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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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es ein Leichtes gewesen, seinen Pfeil in das Dunkel unter der Kapuze zu lenken, doch Twikus wollte den Zoforoth nicht umbringen. Nur ein lebender Kaguan konnte ihnen etwas über Magos’ dunkle Pläne verraten. Allerdings war das für die Könige nicht der einzige Grund, den Gegner zu verschonen. Tiere wie etwa Fasane zum eigenen Lebenserhalt zu jagen hatte ihr Gewissen nie belastet, aber nachdem sie im Großen Alten zum ersten Mal vernunftbegabte Geschöpfe getötet hatten, schworen sie sich, dergleichen ohne Not nie wieder zu tun.
    Endlich erkannte Kaguan die Unmöglichkeit, einfach über das Geröll hinwegzusetzen. Brutal riss er am Zügel. Das rote Pferd stemmte seine Hinterhufe gegen den Lauf und kam in einer Staubwolke zum Stehen. Ein gespenstischer Augenblick der Ruhe trat ein. Nur der Kopf des Zoforoths bewegte sich langsam hin und her.
    Warum zögert er? Twikus platzte fast vor Anspannung.
    Weil er der Ruhe nicht traut, antwortete Ergils Gedankenstimme.
    Kaguan legte den Kopf in den Nacken. Unter der Kapuze war ein blauer Schimmer zu sehen, vermutlich der Widerschein des Himmels auf seinem Schuppengesicht. Der Beobachter in seinem Versteck wunderte sich noch über die nackten Füße des Chamäleonen – sie waren knöchern und die langen gelben Zehennägel krumm wie Krallen –, als unter der schwarzen Kutte unversehens zwei zusätzliche dünne Arme erschienen. Eine der vierfingrigen Krallenhände drehte einen spiegelnden Gegenstand hierhin und dorthin.
    Er gibt den Gapas irgendwelche Zeichen, mutmaßte Twikus.
    Ich wüsste zu gerne, was sie bedeuten, erwiderte Ergil.
    Nur noch ein paar Drachenrossschritte und wir können ihn fragen.
    Sei vorsichtig, Twikus! Unser Körper ist nicht teilbar. Was immer du einbüßt, geht uns beiden verloren.
    Keine Sorge, ich halte mich streng an den Plan des Oheims.
    Kaguans Nebenarme verschwanden wieder in den Falten seines weiten Gewands. Er drückte die knochigen Hacken in die Flanken des Pferdes. Gehorsam setzte sich der Hengst in Bewegung und umrundete, erstaunlich behutsam, ein Hindernis nach dem anderen. Dabei näherte er sich im Zickzackkurs jener von Falgon bezeichneten Stelle, an der die Falle zuschnappen sollte. Twikus hielt den Atem an.
    »Pass auf, sie greifen an!«, rief unvermittelt Schekiras Stimme.
    Für einen Moment hatte der Zoforoth Twikus – und wohl auch die anderen verborgenen Jäger – derart in seinen Bann geschlagen, dass sich die Gapas ihnen unbemerkt nähern konnten. Wie Steine fielen sie auf die Gefährten herab.
    Nur aus den Augenwinkeln nahm Twikus ein irisierendes Flirren in der Luft wahr. Schekira wechselte die Gestalt. Ohne lange nachzudenken, lenkte er seinen ersten Pfeil unter die Kapuze des Zoforoths und bevor das Geschoss sein Ziel erreicht hatte, wandte er sich schon den Angreifern von oben zu. Seine Arme und Hände bewegten sich wie eigenständige Wesen. Im Nu lag der nächste Pfeil auf der Sehne, der Bogen spannte sich und schleuderte das Geschoss himmelwärts. Von der eisernen Spitze getroffen trudelte der Gapa zu Boden.
    Neben ihm schwang sich ein mächtiger Adler in die Luft. In den Schwanzfedern war noch ein letztes farbiges Flimmern zu erkennen. Keine Frage, Schekira wollte auf ihre Weise in den Kampf eingreifen.
    Als Twikus seinen Blick erneut durch den Felsspalt sandte, erschauerte er. Da saß Kaguan unerschütterlich im Sattel und hielt den für ihn bestimmten Pfeil in der Linken, nur eine Handbreit von seinem Kopf entfernt. In diesem Moment sirrte ein zweites Geschoss heran, vermutlich von Popi stammend, und auch dieses fing der Zoforoth mit unglaublicher Geschicklichkeit kurz vor seiner Brust aus der Luft.
    Twikus trat hinter den Felsen hervor. Die geflügelten Todesboten hatten ihn ohnehin entdeckt und ihr Gebieter schien, abgesehen von dem zerbrochenen Schmerz, das er vermutlich irgendwo unter seiner schwarzen Kutte trug, unbewaffnet zu sein. »Hilf den anderen, Kira!«, brüllte der König der Elvin nach und zielte schon auf einen weiteren Angreifer.
    Das mit vorgestreckten Krallen auf ihn niederfahrende Wesen war ihm schon ganz nahe. Mit Schaudern sah er den behaarten nackten Oberkörper und das menschliche Gesicht, eine hasserfüllte Fratze mit großen, roten, starren Augen. Der Pfeil bereitete dem Ansturm des Gapas ein jähes Ende. Twikus sah noch das auseinander klaffende Gebiss mit den spitzen Zähnen, dann verschwand die Kreatur hinter einer Kopf stehenden Pyramide.
    Währenddessen entließ er bereits den nächsten

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