Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
unermesslichem Farbenreichtum absonderten. Aufgrund dieser Wechselhaftigkeit sei es für nicht-xkische Wesen praktisch unmöglich, zwei Wurmlinge voneinander zu unterscheiden oder auch nur einen einzigen nach kurzem Wegschauen wiederzuerkennen.
    Nach diesen Vorbemerkungen hatte sich in einigen Köpfen an Bord bereits die Vorstellung von großen Madenwesen verfestigt, welche in noch größeren Äpfeln hausten und sich tagein, tagaus die lang gezogenen Bäuche voll schlugen, hin und wieder für Nachwuchs sorgten oder sich verpuppten. An dieser Stelle konnte Harkon sehr zur Aufklärung beitragen.
    Die Xk besäßen, versicherte er, eine durchaus reiche Kultur mit Sitten und Bräuchen, Liedern und Gedichten, Umgangsformen und Speisevorschriften. Eine der hervorstechendsten Eigenschaften der Xk sei ihr unermüdlicher Drang, Neues hervorzubringen. Dies könne, so vermutete Harkon, mit ihrer Unfähigkeit zur Metamorphose zusammenhängen. Mit anderen Worten: Xk verpuppten sich nie. Aus ihnen wurden niemals bunte Schmetterlinge, ja nicht einmal graue Fliegen. Daher lagen die Sirilim wohl ganz richtig, wenn sie nicht von Maden, sondern von Wurmlingen sprachen.
    Behalte man diesen Umstand im Hinterkopf, dann sei leichter zu verstehen, warum bei den Xk nichts lange Bestand habe, fuhr Harkon fort. Sogar ihre Traditionen würden ständig abgewandelt oder gegen neue ausgetauscht. Mit einer Ausnahme:
    Ihre Monarchinnen seien ausnahmslos weiblichen Geschlechts. Der Königin standen emsige Arbeiter und wehrhafte Soldaten zur Seite. Letztere kamen indes nur selten zum Einsatz, weil ja kaum jemand die Grenzen des Landes übertrat und es somit keinen Grund zur Verteidigung gab.
    »Wenn ich mich nicht irre«, sagte Harkon, »dann hat nie ein Eroberer ein ernsthaftes Interesse daran gezeigt, ins Reich der Xk einzufallen. Genau betrachtet ist ihre Zurückgezogenheit eigentlich ein Ausgestoßensein. Niemand will mit ihnen etwas zu tun haben. Sie treiben nicht einmal mit ihren Nachbarn Handel.«
    »Weil es nichts gibt, das andere von ihnen haben wollen«, sagte Tusan, als müsse er sich verteidigen. Das Gebiet der Namenlosen Sümpfe, das an Xk grenzte, gehörte zum Stromland.
    Ergil hatte den Vortrag seines wissenschaftlichen Beraters vom Fenster aus verfolgt. Er saß auf einem weichen Samenflockenkissen und Schekira hockte in Elvengestalt auf seinem Knie. Seit der Grüne Gürtel hinter ihnen lag, war die Mondwolke selten höher als eine Viertelmeile geflogen. Gerade jetzt zogen einige blattsalatgrüne Felder unter dem Luftschiff vorbei. Hier und da waren Xk in verschiedenen Farben zu sehen. Aus der Höhe ließ sich eine gewisse Madenhaftigkeit nicht absprechen. Aber sahen nicht auch Menschen aus großer Entfernung wie kleine Würmchen aus?
    In seiner Versunkenheit hatte Ergils Bewusstsein einige Ausführungen des Abenteurers über das xkische Kunsthandwerk übersprungen. Doch dann sagte Harkon etwas, das ihn aufhorchen ließ.
    »Was mich damals faszinierte, war ihr Schleim. Er war ein hervorragendes Wundheilmittel. Im ausgehärteten Zustand dagegen…«
    »Was hast du gesagt?«, unterbrach der Träumer den Erzähler.
    »Ich hatte mich am Arm verletzt.« Harkon schob den linken Ärmel seines susanischen Seidenhemdes hoch und zeigte auf eine Stelle, an der nichts außer einer Menge roter Haare zu sehen war. »Der Schnitt war ziemlich tief. Ein Xk – Königin Sfinx hatte ihn mir übrigens für die Dauer meines Aufenthalts als persönlichen Diener zur Verfügung gestellt – war ein bisschen aufgeregt. Er veränderte dauernd seine Farbe, während er mit einem Verband kämpfte. Dabei spritzte etwas von seinem Schleim in die Wunde. Ihr könnt euch unsere Überraschung vorstellen, als die starke Blutung darauf fast augenblicklich zum Stillstand kam. Wenig später war der Schnitt verheilt. Heute sieht man nicht einmal eine Narbe.«
    »Wahrscheinlich hat der Schleim die Wunde verklebt«, mutmaßte Tusan.
    »Igitt!«, sagte Popi.
    »Und die schnelle Heilung?«, gab Harkon zu bedenken.
    »Zufall«, schlug Ergil vor.
    »Nein. War es nicht. Ich hab es mehrmals probiert. Einmal fügte ich mir mit einem Messer absichtlich einen Schnitt zu und träufelte etwas Xkschleim drauf. Am nächsten Tag war nichts mehr von der Wunde zu sehen.«
    »Man müsste das Zeug in Flaschen abfüllen«, grübelte Tusan.
    Schekira lachte. »Hast du nicht eben erst gesagt, es gebe nichts, das andere von den Xk haben wollten?«
    »Das würde sowieso nicht funktionieren«,

Weitere Kostenlose Bücher