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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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erklärte Harkon. »Der Schleim wird sehr schnell hart. Steinhart. Früher haben die Xk daraus sogar Häuser errichtet und Kunstwerke angefertigt. Zu meiner Zeit debattierten sie gerade heftig darüber, die Schleimbauweise abzuschaffen, weil sie alt war.«
    »Du meinst veraltet«, sagte Tusan.
    »Nein. Einfach nur alt. Die Xk können es nicht ertragen, an etwas festzuhalten, selbst wenn es sich bewährt hat.«
    Popi schüttelte den Kopf. »Die spinnen, die Maden.«
    »Hat schon mal jemand versucht, das Festwerden des Schleims zu verhindern oder ihn später wieder zu verflüssigen?«, fragte Ergil.
    Harkon zwirbelte an einer seiner Schnurrbartspitzen. »Meines Wissens gab es den Beruf des Schleimrührers. Diese Wurmlinge hatten die sämigen Körperabscheidungen in großen Fässern aufgefangen und in ständiger Bewegung gehalten. Dadurch konnte das Aushärten verlangsamt werden. Von anderen Methoden ist mir nichts bekannt. Wieso?«
    Ergil zuckte die Schultern. »Ich habe nur über etwas nachgedacht.«
     
     
    Was so unmerklich begonnen hatte, war zu einem ernsten Problem geworden. Die Mondwolke löste sich auf. Sechzehn Tage nach dem Abflug in Saphira hatte der Zerfall ein dramatisches Ausmaß erreicht.
    Der fliegende Wal war zuletzt nur noch im Zickzackkurs nach Süden geschlingert, weil er kaum mehr Höhe gewinnen und die günstigsten Luftströmungen suchen konnte. Infolgedessen schwitzten die Sämlinge, um ihren geschätzten ersten Navigator nicht zu enttäuschen, noch mehr von dem Saft aus, der sich an der Luft zersetzte und so nicht nur für Auftrieb, sondern auch für notdürftigen Vortrieb sorgte. Inzwischen wusste Ergil, warum das Gebilde ständig kleine Flöckchen verlor. Es waren die erschöpften, die ausgebrannten Sämlinge, die sich aus dem Verband lösten. Während die Zahl junger Mondtausprösslinge auf der Reiseroute der Gemeinschaft des Lichts immer größer wurde, nahm der Umfang des Luftschiffes fortdauernd ab.
    Wegen der geringen Flughöhe hatten die Gefährten nun auch öfters die Bewohner von Xk aus größerer Nähe studieren können. Sehr zu Popis Widerwillen. Am vergangenen Abend war eine Gruppe von Wurmlingen zusammengelaufen und hatte sich einheitlich grün verfärbt, was Harkon als »nicht sehr gutes Zeichen« beschrieb. Offenbar war die Tarnung der Eindringlinge geplatzt. Die Mondwolke hatte ihren Namen verwirkt, niemand da unten hielt sie mehr für ein verirrtes Häuflein Wasserdampf. Zu diesem Zeitpunkt machte Harkon seine Gefährten mit einer weiteren Eigenheit der Wurmlinge bekannt.
    »Die Xk können ziemlich unangenehm werden, wenn sie sich bedroht fühlen.«
    Popis einziger Kommentar dazu lautete: »Noch unangenehmer?«
    »Was genau bedeutet das?«, erkundigte sich Ergil.
    »Sie besitzen Drüsen, aus denen sie ein Sekret verspritzen, das dich austrocknen kann.«
    »Etwa…?«
    Harkon nickte. »Dasselbe Zeug, mit dem ich mich in Winterschlaf versetzt habe. Es ist also nicht tödlich. Nicht einmal giftig. Aber wenn du damit eingesprüht wirst, kannst du dich nicht mehr wehren. Und ich versichere dir, junger Freund, die Xk sind schlau genug, um daraus ihren Vorteil zu ziehen.«
    Im Falle eines Falles vertraue er auf seine Schießkünste, hatte Ergil erwidert. Und natürlich auf das Himmelsfeuer. Es waren wohl die Zornissen, die solcher Selbstüberschätzung Gedeihen gaben und seinen Rückhalt in der Gemeinschaft vergessen machten.
    Das trügerische Gefühl der Unbesiegbarkeit bekam Aufwind, als nun – der siebzehnte Tag neigte sich bereits dem Ende entgegen – die Hauptstadt der Wurmlinge vor dem Luftschiff auftauchte. Aus der Ferne glich Xkisch einer besonders weitläufigen Ansammlung von Termitenbauten. Ergil triumphierte. Trotz aller Schwierigkeiten hatte man es geschafft, das nächste Etappenziel zu erreichen. Sein Überschwang hielt nicht lange an.
    Als er die Mondwolke zur Landung bewegen wollte, geschah genau das Gegenteil: Ein Wind vom Meer der Unendlichkeit setzte sich unter das Luftschiff und hob es empor. Den Sämlingen fehlte die Kraft, dagegen anzusteuern. Sie ließen sich einfach treiben. Eine Zeit lang driftete das Schiff nach Westen ab. Dann wurde es von einer anderen Luftströmung erfasst, die Harkon als »Weltenbruchföhn« bezeichnete. Dieser drückte es in Richtung Ozean.
    Die Reisegesellschaft hatte sich steuerbord an den Fenstern versammelt, um den beunruhigend schnell näher rückenden Strand anzustarren. Dort rotteten sich etliche Wurmlinge zusammen, die

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