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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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die Flügel aus und schoss wie ein Blitz davon.
    Während Ergil den rasch kleiner werdenden Punkt mit den Augen verfolgte, schob sich unerwartet ein Schleier vor die Nachmittagssonne. Zuerst glaubte er, es sei nur eine Wolke, aber dann drehte sich das Gebilde und er bemerkte die eigenwillige Form. Sie sah aus wie ein riesiger weißer Wal.

 
    17
     
    GESTRANDET
     
     
     
    Die Begeisterung des jungen Mannes stieß hier und da auf Unverständnis. Er gebärdete sich wie ein Wahnsinniger, rannte schreiend die Windungen des Schneckenpalastes hinab und als er im Freien war, lief er ebenso geräuschvoll durch den Park. Dabei ahmte er mit den Armen offenbar die Bewegungen einer Windmühle nach. Hätte die Palastwache nicht unmissverständliche Anweisung erhalten, den Enkel des Königs unbehelligt zu lassen, wäre sie längst gegen ihn vorgegangen.
    In den Gemächern Baroq-abbirims hatte man Ergil noch ein gewisses Verständnis entgegengebracht, als er mit vor Aufregung glühendem Gesicht vom Balkon hereinkam und immer wieder den Namen Kira schrie. Während er die Teppich- und Kissenlandschaft durchquerte, konnte Tusan ihm immerhin einige weitere Informationsfetzen entlocken.
    »Kira kommt! Kira kommt! Und sie bringt die Mondwolke mit.«
    Daraufhin hatte Ergil die Tür aufgerissen und war mit sich überschlagender Stimme hinausgestürmt.
    Die Elvin musste ihn im Park des Sirilimkönigs entdeckt haben. Oder zog es die in der Mondwolke versammelte Schar von Sämlingen zu ihrem ersten Navigator? Jedenfalls landete das Luftschiff zuckerwatteweich in einem hübschen Arrangement aus Blumen- und Grasornamenten. Es sah aus, als trügen die Blütenköpfe den wolkenweißen Wal.
    Kaum war dieser zur Ruhe gekommen, zischte ein schillernder Blitz heraus und schwirrte auf Ergil zu. Etwa vier Handbreit vor dessen Gesicht blieb die Prinzessin in ihrer Elvengestalt in der Luft stehen, nahm eine stramme Haltung an und verkündete mit vergnügter Stimme: »Steuerfrau Schekira meldet sich zur Stelle, Herr Kapitän. Habe Luftschiff Mondwolke wohlbehalten zurückgebracht. Und herzlichen Glückwunsch noch zur Entdeckung der verschwundenen Stadt.«
    Ergil ließ sie auf seiner Hand landen. »Ich hab mir solche Sorgen gemacht, Kira.«
    »Um das Schiff oder um mich?«
    »Um beide.«
    »Damit kann ich leben, mein Retter. Entschuldige, dass ich so überstürzt aufgebrochen bin, aber als du verschwunden warst und das Unwetter losging, musste ich handeln.«
    »Wir können von Glück sagen, dass die Mondwolke dir so willig gefolgt ist.«
    »Sie ist eigentlich ganz zahm. Hat sogar auf meinen Wunsch hin ihren Bauch geöffnet, um den Ballast abzuwerfen. Nur so konnten wir hoch genug steigen, um über die Gewitterwolken zu kommen. Leider hat es uns dabei ziemlich weit abgetrieben.«
    »Hauptsache, du bist wieder da und es geht dir gut.«
    »Es ist mir noch nie besser gegangen. Saphira ist die erste Stadt, bei der meine Sinne nicht verrückt spielen.«
    »Wir haben ein neues Reiseziel, Kira.«
    »Oh! Wo soll’s denn hingehen?«
    »Nach Xkisch.«
    »Ins Reich der Wurmlinge? Das ist ja mal originell.«
    »Popi denkt anders darüber. Ich glaube, er fürchtet sich.«
    »Das ist nun wiederum nichts Neues. Aber auch er wird lernen, seine Vorurteile zu überwinden und…« Überraschend verwandelte sich die Elvin in einen Eisvogel.
    »Was hast du?«, fragte Ergil.
    »Wir sind nicht mehr allein.« Schekiras Antwort war nur mehr ein Flüstern.
    Er drehte sich um und sah vom »Schneckenhaus« her Jamina auf sich zukommen. An ihrem Handgelenk baumelte ein silbrig schimmerndes Säckchen, das an einer im Sonnenlicht glitzernden Kordel hing. Agabus’ bestrickend schöne Tochter bewegte sich so anmutig über den muschelbestreuten Parkweg wie ein schwarzer Schwan auf dem Fluss. Ihr langes glattes Haar glänzte wie Rabenfedern. Auch ihre Haut war dunkler als bei den meisten anderen Sirilim. Sie blieb vor dem Enkel ihres Königs stehen, schenkte aber nicht diesem ihr bezauberndes Lächeln, sondern dem kleinen bunten Vogel, der inzwischen Ergils Schulter erklommen hatte.
    »Möge Eure Hoffnung nie sinken, kleine Schwester. Seid herzlich willkommen in Saphira.«
    Ein oder zwei aufgeregte Herzschläge lang blieb Schekira stumm. Dann verwandelte sie sich flirrend in ihre wahre Gestalt zurück und entgegnete: »Möge die Eure zur Sonne Eures Lebens werden, große Schwester. Es war töricht von mir, mich vor Euch verstecken zu wollen. Bitte entschuldigt.«
    »Da gibt es nichts zu

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