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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Ergil nahm sich vor, nach seiner Rückkehr umgehend Múria aufzusuchen. Sie kannte Mittel gegen Band- und Spulwürmer, warum nicht auch gegen diese Raupen?
    Tatsächlich brauchte die Silberginkgo für die Überquerung der Meerenge etwas länger als beim ersten Mal. Seit dem Auslaufen in Bjondal waren gut zweieinhalb Stunden vergangen, als sie endlich in den Haupthafen der Insel einlief. Schekira war vorausgeflogen, um Múria von den Neuigkeiten zu berichten. Als das Sirilimschiff am Kai anlegte, wartete dort bereits ein Trupp von Leibgardisten, um den König und seinen exotischen Gefangenen zur Festung zu geleiten.
    Kaguan wurde aus seinen Ketten geschält und ins dunkelste Verlies der Sooderburg geworfen. Ergil vergewisserte sich persönlich von der sicheren Verwahrung des Zoforoths. Dessen Zelle war genau genommen das Ende eines in die Klippe getriebenen Stollens. Ironie des Schicksals: Großkönig Wikander – Magos’ Scherge also – hatte sie einst mit einem Eisengitter vom Gang abtrennen lassen, um hinter den armdicken Stäben Torlunds Ersten Kanzler einzukerkern. Jetzt bekleidete Fürst Halbart Bookson von Grotsund auf königlichen Befehl hin wieder sein altes Amt und die rechte Hand des dunklen Gottes war an seiner statt in das finstere Loch eingezogen.
    Auf seine Fragen nach Kaguans Absichten den Waffenschmied Tiko betreffend erhielt Ergil keine Antwort. Zuletzt ließ er sogar drohend das Himmelsfeuer aufflammen, aber der Gefangene ignorierte ihn weiterhin. Schwarz wie aus Pech gegossen stand er dicht hinter dem Gitter und wich keinen Zoll vor der grün strahlenden Sirilimklinge zurück.
    »Du hast das Schwert Schmerz und der Bartarin sollte es für dich neu schmieden. Gib es zu!«, versuchte es der König ein weiteres Mal.
    Kaguans einzige Antwort bestand in einem grimmigen Rasseln seiner unzähligen Schuppen.
    Ergil fühlte sich verhöhnt. Die Respektlosigkeit entfachte seinen Zorn. »Der Herr in den Eisigen Höhen hat Mirad verlassen. Und wie’s scheint, gelingen dir seitdem auch keine Lieder der Macht mehr, sonst hätte dich kaum ein einfacher Fährtensucher mit seinem Blasrohr niederstrecken können. Du bist nur noch ein armseliger Schatten deiner selbst, Kaguan. Jetzt sitzt du hier unten fest, wo du so lange schmoren wirst, bis ein Gericht sich mit deinen Untaten beschäftigt und ein Urteil über dich spricht. Es bedarf wohl keiner allzu großen Phantasie, um sich den Spruch der Rechtswahrer vorzustellen. Da möchte ich nicht in deiner Haut stecken.«
    »Ich bezweifle, dass du dir das je gewünscht hast«, versetzte der Zoforoth voller Verachtung.
    »Deine Lage ist alles andere als hoffnungsvoll. Ich finde, du könntest ein wenig mehr Ehrerbietung zeigen.«
    »Wenn das deine Meinung ist, Sohn der zwei Völker, dann will ich sie dir nicht nehmen. Vorerst.« Die Erwiderung des Zoforoths klang kalt und ohne jede Frucht.
    »Vorerst?«, schnaubte Ergil. Sein Schwert strahlte noch heller im Dunkel des Kerkers. »Was soll das heißen? Willst du mir etwa drohen?«
    »Das wird nicht nötig sein. Alles, was getan werden muss, ist bereits getan.«
    Ergil erschauderte. Unweigerlich musste er an die schwarzroten Raupen denken, gab sich jedoch ahnungslos: »Wovon sprichst du überhaupt?«
    Ein Kichern, das zu menschlich war, um nicht als weitere Verhöhnung aufgefasst zu werden, ging Kaguans Antwort voraus. »Das wirst du bald erfahren, Zweivölkersohn. Das wirst du schon sehr bald erfahren.«

 
    4
     
    GEFÄHRLICHE NEUGIER
     
     
     
    »Die klamme Kälte kriecht mir jetzt schon in die Glieder, dass es in meinen morschen Knochen nur so zieht und reißt. Ist es noch weit?«, knurrte Borst.
    Torbas schmunzelte. Als Adjutant und Waffenmeister des einstigen Königs von Pandorien wusste er, dass dieser mit seinen sechzig Jahren zwar nicht mehr der Jüngste, aber alles andere als ein gichtgeplagter Greis war. Borst kokettierte eben gerne mit seinem Alter, um sich damit jene Nachsicht zu verschaffen, die er überraschend wieder auszuspielen pflegte, wenn man es am wenigsten von ihm erwartete. Die Jahre hatten ihn eher zäher gemacht, die schmähliche Vertreibung durch seinen Vetter Entrin bärbeißig und das Leben als Vogelfreier zu einem listigen Fuchs. Vom Scheitel bis zur Sohle maß er sechseinhalb Fuß, er war ein zweihundertfünfzig Pfund schwerer Koloss, der mit seinem Langschwert auf dem Schlachtfeld weit jüngere Recken immer noch das Fürchten lehren konnte. Nur im Kampf pflegte er seinen berüchtigten

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