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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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General.«
    »Das war auch metaphorisch gemeint, mein Lieber.«
    »Bitte was, Herr General?«
    »Ist nicht so wichtig. Du hattest jedenfalls von Gerüchten über einen ›geheimen Zugang zur Festung‹ gesprochen. Daraufhin habe ich mich ein wenig umgehört und so kam mir eine nette Geschichte zu Ohren. Du kennst die Legende von der Eroberung der Sooderburg?«
    »Nur die Version, die man sich unter Zwergen und Waggs erzählt.«
    »Nun, worauf ich hinauswill, mein Guter: Es heißt, Wikander sei tatsächlich durch einen Geheimgang in die Festung gelangt und konnte sie so von innen… knacken.« Das letzte Wort hatte Herzog Waltran mit einer Inbrunst ausgesprochen, die Gondo zusammenzucken ließ.
    »Ja und, Herr General?«
    »Ich möchte, dass du für mich den Geheimgang findest.«
    »Sollte ich nicht nach Spionen suchen?«
    »Das hatte ich so nicht gesagt.«
    »Aber für die gibt’s eine Belohnung.«
    »O Gondo! Was glaubst du, wird geschehen, wenn du uns den Sieg über diese vermaledeite Festung ermöglichst? Man wird dir Denkmäler bauen.«
    »Die kann ich nicht essen.«
    »Sei versichert, mein Lieber, auch daran wird gedacht werden. Wie dir bekannt ist, kann niemand den Strand unter der Festung betreten oder verlassen, ohne von unseren Scharfschützen in ein Nadelkissen verwandelt zu werden. Bei dir mache ich eine Ausnahme.«
    »Das ist äußerst gnädig, Herr General.«
    »Damit du für mich… ich meine natürlich für König Entrin den geheimen Zugang aufspürst. Es soll nicht zu deinem Schaden sein, mein Lieber.«
    »Das will ich hoffen, Herr General.«
    Gondo fand immer noch, dass er mit seiner letzten Antwort sehr kühn gewesen war. Ein bisschen hatte sie wie eine Drohung geklungen. Welcher gewöhnliche Kohortenführer konnte sich so etwas schon erlauben?
    Seine lichtempfindlichen Augen richteten sich wieder auf die Steilküste südlich der Klippe. Es war Nacht und die Wolken öffneten Mond und Sternen gerade genug Lücken, um den kleinen Späher nicht völlig blind über den felsigen Strand stolpern zu lassen. Für die eigentliche Suche nach dem geheimen Zugang war seine Sehfähigkeit von untergeordneter Bedeutung. Zwerglinge konnten, ähnlich wie manche Tiere, Wasser wittern oder die Beschaffenheit von Stein fühlen. Mit einem natürlichen Gespür nahmen sie Spalten, Erzadern oder Hohlräume wahr, ohne sie zu sehen.
    »Autsch!« Gondo fluchte. Nachteil der Gabe war, dass sie die ganze Aufmerksamkeit erforderte, wollte man sich in so unebenem Terrain nicht die Beine brechen.
    Inzwischen war er der Klippe schon ganz nahe gekommen und genoss den Schutz des toten Winkels – solange nicht irgendein Sirilo auf dem Knochenturm stand und nach Zwerglingen Ausschau hielt. Aber das war nicht anzunehmen. Auch die Verteidiger wussten, dass der Strand abgeriegelt war. Niemand konnte ihn betreten, ohne… Gondo stutzte. Dann ging er tief in die Hocke.
    Zwischen den schroffen Klippen, nur aus der Nähe sichtbar, lag ein Segelboot. Jemand hatte es mit dem Bug halb auf den Strand gezogen und mit einer Leine an einer Felsnase befestigt. Es war ein kleiner Einmaster. Das ideale Fahrzeug für einen Kundschafter, um bei Nacht die Küstenabsperrungen auf dem Meer zu umfahren, in irgendeiner versteckten Bucht wieder anzulanden und die vereinigten Armeen auszuspähen.
    Gondo glaubte, das Gewicht einer fetten Belohnung in seiner Faust zu spüren, aber als er den Blick senkte, sah er keinen Sack mit Goldstücken, sondern nur einen runden, vom Meer glatt geschliffenen Stein, den er unbewusst aufgehoben hatte. Plötzlich hörte er ein schabendes Geräusch wie von einer Stiefelsohle, die über einen Stein strich. Rasch zog er sich in die Deckung eines Felsens zurück.
    Eine dunkle Gestalt näherte sich dem Boot. Sie war hoch gewachsen, breitschultrig, zweifelsohne wehrhaft. Aber Gondo hatte keine Angst vor großen Kriegern. Leise zückte er die einzige Waffe, die er mitgenommen hatte, einen Krummdolch, der im Vergleich zu seinem Körper allerdings wie ein Säbel anmutete. Dann wartete er.
    Der Schemen löste die Leine von der Klippe und machte sich daran, das Segelboot ins tiefere Wasser zu schieben. Das war der Moment, in dem Gondo aus der Deckung schoss.
    Der Spion musste ihn gehört haben und wollte herumfahren, aber zu spät. Gondo war ihm schon auf den Rücken gesprungen, klammerte sich am Hals des Kriegers fest und drückte ihm die scharfe Schneide seines Dolches an die Kehle.
    »Eine Bewegung und du kannst deinen Kopf unter dem

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