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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Arm tragen«, zischte er dem Hünen ins Ohr. Der Mann war vor Schreck erstarrt. »Du bist ein Spion, habe ich Recht?«, fragte der Zwergling nach einer Weile. Er konnte den triumphierenden Unterton in seiner Stimme nicht ganz unterdrücken. Vorfreude (auf eine saftige Belohnung) war eben die schönste Freude.
    Der Mann zögerte. »Sag mir erst wer… nein, was du bist.«
    Gondo kicherte vergnügt. »Merkst wohl, dass es kein Kind ist, das dir den Hals durchschneiden will, was?«
    »Ich würde eher sagen, man riecht es.«
    »He, werd nicht frech! Ich bin ein Zwergling und habe in diesem Feldzug schon viel Größere als dich abgemurkst. Meine Belohnung kriege ich sowieso, ob du nun tot oder lebendig bist.«
    »Aber ein Spion, der nicht mehr sprechen kann, bringt längst nicht so viel.«
    Das stimmte. Der Kerl kannte sich aus. Gondo überlegte, ob er die Differenz verschmerzen konnte. »Dann gibst du also zu, ein Spitzel zu sein?«, baute er dem Mann an seinem Dolch eine goldene Brücke.
    »Ja«, krächzte der. »Könntest du mir etwas mehr Luft lassen? Ich ersticke gleich.«
    »Geht nicht. Dann falle ich runter.«
    »Du kannst mich ruhig loslassen. Wir beide stehen auf derselben Seite.«
    »Ja, ja, und ich bin ein Sirilo mit goldblondem Haar.«
    »In der Armee der Achse kämpfen keine Sirilim, ebenso wenig wie es in der Allianz Zwerglinge gibt. Mein Name ist Torbas. Ich bin Pandorier, genau wie König Entrin.«
    »Du wolltest sagen, genau wie Borst und seine berüchtigten Rebellenkrieger.«
    »Lass mich endlich Atem holen, Zwergling!« Der Hüne schwankte. Seine Stimme klang so heiser, dass sie kaum noch zu verstehen war.
    »Mein Name ist Gondo. Übrigens habe ich gehört, dass wir tatsächlich auf der Sooderburg einen Spitzel haben. Kannst du beweisen, dass du derjenige welcher bist?«
    »Ja, aber nicht hier«, ächzte Torbas.
    »Das ist schlecht für dich. Warum schleichst du dich aus der Burg?«
    »Um einen Schatz zu holen. Er ist in irgendeiner Höhle versteckt und wird den Ausgang des Krieges beeinflussen…«
    Das Zauberwort »Schatz« lockerte Gondos eisenharten Griff.
    Torbas reagierte sofort. Er packte die Dolchhand des Zwerglings, drückte sie von seiner Kehle weg, wirbelte gleichzeitig herum und schleuderte Gondo so in hohem Bogen Richtung Strand. Während der Kleine noch in der Luft war, zog der Große sein Langschwert und setzte ihm nach. Gondo landete wie eine Katze auf allen vieren, den Rücken seinem Gegner zugewandt. Seinen Dolch hatte er nicht verloren. Blitzschnell fuhr er herum, aber ehe er wieder festen Stand bekommen oder seine Waffe einsetzen konnte, traf ihn Torbas’ Stiefel an der Brust.
    Der Zwergling keuchte, flog ein weiteres Stück den Strand hinauf, verlor nun doch seine Waffe und landete unsanft am Boden. Ohne den Helm hätte er sich vermutlich den Schädel aufgeschlagen. Wieder versuchte er sich hochzurappeln, aber der Pandorier war ein zu erfahrener Kämpfer, um das zuzulassen. Er hielt nun seinerseits dem Gegner die Waffe an den Hals.
    Gondo bemerkte, dass der Hüne in Wut geraten war und entweder jeden Moment platzen oder zustechen würde. »Wollt Ihr mich töten? Wir kämpfen beide für Entrin«, jammerte er, nicht ohne auf eine etwas untertänigere Anrede zu achten.
    Torbas lachte rau. »Entrin und Godebar sind Schwächlinge, genauso wie du. Sie zanken um den Vorsitz im Sechserbund wie Kinder, die sich um ein Holzschwert streiten, das keinem von ihnen gehört. Wenn je einer das Zeug zum Großkönig gehabt hat, dann Borst. Aber ich finde, mir würde der Titel auch nicht schlecht stehen. Letztlich wird es darauf ankommen, wer das Wohlwollen der wahrhaft Mächtigen genießt.«
    Der Zwergling stöhnte. Titel! Alle Welt gierte nur nach Titeln. Als wenn man sich damit den Ranzen voll schlagen könnte! »Für mich seht Ihr wie ein tadelloser Großkönig aus.«
    »Das sagst du nur, damit ich dich am Leben lasse. Aber dazu habe ich keine Lust, hörst du? Mir steht eher der Sinn danach, dich in Stücke zu hauen und an die Fische zu verfüttern.« Torbas setzte dem Zwergling den Fuß auf die Brust und hob das Schwert.
    Gondo gelangte zu dem Schluss, dass er sich nun ernsthaft Sorgen um seine Belohnung machen musste. »Ich kann ja nachempfinden, wenn Ihr mir den Schädel spalten möchtet«, sagte er in beschwichtigendem Ton, »aber möglicherweise seid Ihr drauf und dran, den gleichen Fehler zu begehen, den ich eben fast gemacht hätte. Ihr habt von den ›wahrhaft Mächtigen ‹ gesprochen.

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