kam wie durch ein Wunder vor dem lodernden Feuerstrom zum Stehen. Der Schmerz in der Schulter raubte ihm fast die Besinnung. Entsetzt blickte er auf den in der Luft flatternden Angreifer, der sich ihm schon wieder näherte.
    Wir müssen sofort springen!, schrie Ergil.
    Anstatt den Rat seines Bruders zu befolgen, riss Twikus seinen Dolch aus der Scheide, um den Gegner abzuwehren. Ohne Múrias Hilfe?
    Ja! Wir können es schaffen. Lass dich nicht auf einen Kampf mit dem Biest ein!
    Aber Twikus war zu benommen, um klar denken zu können. Inzwischen attackierten zwei andere Harpyienwesen Dormund und Falgon. Die Situation, die eben noch so beherrschbar angemutet hatte, war völlig außer Kontrolle geraten. Múria sprang mit ihrer silbern blitzenden Waffe aus dem Sattel, um ihrem Schüler zu Hilfe zu eilen. Von Popi fehlte jede Spur. All das nahm der verletzte König nur am Rande, wie durch einen Schleier wahr, bevor erneut der Schatten des Gapas über ihm schwebte und die Chance zur Flucht durch die Falten Mirads vertan war.
    Twikus hieb mit dem Dolch durch die Luft. Statt das Harpyienwesen zu treffen, spürte er am rechten Handgelenk einen Schmerz, als würden sich tausend glühende Nadeln darin versenken. Die Waffe entglitt seinem Griff.
    Für einen Moment schien sich der betäubende Nebel aufgelöst zu haben. Obwohl Twikus weder das Fauchen des Feuers noch den Kampflärm der Gefährten hörte, sah er deutlich über sich die tiefroten Augen in der hässlichen Fratze und ein blutiges Gebiss mit langen, spitzen Eckzähnen. Ihm wurde bewusst, dass der Gapa auf seinen Hals starrte. Schon drückten ihn die krallenartigen Hände des Ungeheuers an den Schultern zu Boden, um freie Bahn für den tödlichen Biss in die Kehle zu haben.
    Plötzlich raste von links ein blitzendes Etwas heran, das er nicht sogleich einzuordnen wusste. Durch die Arme, die ihn niederdrückten, ging ein Ruck. Verwunderung verdrängte den Hass aus der geifernden Fratze. Die furchtbaren, weit aufgerissenen Augen des Gapas verloren schlagartig ihre Farbe.
    »Nicht mit meinem König!«, hörte Twikus jemanden rufen – das Gehör hatte sich

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