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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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echt nach, bevor er abermals in spöttische Heiterkeit verfiel. »Ihr seid viel zu träge, um mich mit Eurer Klinge zu verletzen.«
    »Das wird sich zeigen.« Torbas’ Zorn entlud sich in einem Ausfall: Sein rechtes Bein schnellte vor, während er das linke streckte und zugleich das Schwert durch die Gitterstäbe stieß.
    Kaguan reagierte nicht nur unglaublich schnell, sondern auch für den Angreifer durchaus überraschend. Seine vier über der Brust verschränkten Arme erwiesen sich als Camouflage: Er hatte nur das Abbild der Gliedmaßen auf seiner Brust erschaffen, die echten jedoch hinter dem Rücken versteckt. Schneller als die Augen der Anwesenden ihnen folgen konnten, fuhren sie vor, während er gleichzeitig den Körper zur Seite drehte. Die Klinge des Langschwertes stach ins Leere.
    Ehe Torbas sich darüber klar werden konnte, dass er in eine Falle getappt war, hatte ihn der Zoforoth schon entwaffnet. Das Schwert fiel scheppernd zu Boden und der Ritter fühlte, wie sich scharfe Krallen in seinen Unterarm bohrten. Dann wurde er jäh nach vorne gerissen. Sein Gesicht prallte gegen die Gitterstäbe.
    Ein Befehl hallte durch den Tunnel. »Nehmt die Spieße und treibt das Ungeheuer zurück!«
    Borsts donnernde Stimme klang für dessen Adjutanten dumpf und seltsam fern. Torbas fühlte die Ohnmacht wie einen warmen Sumpf, in dem er rasch tiefer sank. Wie hatte er nur so dumm sein können! Spitze Klauen umklammerten seinen Hals, aber er spürte keinen Schmerz. Während sich sein Bewusstsein verabschiedete, tastete er nach dem Dolch an seinem Gürtel; es war nicht mehr als ein in unzähligen Schlachten angeeigneter Reflex. Waffen klapperten – die Gardisten hatten sich wohl zur Verteidigung des Toren durchgerungen. Und dann hörte er unmittelbar vor seinem Gesicht ein eiskaltes Flüstern.
    »Halt schön still, guter Torbas. Gleich tut’s ein bisschen weh, aber dafür werden wir bald die besten Freunde sein.«

 
    5
     
    BEUNRUHIGENDE NACHRICHTEN
     
     
     
    Ergil und Múria saßen sich vor demselben Kamin gegenüber, dessen Feuer sie erst vor wenigen Stunden während des Ausflugs in die Zwischenwelt gewärmt hatte. Schekira räkelte sich auf einem Hocker in einer Kissenkuhle neben dem Sessel ihrer »großen Schwester«. Popi stand draußen auf dem Flur und hielt ungebetene Besucher von den königlichen Gemächern fern. Die übrigen Gefährten plünderten gerade die Küche.
    Múria war blass geworden, als Ergil ihr von den Raupen erzählt hatte.
    »Und du bist sicher, dass ihr Körper feuerrot und die Spitzen ihrer Härchen rußschwarz gewesen sind?«, fragte sie.
    Ergil bejahte.
    Sie wartete, als wolle sie ihm die Gelegenheit geben, seine Aussage zu widerrufen. Dann murmelte sie ein einzelnes Wort: »Zornissen.«
    Ergil bemerkte, wie die Elvin abrupt den Oberkörper aufrichtete.
    »Sagt dir der Name etwas?«, fragte er die Prinzessin.
    Sie antwortete nicht.
    »Kira?«
    »Ich kenne diese Tiere nur vom Hörensagen«, erwiderte sie ausweichend. Ihre ganze verkrampfte Körperhaltung verriet, wie angespannt sie war. Hilfe suchend sah sie zu Múria auf.
    »Ich habe zum ersten Mal beim Alten Volk in Bilath-berdeor von den Zornissen erfahren«, sagte die Heilerin. Sie hörte sich an, als koste allein diese Offenbarung ihre ganze Kraft. Nach einem tiefen Atemzug fuhr sie aber trotzdem fort.
    Die Heimat der Zornissen oder »Feuerraupen« seien die Namenlosen Sümpfe, genauer gesagt jene Region südlich des Sternenspiegels, wo der Grüne Gürtel an das Reich der Xk stoße. Die Sirilim nannten diese Tiere aphim. In Sirilo bedeute ‘aph »Nase« oder »Nasenloch« – die Öffnung also, durch die eine Zornisse gerne in den Wirtskörper ein- und durch die wutschnaubender Zorn bevorzugt ausdringt. Die Parasiten ernährten sich nämlich von dunklen Gefühlen und Gefühlsäußerungen.
    »Dunkle Gefühle?«, unterbrach Ergil seine Meisterin mit einem Schaudern.
    Sie nickte gewichtig. »Und die üblen Früchte solcher Regungen. Die Feuerraupen lieben vor allem Zorn – daher ihr miradischer Name. Aber sie sind keine Kostverächter. Auch an Hass, Falschheit, Neid, Streit- und Eifersucht, Unehrenhaftigkeit, Zwietracht, Trunksucht oder anderen lasterhaften Ausschweifungen sowie jeder Art selbstsüchtigen Strebens finden sie Geschmack. Aber das ist nicht einmal das Schlimmste.«
    Ergil schluckte. »Was denn noch?«
    »Sie verstärken diese Schattenseiten der Seele sogar, um sich daran noch fetter zu fressen.«
    »Herr der himmlischen

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