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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Flammen.«
    »Herr der himmlischen Lichter, steh uns bei!«, keuchte Falgon.
    Je weiter die Reiter sich von dem singenden Zoforoth entfernten, desto mehr Flammen stellten sich ihnen in den Weg. Sogar aus den Flanken der Schlucht quollen sie hervor und flossen zur Mitte hin, langsam zwar, aber gleichwohl war diese feurige Glut nicht zäh wie Magma, sondern gischtete wie sprudelndes Wasser.
    Weil Schneewolke das schnellste Krodibo war, hatte Twikus bald seine Gefährten überholt und ritt an der Spitze. Einige Male glaubte er in dem rot glühenden Geloder zottige Gestalten zu erkennen, die ihre feurigen Krallen nach den Beinen der Krodibos ausstreckten.
    Nimm das gläserne Schwert!, rief unvermittelt Ergils Stimme.
    Feuer mit Feuer bekämpfen?, entgegnete Twikus zweifelnd.
    Host du nicht bei Hakennase gelesen, dass man genau das tut?
    Hör auf, Ergil! Wir verbrennen gleich und du prahlst mit deinem Wissen.
    Dämlicher Sturkopf! Das »Himmelsfeuer« ist stärker als alles andere. Wir können sowieso nichts mehr verlieren. Benutze es endlich!
    Na schön. Wie du willst.
    Twikus löste in vollem Galopp den gläsernen Gürtel und ließ das grüne Licht in seinem Innern erstrahlen. Er drehte sich zu seinen Gefährten um, damit er ihnen seine Absicht mitteilen konnte, aber ehe er dazu kam, erschauderte er.
    Hinter den Krodibos rollte eine brodelnde Flut aus Flammen heran. Sie war nicht sehr hoch, erstreckte sich aber über die gesamte Breite der Schlucht. Die Hufe der Tiere würden unweigerlich darin verbrennen. Weil von den Hängen zu beiden Seiten immer neues Feuer nachströmte, war auch die Flucht nach oben ausgeschlossen.
    »Reitet wie der Wind!«, feuerte Twikus seine Freunde an und wandte den Blick wieder vorwärts. Dabei erlitt er einen weiteren Schock. Von vorne rollte ein zweiter Feuerstrom heran. Im Geiste schrie er seine Verzweiflung heraus.
    Jetzt ist alles aus!
    Red kein Stroh, erwiderte Ergil trotzig. Niemand wird verbrennen. Wir machen’s genauso wie vorhin.
    Twikus fand nicht sofort Gelegenheit, seinem Bruder zu antworten. Zunächst musste er sich tief im Sattel hinabbeugen, um mit Zijjajim eine Feuerzunge zurückzudrängen, die sich links von ihm allzu nah herangewagt hatte. Erst dann zeterte er: Scherzbold! Etwa mitten im Galopp? Wir brauchen Zeit, um uns zu sammeln und…
    Ich weiß, wie wir sie bekommen können, unterbrach Ergil ihn. Denke daran, was die Ischschsch gefürchtet hatten. Sie waren Teil des Wassers und mieden die Glut von Dormunds Schmiedefeuer. Hier ist es genau umgekehrt Hör zu! Rasch erklärte er seinen Plan.
    Twikus gewann neuen Mut. »Haltet durch!«, feuerte er seine Gefährten an. Wieder wehrte er einen Angriff mit dem Himmelsfeuer ab.
    »Die Flammen hinter uns haben uns gleich eingeholt«, meldete Dormund. Er klang so gelassen wie immer, wenn es um Feuer ging.
    Auch die Glut, die ihnen entgegenrollte, war schon ganz nahe. Jeden Moment mussten sich die beiden Ströme vereinigen.
    Am Rande des Blickfeldes bemerkte Twikus eine Bewegung. Er sah sich zu Múria um, die versetzt hinter ihm ritt und sich im Sattel aufrichtete. Ihre blauen Augen begannen zu leuchten. Also hatte auch sie verstanden…
    »Alle hinauf auf den Hügel!«, brüllte der König.
    Die Reiter waren an ihren Ausgangspunkt zurückgekehrt, zu dem Schneehaufen, der zwar kleiner und matschiger geworden war, aber immer noch wie eine Insel aus der Talsohle emporragte.
    Kraftvoll eilten die Krodibos den Hügel hinauf. Twikus erreichte als Erster den höchsten Punkt und wandte sich um. Eben kehrte Schekira zu ihm zurück, wieder in der Gestalt des kleinen getupften Falken. Popi, Múria und Falgon waren ebenfalls bereits auf der rettenden Insel. Wie üblich bildete Dormund die Nachhut. Gerade schnappte eine Feuerzunge nach den Hinterläufen seines Reittieres. Es machte einen gewaltigen Sprung und landete sicher auf dem Schneeberg.
    Flüssige Lava hätte die weiße Pracht wohl innerhalb weniger Herzschläge verdampft, aber Ergil und Twikus hatten das Wesen der Flammen richtig eingeschätzt. Sie besaßen ein Eigenleben, das jede Form von Wasser scheute. So vereinigten sich zwar am Fuße des Hügels die beiden Ströme, aber sie mieden den Kontakt mit dem Schnee. Ringsherum sprangen wütende Schemen aus der Glut empor, um sogleich wieder darin zu versinken.
    Dormund deutete zum unteren Rand des Hügels. »Was immer Kaguan da mit seinem Gesang gegen uns heraufbeschworen hat, es ist ganz erpicht darauf, uns einzuäschern. Seht ihr,

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