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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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entschuldigen. Ich bin zwar nie einer Elvin oder einem Elven begegnet, habe aber von ihrer sprichwörtlichen Scheu gelesen. Seid bedankt für Eure Güte, mich an Eurer Schönheit erfreuen zu lassen.«
    So ging es zwischen den beiden Frauen noch eine Weile hin und her. Schekira betonte, dass auch Jamina wunderhübsch sei, und Jamina begeisterte sich über die perlmuttartig schimmernde Haut und die kupferfarbene Lockenpracht der Elvin. Frauengespräche eben, dachte Ergil. Als sie auch noch wie unreife Mädchen zu kichern begannen – immerhin war die Prinzessin fast siebzig und Agabus’ Tochter um die zweihundert –, stieg aus den Abgründen seiner Seele ein tiefer Seufzer auf. Sofort verstummten die zwei und bedachten ihn mit tadelnden Blicken.
    »Ich will ja nicht stören«, begann er daher nicht ohne Grund und gab sich alle Mühe, auf Jamina nicht wie ein dummer Junge zu wirken, »aber wir wollen bald abreisen.«
    Sie half ihm mit einem Lächeln über die Unbeholfenheit hinweg. »Verzeiht bitte, Hoheit, ich muss mich entschuldigen. Der König schickt mich, Euch das hier zu übergeben.« Sie bot ihm den kleinen Beutel dar, der an ihrem Handgelenk hing.
    Ergils Augen wurden groß. »Ist das…?«
    »Der Blütenstaub des Goldfruchtbaumes«, bestätigte sie.
    Behutsam löste er die Kordel von ihrem Handgelenk und nahm das Säckchen. Erstere entpuppte sich als eine Kette. Wie sie war auch das feine Gewebe des Beutels federleicht und fühlte sich kühl an. »Satim?«, fragte Ergil.
    »Ja. Der König hat darauf bestanden, die kostbaren Pollen in eine kostbare Hülle zu tun.«
    »Es ist wunderschön!«, schwärmte Schekira. Ein wehmütiger Ausdruck lag auf ihrem kleinen Gesicht. Vielleicht dachte sie an die funkelnden Satimkörnchen, welche die Elven damals im Großen Alten zu ihrem Abschied ins Sternenlicht gestreut hatten.
    Jamina gab ihrer »kleinen Schwester« Recht und schon wieder entspann sich zwischen den beiden ein reger Austausch von Komplimenten.
    Ergil nutzte das Unbeobachtetsein für einen Blick in den Beutel. Dessen Saum war, damit der kostbare Inhalt nicht herausfallen konnte, umgeschlagen. Daher musste die Satimkordel zunächst vollständig aus den Ösen gezogen werden, um ihn öffnen zu können. Darin lagen Ähren, jede in etwa so lang wie Ergils kleiner Finger. Er wusste genug über Pflanzen, um die Bedeutung der Pollensäckchen an den Blütenständen zu kennen. Ihr Inhalt war im Moment vielleicht das kostbarste Gut auf der ganzen Welt.
    Während er noch ergriffen die kleinen Ähren bestaunte, sagte Jamina: »Der Herr meines Vaters, Fürst Jazzar-fajim, bat mich, Euch auszurichten, dass der König gerne von Euch Abschied nehmen möchte – wenn Ihr Euch wieder eingekriegt habt. Ihr wisst gewiss selbst am besten, was er damit meinte.«
    Selten hatte Ergil ein Lebewohl mit so gemischten Gefühlen ausgesprochen. Baroq-abbirim war schließlich sein Großvater. Leider hatten sie wenig Gelegenheit zum Kennenlernen gehabt. In ein paar Stunden ließ sich das Versäumte der letzten achtzehn Jahre kaum nachholen. Ergil hätte noch so viel erzählen und noch mehr fragen wollen, aber dafür fehlte die Zeit. Außerdem fühlte er sich gehemmt, weil der Sirilimkönig ihm die Unterstützung im Feldzug gegen die Achsenmächte versagt hatte.
    Baroq-abbirim ließ es sich trotzdem nicht nehmen, dem Abflug seines Enkels persönlich beizuwohnen. Der königliche Garten und die Straßen rund um den Palast quollen über vor Sirilim, die sich ebenfalls von Ergil und seinen Gefährten verabschieden wollten. Es hatte sich schnell herumgesprochen, wem man die Rückkehr ins Hier und Jetzt verdankte. Auch Agabus, Jamina und Lohentuvim waren am Rande des Blumenrondells erschienen. Ergil sah, wie sein Urgroßoheim und der Majordomus von Saphira etwas abseits von den anderen standen und angeregt miteinander tuschelten.
    Als die letzten Gepäckstücke in der Mondwolke verstaut worden waren, kam Jazzar-fajim zu ihm gelaufen. Sein Gesicht war ein Spiegel inneren Aufruhrs. »Ich hoffe, du wirst verstehen, was ich dir jetzt sage, Ergil.«
    »Bitte nicht«, antwortete der. Längst ahnte er, was die wilden Gesten seines Oheims und des Heerführers zu bedeuten hatten.
    »Es geschieht nicht aus Eigennutz, Ergil, sondern dient unserer Sache. Deiner Sache. Wenn ich hier bleibe, dann kann ich dir vielleicht die erhoffte Hilfe verschaffen. Lohen ist auf unserer Seite, aber er würde nichts gegen das Wort des Königs tun.«
    »Vergeudet ihr damit

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