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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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den Geruch von Angstschweiß auf. Der Waffenmeister log. Kaguan hatte damit gerechnet. Das war der Nachteil der Zornissen: Sie zerstörten jegliche Integrität, jede Spur von Loyalität. Vermutlich hatte Torbas längst eigene Pläne, um sich anstelle seines Herrn zum Großkönig zu erheben.
    »Du weißt, was jetzt zu tun ist, mein Freund«, sagte Kaguan mit einschmeichelnder Stimme. »Um den Kampf um Sooderburg für uns zu entscheiden und unbesiegbar zu werden, fehlt uns nur noch eine Kleinigkeit: das Schwert Schmerz. Ich habe es auf der anderen Seite des Soodlandbelts in einer Höhle am Strand versteckt. Was ich von dir verlange, ist gefährlich und schwierig, aber kannst du die Meerenge überqueren und das Schwert für uns besorgen?«
    »Wo genau befindet sich die Kristallklinge, Herr?«
    Kaguan zögerte. Wenn er jetzt einen Fehler beging, war alles verloren. Aber hatte er denn überhaupt eine Wahl? Nein, die gab es nicht. Außerdem spürte er, dass die Zornissen sich in Torbas schon weit entwickelt hatten. Bald würde der Schattenfalter aus dem Kokon schlüpfen und sein Wirt ganz der Dunkelheit verfallen. Dann hätte Torbas das letzte Stadium erreicht, den Zustand, in dem weder Vernunft noch Verlockungen ihn länger beeinflussen konnten. Kaguan hatte sich vorgenommen, es nicht so weit kommen zu lassen. Doch bis er sich des Mannes entledigte, würde er noch einmal seine Dienste in Anspruch nehmen, musste ihn glauben machen, er würde zu seinem eigenen Vorteil handeln.
    Der Zoforoth gab dem Waffenmeister eine genaue Beschreibung des Verstecks und ließ ihn danach jede Einzelheit wiederholen. »Wirst du das Schwert finden?«, fragte er schließlich.
    Torbas verzog das Gesicht. »Ich stamme aus der Ebene von Pandor, Herr. An den Küsten und Klippen von Soodland kenne ich mich nicht aus.«
    Kaguan unterdrückte eine missbilligende Äußerung, die ihm auf den Schuppen lag. »Du schaffst das. Notfalls nimmst du unter einem Vorwand jemanden aus der Gegend mit – aber vergiss nicht, ihn zum Schweigen zu bringen, sobald du Schmerz gefunden hast.«
    »Das halte ich für keine gute Idee…«
    »Torbas!«, zischte Kaguan und er legte seine ganze, auf Menschen so beklemmend kalte Ausstrahlung in die Stimme. »Wenn du glaubst, dass ein großer Führer in dir steckt, dann beweise es mir und langweile mich nicht länger mit deinen Bedenken. Andernfalls könnte ich mir überlegen, einen fähigeren Mitkämpfer zu erwählen.«
    Sogar im Licht der Öllampen konnte der Zoforoth erkennen, wie seine Worte Wirkung zeigten. Das Gesicht des Waffenmeisters wurde mit einem Mal fahl und wächsern. Die Zornissen ließen nicht zu, dass seine Gier nach Anerkennung und Ruhm einen solchen Dämpfer bekam. »Tut das nicht!«, rief Torbas. »Ich werde das schwarze Schwert finden. Verlasst Euch darauf.«
     
     
    Eisige Kälte umschlich die Sooderburg wie ein unsichtbares Raubtier. Was immer das Klima vorübergehend hatte milder werden lassen – Gondo war als Höhlenbewohner in Fragen des Wetters keine Koryphäe –, schien sich nun umzukehren. Besonders garstig war der Wind, der über das Schollenmeer wehte. Der Zwergling fluchte leise, weil ihm unter dem zwiebelförmigen Helm das Hirn einzugefrieren drohte. Trotzig schlang er den zottigen Mantel um seinen gedrungenen Leib.
    Es wäre ihm lieber gewesen, an der windgeschützten, weniger steilen Nord- oder Westflanke der Klippe nach dem geheimen Eingang zu suchen, sein untrüglicher Instinkt sagte ihm jedoch, dass er dort kaum mehr finden konnte als den Tod durch einen Sirilimpfeil. Aber ehe er nicht seinen gerechten Lohn bekommen hatte, war er nicht bereit zu sterben.
    Graf Waltran… Nein. »Herzog!«, wisperte Gondo verächtlich. Entrin hatte den General wegen seiner Verdienste im Soodlandfeldzug doch tatsächlich mit einem weiteren Titel dekoriert und ihn, den tapferen, unerschrockenen, treuen… na ja, vielleicht nicht immer ganz so treuen, aber zumindest raffinierten Kohortenführer wieder einmal leer ausgehen lassen. Wie auch immer, jedenfalls war Waltran mit seinem noch grünen Herzogentitel zu Gondo gekommen, hatte ihn auf die Seite genommen und einen übertrieben verschwörerischen Ton angeschlagen.
    »Du erinnerst dich doch an unser Gespräch von letztens über Spione, mein lieber Gondo?«
    »Ja, Herr General.«
    »Ich habe mir deine Worte dann noch lange durch den Kopf gehen lassen. Das tue ich immer, wenn meine beste Spürnase etwas sagt.«
    »Ich dachte, das sei Euer Grottenhund, Herr

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