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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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für Menschen verträglicher machen. Weder Jazzar-siril noch unsere Heiligen konnten ihnen helfen.«
    »Das ist alles?«
    »Ja.«
    Ergil sank enttäuscht in sich zusammen.
    »Das heißt nein«, fiel Agabus plötzlich ein.
    Der junge König reckte wieder den Rücken. »Ja?«
    »Die weisen Männer aus Schuschan sind nach Xk weitergereist und kehrten nie wieder nach Saphira zurück.«
    Wieder wurde Ergil kleiner. »Sehr aufschlussreich ist das nicht gerade, Agabus.«
    Der Seneschall schürzte die Lippen. »Das habe ich mir auch gedacht. Aber dann fragte ich unseren Chronisten, ob es irgendwelche anderen Aufzeichnungen über die Forschungsreisenden aus Schilmao gibt. Und er antwortete: ›Ja.‹«
    Ergil stöhnte.
    »Spann den König nicht unnötig auf die Folter, Agabus«, mahnte Jazzar-fajim.
    »Entschuldigt, Hoheit. Also, um es kurz zu machen: Ugunus Forscher haben sich fast ein Jahr lang in Xkisch, der Hauptstadt der Wurmlinge, aufgehalten. Später sind sie über den Sternenspiegel zurückgereist, um von da den Groterspund hinabzufahren. Auf dem See begegneten sie einem unserer Fischer und berichteten ihm, wie es heißt, hocherfreut von einer sensationellen Entdeckung, die alle ihre Erwartungen übertroffen habe…«
    Ergils Kinn war vorgereckt. Er lauschte so angestrengt, dass er glaubte in Agabus’ Rachen hinabzutauchen, hörte aber nichts mehr.
    »Und?«, hakte Baroq-abbirim nach.
    Jazzar-fajims Verwalter zuckte die Achseln. »Damit endet die Geschichte des Besuchs, Majestät.«
    »Nicht sehr viel«, brummte Tusan und biss in eine pflaumengroße rote Frucht.
    »Eigentlich gar nichts«, murmelte Popi.
    »Zumindest nichts Greifbares«, gab Ergil ihnen Recht.
    »Vielleicht doch«, widersprach Tiko, womit der bis dahin susanisch zurückhaltende Schmied schlagartig alle Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Er lächelte verlegen. »Kubuku – mein Vater – erzählte mir, die erfolgreiche Ginkgo-Expedition habe ziemlich genau vierzig Monate gedauert. Wenn sie in dieser Zeit zu Pferde und mit Schiffen quer durchs ganze Herzland und wieder zurück gereist sind und sich überdies ein knappes Jahr in Xkisch aufgehalten haben, dann können sie kaum irgendwo anders geforscht haben.«
    »Da ist was dran. Ich glaube, wir sollten den Wurmlingen einen Besuch abstatten.«
    »Den Maden?«, brach es aus Popi hervor. Angewidert sah er die rosa Pflaume an, die er sich gerade in den Mund stecken wollte.
     
     
    Der Balkon hing in schwindelnder Höhe an der Außenwand des spitzen Schneckendaches. Er gehörte zu Baroq-abbirims Zimmerflucht. Die Aussicht auf Saphira war von hier oben wahrhaft atemberaubend; die Stadt besaß ihren Namen – »die Glänzende« – zu Recht. Unter nun wieder strahlend blauem Himmel funkelte sie wie ein kostbares Juwel.
    Ergil hatte seinen Großvater kurz zuvor um Feder, Tinte und Pergament gebeten und einen Brief aufgesetzt. Eigentlich waren es zwei Nachrichten, aber Inimai würde warten müssen, bis der Botenfalke den ersten Empfänger gefunden und dieser das Tier weiter zu ihr geschickt hatte. Inzwischen befand sich das zusammengerollte Zettelchen in der Hornkapsel am Bein des Vogels. Ergil und der Falke waren die Einzigen hier draußen. Seine Gefährten hatten sich über die fehlende Brüstung mokiert.
    »Es ist vielleicht nicht die beste Lösung«, sagte er liebevoll zu dem treuen Vogel, der gerade erst tausende von Meilen zurückgelegt hatte und nun schon wieder mit dem nächsten Auftrag losgeschickt werden sollte, »aber habe ich eine andere Wahl?«
    Der Falke lauschte mit schräg gelegtem Kopf, als könne er jedes Wort verstehen. Natürlich kannte Ergil den wirklichen Grund für die Wachsamkeit seines gefiederten Herolds. Das Tier würde sich in die Lüfte schwingen, sobald es einen aus einer Auswahl von etwa zwölf Namen zu hören bekam. Hiernach gab es für den Vogel kein Halten mehr. Er konnte mehr als hundert Stunden ohne Unterbrechung fliegen. Einmal hatte ein Tier in dieser Zeit viertausendsiebenhundert Meilen zurückgelegt. Und das Erstaunlichste war: Die Botenfalken konnte den angesagten Empfänger überall finden (sofern er sich nicht allzu weit vom Festland entfernt aufhielt).
    Also benetzte Ergil mit der Zunge seine Lippen und flüsterte Múrias gefiedertem Boten einen Namen zu, von dem er annahm, dass der Vogel ihn kannte. Und so war es auch. Sobald das Wort ausgesprochen war, hüpfte der Falke vom Arm seines Herrn, ließ sich ein Stück weit wie ein Stein in die Tiefe fallen, breitete sodann

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