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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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antwortete sie. Bombo war mit der Silbergingko erst vor wenigen Tagen der von Ergils Botenfalken angekündigten susanischen Flotte entgegengesegelt. Zuvor war er unermüdlich zwischen Soodland und Kimor hin- und hergependelt, um hunderte von Menschen, die sich wochenlang in den Bergen versteckt hatten, in Sicherheit zu bringen. Daneben hatte Qujibo so viele Wasserfahrzeuge, wie er entbehren konnte, zur Evakuierung der Insel bereitgestellt. Die Achse tat natürlich – zu Wasser und zu Lande – alles, um niemanden entkommen zu lassen. Trotzdem hatten der Herzog von Bolk und sein Heer den Korridor südlich der Sooderburg lange genug offen halten können, um vielen, darunter auch den Frauen und Kindern, die sich in die Festung geflüchtet hatten, das Leben zu retten.
    Als vor zwei Tagen der Ansturm der feindlichen Heere übermächtig wurde, befahl Borst den strategischen Rückzug. Nur in der Sooderburg harrten jene Freiwilligen aus, die für Vanias Rückkehr ins Hier und Jetzt kämpften und damit für den Erhalt der ganzen Welt. Darunter auch Qujibo mit fünfhundert seiner auserlesensten Krieger sowie die dreihundert Bogenschützen der Sirilim, deren legendäre Treffsicherheit maßgeblich dazu beigetragen hatte, den wiederhergestellten dritten Verteidigungsring im ersten Ansturm der Achse zu halten.
    Der Pandorier brummte etwas Unverständliches, um dann deutlicher hinzuzufügen: »Ich sehe doch, dass dir etwas auf der Seele brennt, Múria. Spuck’s einfach aus.«
    Sie riss ihren Blick von der Unendlichkeit los und sah ihn direkt an. »Ich mache mir Sorgen um Torbas.«
    Er runzelte die Stirn. »So?«
    »Ja. Ich habe ihn gestern während der Schlacht beobachtet. Er kämpfte wie rasend, ohne Rücksicht auf sich selbst.«
    »Torbas ist für seine Tollkühnheit bekannt. Mehr als ein Mal hat er mir das Leben gerettet. Deshalb habe ich ihn auch von den gefährlichsten Zonen der Kampflinie fern gehalten.«
    »Für mich sah das gestern aber anders aus.«
    »Er und seine Männer bekamen Deckung von Sirilimschützen, damit sie einen Abschnitt der Palisade sichern konnten, an dem der Feind fast durchgebrochen wäre. So konnten wir den Zaun reparieren.«
    Múrias Blick schweifte wieder nach Osten ab. Leise sagte sie: »Ich finde trotzdem, dass Torbas sich verändert hat.«
    »Ist das in diesen Zeiten verwunderlich?«
    »Hast du damals, als du mit ihm in den Kerker zu Kaguan hinabgestiegen bist, irgendetwas beobachtet, das ich noch nicht weiß?«
    Borst packte sie am Arm und zog sie grob herum. »Bitte sieh mich an, Múria, wenn du irgendwelche Verdächtigungen gegen mich aussprechen willst.«
    »Vergiss einmal für einen Augenblick deinen Kriegerstolz«, sagte sie kühl, »und denke nach. Da du es offensichtlich normal findest, wenn Torbas sich auf dem Schlachtfeld wie ein Berserker aufführt, frage ich dich, ob er sich in letzter Zeit sonst irgendwie auffällig benommen hat. Oder hast du damals im Kerker etwas Schwarzes in seiner Armwunde, den Ohren, Nasenlöchern oder Augen verschwinden sehen?«
    »Nein! Wie oft soll ich dir das noch sagen?«
    Múria sah ihn forschend an. »Und wie steht es mit dir, Borst?«
    Er hielt ihrem Blick stand, zögerte aber, ehe er antwortete: »Keines der Viecher ist mir auf die Pelle gerückt. Und sollte ich zu dem Eindruck gelangen, dass Torbas mich hintergeht, dann wird das nicht ohne Folgen für ihn bleiben. Bist du jetzt zufrieden?«
    Sie nickte. »Ja, das genügt mir.«
     
     
    »Ist er nun auf unserer Seite oder ist er es nicht?« Kaguans Antlitz sah aus wie eine Maske aus schwarzem Glas. Seine Gesichtszüge glichen denen seines Gegenübers vor dem Gitter aufs Haar.
    »Er hat mir in letzter Zeit sehr aufmerksam zugehört, Herr. Ich denke, wir haben Borst für uns gewonnen«, sagte Torbas ausweichend. Seine Stimme war leise, damit ihn die Wachen am Ende des Tunnels nicht hörten.
    Der Zoforoth ließ sich Zeit mit seiner Antwort, so wie er in den vergangenen Wochen nichts überstürzt hatte. Andere Gefangene hätten vielleicht alles darangesetzt, den Kerker zu verlassen, aber ihn störte das unwirtliche Quartier nicht wirklich. Er war es gewohnt, unter der Erde zu hausen.
    Schließlich erlöste er seinen Spießgesellen und sagte: »Gut. Es wird nicht zu deinem Schaden sein, den Reichsverweser für unsere gemeinsame Sache zu gewinnen. Hast du inzwischen den Nachschlüssel für meine Zelle besorgt?«
    Torbas zögerte. »Nein, Herr.«
    Die Schuppen auf dem schwarzen Körper des Chamäleonen fingen

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